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Die Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein (URh) startet am Karfreitag in ihre neue Saison. Weil der Rhein zu wenig Wasser führt, steht wiederum der Niedrigtarifbetrieb des Vorjahres an. Die Verantwortlichen bleiben trotzdem optimistisch.
«Das Geschäftsjahr 22 ist ausserordentlich gewesen», sagte Sönke Bandixen an der Medienkonferenz am Donnerstag auf der «MS Arenenberg». Selten zuvor verzeichnete die Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein (URh) eine so starke Feiertagsfrequentierung wie im vergangenen Jahr. Aber auch noch nie so lange musste sie mit so wenig Wasser auf dem Rhein auskommen.
Fast zwei Drittel der Saison konnte der Abschnitt zwischen Stein am Rhein und Diessenhofen von den schweren Schiffen der URh-Flotte nicht befahren werden. Die Strecke Schaffhausen nach Stein am Rhein gilt bei der URh als Paradelinie, weil auf der zweistündigen Fahrt der meiste Umsatz pro Fahrgast gemacht wird. Verwaltungsratspräsident Bandixen sagte an der Schifflände in Schaffhausen:
«Da kann man essen, trinken und nochmals einen Halben nehmen.»
Geschäftsführer Remo Rey bemerkte hingegen, dass das Geschäftsjahr 2022 trotz der tiefen Passagierfrequenzen mit einem positiven betrieblichen Cashflow von 184’000 Franken abgeschlossen werden konnte. Verteuerte Material- und Betriebskosten, Abschreibungen sowie Devisenkorrekturen führten jedoch zu einem Unternehmensverlust von 613’000 Franken. «Das Minus der URh ist eine Ausnahme bei den 16 kommerziellen Schifffahrtsgesellschaften der Schweiz, die alle wieder auf dem Niveau des Vor-Corona Jahres 2019 oder besser abgeschlossen haben», sagte Bandixen.
Die URh hatte im letzten Jahr mit 285’249 Passagieren immer noch einen Achtel weniger Fahrgäste als 2019. «Mehrere solche Jahre hintereinander sind nicht tragbar für die URh», sagte Bandixen und betonte, dass die Investitionen dann nicht mehr getragen werden können. In der Winterpause wurde die Werft in Feuerthalen für eine halbe Million Franken renoviert und ausgebaut, und bei der «MS Thurgau» wurden für 180’000 Franken eine Generalrevision der beiden Motoren und eine Schalenkontrolle durchgeführt.
Der Klimawandel mit seinen Extremwetterereignissen fordert die URh zunehmend heraus. Im Jahr 2019 kam nach dem Niedrigwasser auch noch ein Hochwasser dazu, bei dem die Schiffe in Diessenhofen nicht unter der Brücke durchfahren konnten. In der vergangenen Saison musste an 113 von 179 Fahrtagen zwischen Diessenhofen und Stein am Rhein der Kursbetrieb eingestellt werden. Bandixen sagte:
«Es braucht weniger Tiefgang oder mehr Wasser in der Rinne.»
Gleichzeitig bemerkte er, dass die URh mit den Kantonen bezüglich Geoengineering im Rhein im Gespräch ist. «Es wird aber sehr schwierig werden», sagte er. Für den Niedrigwasserbetrieb neue Schiffe anzuschaffen, würde die URh finanziell überfordern. Bandixen sieht eine langfristige Strategie in der Stärkung der Schifffahrt auf dem Untersee. Ein Blick in die nahe Zukunft machte Renato Blättler, der mit der Kochpiraten GmbH aus Gachnang die Gastronomie an Bord übernommen hat und das Angebot an Bord mit einigen Veränderungen attraktiver machen will.
Die URh fährt bis auf weiteres im Niedrigwasserfahrplan. Bis zum 29. April fahren die Schiffe donnerstags bis sonntags mit Ausnahme vom Streckenabschnitt Diessenhofen nach Stein am Rhein nach Fahrplan. Zudem gibt es zwischen Schaffhausen und Diessenhofen vier Rundfahrten und in Stein am Rhein eine weitere Rundfahrt auf dem Untersee. Allerdings nur bei einer Belegung von 20 Fahrgästen.
Ab dem 30. April soll die URh-Flotte nach genügend Wasser unterm Kiel wieder täglich auf Untersee und Rhein verkehren. Die Abfahrtszeiten gibt es im Internet unter www.urh.ch.