Startseite
Ostschweiz
Frauenfeld & Untersee
Unbekannte haben in Pfyn einen rassistischen Spruch, Referenzen zum FC St.Gallen und Nazi-Symbole auf Tafeln und Gebäude gesprayt. Ist das ein Bubenstreich oder sind das Vorzeichen einer Radikalisierung?
Nachdem ein Anwohner in Pfyn bereits am Montag rassistische Sprayereien entdeckt hatte, wird jetzt klar, dass die unbekannten Täterinnen und Täter wohl noch an anderen Orten am Werk waren und Nazi-Symbole hinterlassen haben. «88» und «hh» steht auf der Tafel des Biberpfades, das gleiche nochmal ergänzt mit «DÖLF» in Grossbuchstaben am Badigebäude in Pfyn.
Alle Schriftzeichen stehen für Hitler. Die 88 meint «Heil Hitler», die 8 ist der achte Buchstaben im Alphabet. «Es muss davon ausgegangen werden, dass es sich um dieselbe Täterschaft handelt», schreibt die Kantonspolizei Thurgau auf Anfrage. Davon geht auch die Pfyner Gemeindepräsidentin Jacqueline Müller aus, die alle Sprayereien angezeigt hat.
«Wir dulden solchen Vandalismus keinesfalls und erheben konsequent Strafanzeige.»
Ob die Nazi-Symbole und rassistischen Parolen reine Provokation sind oder als Zeichen einer Radikalisierung der Täterschaft gewertet werden müssen, ist für Patrik Manzoni schwierig einzuschätzen. Er forscht an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften zu Jugendgewalt und hat eine Studie zu politischem Extremismus unter Schweizer Jugendlichen durchgeführt. Er sagt:
«Bekannt ist, dass Rechtsextremismus tendenziell eher auf dem Land verbreitet ist als in der Stadt.»
Vieles im Jugendalter sei Provokation, meint er. «Wenn es weitere Hinweise auf eine Radikalisierung gibt, wie etwa Kleidersymbolik oder verbale Äusserungen, dann müsste wohl genauer hingeschaut werden.»
Dass neben den Nazi-Symbolen auch Referenzen zum FC St.Gallen in Pfyn auf Tafeln und Gebäude gesprüht wurden, ist für Manzoni ein möglicher Hinweis auf Fussball-Ultras. «Bei solchen Gruppen gibt es eine gewisse Überschneidung mit der rechtsextremen Szene.» Oft gehe es aber auch darum, das eigene Revier zu markieren.
Nachdem am Montag die Anzeige wegen der Schmierereien eingegangen war, hat die Kantonspolizei Thurgau die Ermittlungen aufgenommen. «Über das Motiv der zum jetzigen Zeitpunkt noch unbekannten Täterschaft können wir aus nachvollziehbaren Gründen keine Angaben machen», schreibt Michael Roth, Mediensprecher der Kantonspolizei.
«Die Täterschaft soll sich stellen und für den Schaden aufkommen!» Das fordert Gemeindepräsidentin Jacqueline Müller. Wie teuer die Entfernung der grünen Farbe ist, kann sie noch nicht einschätzen. Ein besprayter Stromkasten, das Badigebäude und eine verunstaltete Mauer gehören der Gemeinde. Die Biberpfad-Tafel ist im Besitz des WWFs. Müller sagt:
«Den Schaden können wir noch nicht genau beziffern. Es hängt auch davon ab, ob wir die Tafeln selber reinigen können.»
Das Badigebäude müsse die Gemeinde aber sicher übermalen lassen. Um die Verantwortlichen zu finden, bittet Gemeindepräsidentin Jacqueline Müller um sachdienliche Hinweise.