Schifffahrt
Kochlöffel statt Enterhaken: Kochpiraten kapern die Bordgastronomie der Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein

Die Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein AG hat mit der Kochpiraten GmbH aus Islikon eine neue Betreibergesellschaft für die Bordgastronomie gefunden. Das Unternehmen von Hotelier Renato Blättler sowie Metzger und Caterer Andreas Würmli übernimmt ab der Saison 2023.

Thomas Güntert
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Sie stossen auf der MS Munot auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit an: URh-Geschäftsführer Remo Rey, die Kochpiraten Renato Blättler und Andreas Würmli sowie URh-VR-Präsident Sönke Bandixen und Beat Hedinger von Schaffhauserland-Tourismus.

Sie stossen auf der MS Munot auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit an: URh-Geschäftsführer Remo Rey, die Kochpiraten Renato Blättler und Andreas Würmli sowie URh-VR-Präsident Sönke Bandixen und Beat Hedinger von Schaffhauserland-Tourismus.

Bild: Thomas Güntert
«Ein Schiff ohne Bordgastronomie ist wie Tanzen mit der eigenen Schwester. Da fehlt einfach der Pepp.»

Das sagte Sönke Bandixen, Verwaltungsratspräsident der Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein (URh), am Donnerstagmorgen bei einer Medienorientierung an der Schaffhauser Schifflände. Die Bordgastronomie der URh wurde seit acht Jahren von der Firma fix & fein, einer Tochtergesellschaft der Müller Beck AG geführt. Firmeninhaber André Müller hatte vor längerem bereits angekündigt, den Vertrag mit der URh aufgrund einer Risikoanalyse anlässlich des Generationswechsels im eigenen Betrieb nicht mehr zu verlängern.

Zwei erfolgreiche Unternehmer

Die Kochpiraten: Das sind der Hotelier Renato Blättler sowie der Fleischproduzent und Logistiker Andreas Würmli. Blättler führt in Islikon mit 22 Mitarbeitenden das bekannte Seminarhotel Greuterhof mit 38 Zimmern und Gastronomiebereich. Andreas Würmli hat im Nachbardorf Gundetswil eine Metzgerei mit Filialen in Elgg und Neftenbach. Er beliefert die Gastronomie direkt mit Fleisch- und Wurstwaren und hat ein Cateringunternehmen, das über 5000 Personen versorgen kann. Seine 130 Mitarbeitenden teilen sich 80 Vollzeitstellen. (gün)

Die URh suchte deshalb mit externer Unterstützung der Gastronomieberatungsfirma Desillusion GmbH ab der Saison 2023 eine Nachfolge. In der Region wurden 40 Gastronomiebetriebe angeschrieben, worauf zwölf zu den Besichtigungsterminen kamen und vier eine Bewerbung abgaben. Der Verwaltungsrat entschied sich einstimmig für die Kochpiraten GmbH mit Sitz in Islikon. Badixen sagte:

«Das Zusammenspiel der kreativ-überraschenden Gastronomiekonzepte mit den langjährigen Produktions- und Logistikerfahrungen sowie dem spürbaren Enthusiasmus der beiden Geschäftsführer hat für uns den Ausschlag gegeben.»

Für einen guten Betrieb braucht es gute Leute

«Keine andere Gastronomie ist so sehr auf die Logistik angewiesen wie die Bordgastronomie», sagte Remo Rey, Geschäftsführer der URh. Die Ware wird jeden Morgen portioniert und frisch auf die sechs Schiffe verteilt sowie bei Bedarf tagsüber an den Anlegestellen ergänzt. Kochpiraten-Co-Geschäftsführer Renato Blättler sieht in der Logistik das kleinere Problem.

«Da wissen wir, dass es klappt, schwieriger ist es, gute Leute zu finden.»

Nachdem es in der Gastronomie in den letzten beiden Coronajahren Schliessungen und Kurzarbeit gab, haben viele Fachleute den Bereich gewechselt. «Gute Leute sind rar geworden», sagte Blättlers Partner Andreas Würmli. Beide sind stark daran interessiert, Mitarbeitende des bisherigen Gastronomiepächters zu übernehmen. Die Kochpiraten sind sich bewusst, dass sie als attraktiver Arbeitgeber mit guten Anstellungsbedingungen auftreten müssen, wenn sie gutes Personal finden wollen.

Gastronomie an Bord eines URh-Schiffes.

Gastronomie an Bord eines URh-Schiffes.

Bild: PD

Bei der Medienkonferenz war auch Beat Hedinger als Direktor von Schaffhauserland Tourismus und Geschäftsführer vom Schaffhauser Blauburgunderland dabei. Hedinger überzeugt das Konzept der Kochpiraten, die mit emotionalen Erlebnissen die Passagiere nachhaltig für die Region begeistern wollen.

«Wir stehen für ausgefallene regionale Esskombinationen und interessante Neuinterpretationen.»

Das sagte Co-Geschäftsführer Würmli. Bis Ende des Jahres wollen die Kochpiraten Prozesse erarbeiten, Angebote definieren und Personal rekrutieren. Rey bemerkte, dass der Saisonstart traditionell von null auf hundert erfolgen wird. «Der Karfreitag ist bei uns einer der bestfrequentiertesten Tage im Jahr.»