Schifffahrt
Rettungsanker vom Bund: Betrieb der Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein läuft nach Corona wieder an

Die Schweizerische Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein (URh) verbucht zwar in der Rechnung 2021 einen Gewinn, doch die vergangenen beide Jahre waren schwierig für das Unternehmen. Nun sehen die Verantwortlichen wieder Licht am Horizont: Die Saison ist gut gestartet. Was noch fehlt, ist eine neue Bordgastronomie.

Thomas Güntert
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Die Aktionäre geben an Generalversammlung der Schifffahrt Untersee und Rhein (URh) in der Mehrzweckhalle Schanz in Stein am Rhein ihre Stimme ab.

Die Aktionäre geben an Generalversammlung der Schifffahrt Untersee und Rhein (URh) in der Mehrzweckhalle Schanz in Stein am Rhein ihre Stimme ab.

Bild: Donato Caspari

«In der Saison 2021 ist es auf und ab gegangen, und wir haben uns gefühlt wie auf einer Achterbahn», sagte der Verwaltungsratspräsident Sönke Bandixen. Er konnte am Montagnachmittag an der Generalversammlung der Schweizerischen Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein (URh) 266 der rund 3300 Aktionäre begrüssen. Mit rund 28'500 Franken war ein Anteil von rund 71 Prozent der Aktienstimmen in der Mehrzweckhalle Schanz in Stein am Rhein vertreten. Bei der Begrüssung des Thurgauer Regierungsrats Walter Schönholzer sagte Bandixen, dass acht der 17 jeweils angefahrenen Landestellen im Thurgauer Hoheitsbetrieb liegen.

Schönholzer bezeichnete die Schiffsroute auf Untersee und Rhein als eine der schönsten Stromfahrten Europas und merkte an, dass die Corona-Schutzmassnahmen der URh auch im letzten Jahr stark zugesetzt haben. Die faktische Grenzschliessung zu Deutschland Anfang Jahres, die geschlossene Bordgastronomie und die anfängliche Maskenpflicht auf dem Aussendeck haben viele Menschen von einer Schiffsreise abgehalten. Schönholzer sagte aber auch, dass die Coronapandemie dazu geführt hat, dass die Schweizerinnen und Schweizer die schöne Urlaubsregion am Untersee und Rhein neu entdeckt haben. Erstmals wurden 26 Prozent der Tickets für die Rundfahrten online verkauft, was einer Verfünffachung der Vorjahre entspricht.

Der Thurgauer Regierungsrat Walter Schönholzer spricht an der Generalversammlung der Schweizerischen Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein (URh).

Der Thurgauer Regierungsrat Walter Schönholzer spricht an der Generalversammlung der Schweizerischen Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein (URh).

Bild: Donato Caspari

2500 Liter Glühwein auf der MS Glührhein

Einen Aufschwung nach dem nasskalten Sommer gab es erst durch das zusätzliche Herbst-Hopping-Angebot, das an fünf Wochenenden von rund 2100 Passagieren genutzt wurde. Als weiteres Zusatzangebot ist die MS Stein am Rhein im November und Dezember zur MS Glührhein umfunktioniert worden. Die Gäste haben insgesamt 2500 Liter Glühwein getrunken. Bandixen gab allerdings zu bedenken, dass es ohne Stützungsbeiträge und Forderungsverzichte der öffentlichen Hand im vergangenen Jahr einen Unternehmensverlust von rund 800'000 Franken gegeben hätte.

Ein Gewinn von 300'500 Franken

Die Erfolgsrechnung 2021 schliesst bei einem Gesamtertrag von 3,99 Millionen mit einem Jahresgewinn von rund 300500 Franken, wodurch sich das Eigenkapital auf 5,23 Millionen Franken erhöht. Im Jahr 2021 wurden rund 275500 Personen befördert. Das entspricht einem Minus von 20 Prozent gegenüber dem Vor-Corona-Jahr 2019. Gegenüber 2021 konnten bereits wieder eine Passagierzunahme von 20 Prozent und 30 Prozent mehr Dienstleistungserlöse verzeichnet werden. (gün)

Geschäftsführer Remo Rey spricht an der Generalversammlung der Schweizerischen Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein (URh).

Geschäftsführer Remo Rey spricht an der Generalversammlung der Schweizerischen Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein (URh).

Bild: Donato Caspari

Nebst allgemeinen Kosteneinsparungen wurde auch auf die Aktionärsvergünstigungen verzichtet und die Sitzungsgelder der Verwaltungsratsmitglieder gestrichen. Die Anwesenden nahmen die Rechnung ohne Gegenstimmen ab. Ebenso einstimmig ist der komplette Verwaltungsrat für weitere vier Jahre im Amt bestätigt worden. Lediglich bei der Wahl der Revisionsstelle, der OBT Weinfelden, gab es eine Gegenstimme.

Bordgastronomie wirft das Handtuch

Bandixen sagte, dass die Partnerschaft mit der Bordgastronomie, dem Schaffhauser Cateringunternehmen Fix und Fein, Ende Saison endet. Der Gastronom André Müller erklärte, dass er nach einer Risikoanalyse während der Coronapandemie die achtjährige Zusammenarbeit gekündigt hat. Der Verwaltungsrat ist zuversichtlich, dass noch in diesem Jahr eine neue Bordgastronomie gefunden wird. URh-Geschäftsführer Remo Rey zeigte sich erfreut, dass die neue Saison bis zum 21. Mai mit rund 42'000 Passagieren gut angelaufen ist. «Wir sind mittlerweile nicht nur Kursschiff, sondern auch Velotransporter», sagte er zum stark aufkommendem Velotourismus. Im Anschluss an die Generalversammlung gingen die Aktionäre auf eine Rundfahrt auf den Untersee und haben die traditionelle Matrosenwurst gegessen.