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In der aktuellen Folge der TVO-Talksendung «Zur Sache» diskutieren Regierungsrat und Gesundheitsdirektor, Bruno Damann, und die Präsidentin des Verbands der Pflegenden, Cornelia Hartmann, über den Personalmangel in der Pflege und welche Sofortmassnahmen vom Kanton kommen müssen.
Eigentlich sind sich der St.Galler Gesundheitsdirektor Bruno Damann und die Präsidentin des Verbands der Pflegenden (SBK) St.Gallen-Appenzell, Cornelia Hartmann, in vielen Punkten einig. Etwa, dass im Kanton St.Gallen Pflegende, insbesondere diplomierte Pflegefachpersonen, fehlen.
Auch, dass der Kanton St.Gallen schon einige gute Massnahmen auf den Weg gebracht hat, stellt Cornelia Hartmann am Mittwoch im TVO-Talk «Zur Sache» nicht in Abrede, nachdem Damann seine immer gleiche Liste herunterrattert: «Wir haben als einziger Kanton eine Fachstelle für die Aus- und Weiterbildung in der Pflege im Departement für Gesundheit eingerichtet. Wir haben die Spitäler dazu verpflichtet, FaGes auszubilden. Und wir haben Wiedereinsteigerkurse, die der Kanton finanziert.»
Sofortmassnahmen aber seien in der Politik schwierig. Das brauche eben seine Zeit, sagt Damann. Dafür hat Hartmann auch Verständnis, womit die Einigkeit der beiden auch schon vorbei ist. Hartmann streicht heraus: «Es geht zu langsam», und:
«Es reicht nicht, was der Kanton St.Gallen bis jetzt unternommen hat.»
Es sei bezeichnend, dass 36 Prozent der Berufsaussteigenden zwischen 22 und 24 Jahre alt seien, findet Hartmann. «Wie kann man das verhindern?», fragt Moderator Dumeni Casaulta. «Mit Wertschätzung in Form von guten Führungspersonen und guter Schichtgestaltung und mit Zeit. Zeit, die ich für meine Arbeit habe, aber auch, für mich selbst, für den Ausgleich», sagt Hartmann.
Stattdessen habe der Kanton St.Gallen vor 15 Jahren die Schichtzulagen von 20 auf 10 Prozent gesenkt. Das heisst: Pro Stunde, die Sonntags- oder Nachtdienst geleistet wird, werden den Pflegenden nur noch eine Stunde und sechs Minuten Kompensationszeit gut geschrieben und nicht mehr eine Stunde und zwölf Minuten.
Damit sich die Arbeitsbedingungen für die Pflegenden verbessern können, wird der SBK zusammen mit der SP in der Februar-Session des Kantonsrats einen Sonderkredit fordern. «Bruno Damann, dürfen die Pflegenden hier auf die Unterstützung der Regierung hoffen?», fragt Dumeni Casaulta den Gesundheitsdirektor. Dieser antwortet:
«Der Sonderkredit wird nicht viel bringen.»
Die Regierung sei sich schon einig, dass man der Pflege 2024 das nötige Geld zur Verfügung stellen wolle. «Der Kredit, den die SP und der SBK wollen, ist sogar zu klein.» Das habe man alles schon durchgerechnet. 5 bis 6 Millionen Franken werde es kosten, die Ausbildungsoffensive umzusetzen und die Arbeitsbedingungen der Pflegenden zu verbessern.
«Ich kann Frau Hartmann nur unterstützen, dass sich da etwas tun muss. Wenn jemand FaGe gelernt hat und eine zweijährige Weiterbildung absolvieren möchte, verdient er oder sie in dieser Zeit einen Lehrlingslohn. Das kann einfach nicht sein», sagt Damann. Er möchte deshalb erreichen, dass der Kanton ab 2024 Weiterbildungen und Quereinsteigerinnen finanziert.
Hartmann betont, dass schon viel früher etwas hätte unternommen werden müssen. Die Probleme, über die heute diskutiert würden, hätten schon lange vor der Pandemie bestanden.
«Gibt es denn etwas, was man jetzt unternehmen kann?», möchte daraufhin Casaulta wissen. Ein klares «Ja» kommt darauf auch von Hartmann nicht. Sie unterstreicht dafür erneut die Forderung nach den Geldern vom Kanton zur Verbesserung der Schichtzulagen und Zeitkompensation. Von den Gesundheitsinstitutionen wünscht sie sich neue, kreative Arbeitsmodelle.
Damann nutzt die Chance und hält fest: «Da sind die Arbeitgeber in der Pflicht. Ich kann den Spitälern doch nicht vorschreiben, welche Arbeitszeitmodelle sie machen.» Damit sind sich Hartmann und Damann am Ende doch einig: Die Arbeitgeber müssen kreativ werden.