Startseite
Ostschweiz
Ressort Ostschweiz
Die St.Galler Kantonsregierung bezeichnet das Szenario einer Energiemangellage im Winter inzwischen als «wahrscheinlich». An der Pressekonferenz vom Mittwoch informieren Regierungsmitglieder über den aktuellen Stand der Dinge und mögliche Strategien.
So sollen 5 Prozent an Strom und 15 Prozent an Gas eingespart werden, schreibt der Kanton St.Gallen in einer beiliegenden Medienmitteilung. Würde dies nicht reichen, käme ein zweites Massnahmenpaket zum Zug. Vorgesehen wäre dann beispielsweise, wo möglich das Warmwasser an Wasserhähnen in Verwaltungsgebäuden abzuschalten.
Die Medienkonferenz ist beendet. Danke fürs Mitlesen.
Welche Gemeinden verbrauchen besonders viel Gas.
Andreas Bolliger: «Das ist sicherlich die Stadt St.Gallen, Gossau, generell ‹urbane› Zentren.»
Wie kann der Kanton messen, wie viel Strom eingespart wird?
Susanne Hartmann: «Das ist eben das Problem. Der Bund kann es nicht, wir können es nicht. Es fehlen einfach die technischen Messgeräte dafür.»
Welche Strassenlampen sind systemrelevant und warum?
Fredy Fässler: «Eine berechtigte Frage. Strassenlampen haben verschiedene Funktionen: Sie tragen zur Sicherheit bei, zum Wohlbefinden. Wir prüfen derzeit noch, ob und wo wir Strassenlampen überhaupt abschalten können. Wir müssen auch den Aspekt des subjektiven Sicherheitsempfindens in diese Überlegungen einfliessen lassen.»
Der Bund hat einen vierstufigen Gasverordnungsplan kommuniziert. Braucht es so etwas auch für den Strom?
Markus Bänziger: «Das ist gibt es bereits. Wir befinden uns momentan im Bereitschaftsgrad 1. Es gibt deren vier. Im vierten wird schon über Kontingentierungsmassnahmen diskutiert.»
Setzen wir den Fokus richtig, wenn wir über teilweise Abschaltungen von Strassenbeleuchtung sprechen? Gibt es nicht grössere Stromverbraucher?
Markus Bänziger: «Wenn wir den Verbrauch anschauen, gesamtschweizerisch, dann macht die Strassenbeleuchtung sicher einen geringen Teil aus. Aber wie gesagt: Jede Kilowattstunde zählt. Es ist auch wichtig, dass Industrien, die viel Strom verbrauchen, ihren Beitrag leisten.»
Gemäss Bund soll in einer kritischen Situation nicht zwischen systemrelevant und nicht systemrelevant unterschieden werden. Ist das wirklich so?
Fredy Fässler: «Natürlich gibt es systemrelevante Infrastrukturen, die möglichst nie unter Energiemangel leiden sollten. Diese haben wir auch im Fokus. Wir werden allerdings kaum auf Gesuche eingehen von Unternehmen, die von sich behaupten, systemrelevant zu sein.»
«Aktuell ist die Gasversorgung sichergestellt und läuft reibungslos», sagt der CEO von Erdgas Ostschweiz. Aber, wie wir alle wüssten, herrschten besondere Umstände.
Wir haben keinen Einfluss auf die Verfügbarkeit der Energie, sagt der Leiter Netz und Geschäftsleitungsmitglied SAK Jürg Solenthaler. Unsere Aufgabe ist es, die Stromversorgung sicherzustellen, aber auch unsere Kundinnen und Kunden auf Situationen, wie wir sie jetzt erleben, zu sensibilisieren.
Die SAK unterstützt die Sparmassnahmen des Bundes. Denn es sei wichtig, eine Kontingentierung zu verhindern. Mit ihrem Vier-Stufen-Plan versucht der Bund, dies sicherzustellen.
«Es darf nicht zu Strom- und Gaskontingentierungen kommen, geschweige denn zu kontrollierten Stromabschaltungen», sagt IHK-Direktor Markus Bänziger: «Das müssen wir verhindern.»
In einem Land wie der Schweiz gebe es allerlei Sicherheiten. Dazu zählt laut Bänziger nicht zuletzt die Energieversorgungssicherheit. Ein Blick in andere Länder zeige, dass dies keine Selbstverständlichkeit sei. Wolle man dieses Privileg halten, müsse man jetzt handeln. «Und zwar jeder einzelne.»
Sollte es trotz allem zu einer Energiemangellage kommen, seien die Unternehmen von nun an in der Pflicht, Notfallpläne zur Hand zu haben.
Rolf Huber, Präsident Vereinigung St.Galler Gemeindepräsidentinnen und -präsidenten, hebt die Kooperationsbereitschaft aller 77 Gemeinden im Kanton hervor. Mit Ausnahme einiger Kompromisse hätten auch die Gemeinden den vom Kanton vorgesehenen Einschränkungen zugestimmt.
«Der Kanton nimmt seine Verantwortung beim Energiesparen wahr. Zudem sind wir bereit, sollte uns der Bund weitere Aufgaben zuteilen», so Tinner, Vorsteher des Volkswirtschaftsdepartements. Trotzdem gelte es, weitere zentrale Fragen zu beantworten. Etwa die Frage nach der generellen Zuständigkeit in einer potenziellen «Krisenlage». Die Antwort darauf sei klar: Verantwortlich ist der Bund. In aller Deutlichkeit sagt Tinner: «Wir wollen keinen Flickenteppich.»
Die Vorsteherin Bau- und Umweltdepartement sagt gleich zu Beginn: «Es zählt jedes Grad und jede Kilowattstunde.» Von den vom Kanton empfohlenen Massnahmen sei niemand ausgeschlossen. Die Bevölkerung könne diese ebenso gut umsetzen wie der Kanton.
Hartmann zählt die Einschränkungen auf, die sich die Kantonsregierung in ihren Gebäuden auferlegt hat. Darunter etwa die Senkung der Raumtemperatur auf 19 bis 20 Grad, den Verzicht auf eine Weihnachtsbeleuchtung im Inneren der Verwaltungsgebäude bis hin zur Abschaltung des Warmwassers in ebendiesen.
Die Weichen der Politik seien damit gestellt. Der Kanton wolle mit gutem Beispiel vorangehen.
Die Medienkonferenz startet. Regierungspräsident Fredy Fässler hat das Wort.
«Wir beabsichtigen ein möglichst deutliches Signal auszusenden, dass wir jetzt sofort Energie sparen wollen. Jede und jeder kann einen Beitrag dazu leisten, dass wir dieses Ziel erreichen.» So sei denn auch das Aufgebot zu rechtfertigen, mit dem sich die St.Galler Regierung an diesem Mittwoch an die Medien wendet.
Alle hätten das gleiche Ziel: Man will eine Energiemangellage um jeden Preis verhindern. Auszuschliessen sei dieses Szenario wahrlich nicht, weshalb der Kanton auch sämtlichen Unternehmen nahelegt, sich jetzt schon Gedanken zu machen, welche Schritte man in einer derartigen Situation ergreifen könnte.
Fredy Fässler übergibt an Regierungsrätin Susanne Hartmann.
Guten Tag! Wir begrüssen Sie zur Medienorientierung aus dem St.Galler Pfalzkeller. Thema der Stunde ist die Energiemangellage, die uns wohl demnächst akut bedrohen wird. Die Kantonsregierung hält dieses Szenario zumindest für «wahrscheinlich», wie aus ihrer Medieneinladung hervorgeht. Auf eine Mangellage im Winter will man vorbereitet sein – nicht nur auf Kantonsebene. Auch die Gemeinden, die Unternehmen und die involvierten Strom- und Gasorganisationen studieren mögliche Strategien ein.
An diesem Mittwoch informieren die zuständigen Stellen über den aktuellen Stand der Dinge. Die Konferenz startet um 12.15 Uhr. Mit dabei sind:
Im Vorfeld der Konferenz, am Mittwochvormittag, äusserten sich die Ostschweizer Regierungen bereits in einer gemeinsamen Medienmitteilung zur Gasverordnung des Bundes. Dieser hatte einen Vier-Stufen-Plan vorgestellt, den die Ostschweizer Kantone grösstenteils unterstützen. Ihre wenigen Vorbehalte bringen sie deutlich zum Ausdruck: