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Ostschweiz
Frauenfeld & Untersee
Nachdem der Verein Pro Dampfer zunächst nicht für Geld aus dem Erlös der Partizipationsscheine der Thurgauer Kantonalbank (TKB) berücksichtigt war, steht der ökologische Schaufelraddampfer nun doch auf der Liste der vorberatenden Kommission des Grossen Rates. Vereinspräsident Raimund Hipp freut's, aus verschiedenen Gründen.
Herr Hipp, hat sich das Lobbying in Frauenfeld gelohnt?
Raimund Hipp: Ja klar. Wir sind erleichtert, und es freut uns, dass die unabhängige, paritätisch zusammengesetzte Kommission nun doch noch erkannt hat, dass es sich bei unserem ökologischen Schaufelraddampfer um ein wertvolles Projekt handelt.
Vor einem Jahr bemängelten Sie den unfairen Wettbewerb. Ist er jetzt mit dem Vorschlag für die Beteiligung von 3,13 Millionen Franken fair?
Das müssen die Kommission, dann der Grosse Rat und später das Stimmvolk entscheiden. Wir sind froh, dass unser Projekt mit überregionaler Strahlkraft besser abschneidet und die grosse Hürde gemeistert hat. Das verleiht uns zusätzlichen Schub.
Die Kehrtwende verleiht also vor allem finanziellen Schub?
Ja. Mit der Million Eigenkapital sowie dem Geld von den TKB-Millionen erhalten wir zusätzliche Argumente, um weitere potenzielle Investoren anzufragen. Für unser Projekt mit geschätzten Kosten von 12 bis 14 Millionen Franken benötigen wir rund 8 Millionen Franken Eigenmittel, um überhaupt ernsthaft bei einer Werft eine Bauofferte einzuholen.
Sie kritisierten auch, dass die Bewertungskriterien unfair seien. Jetzt hat aber vor allem auch die geografische Lage den Ausschlag gegeben, einverstanden?
Nicht nur. Insgesamt sind die vorgeschlagenen Projekte im ganzen Kanton breiter verteilt, wie auch die Aufnahme des Klosters Fischingen zeigt. Aber vereinzelt war die Vergabe einzelner Bewertungspunkte schon fragwürdig. Das haben wir bemängelt und jetzt recht bekommen.
Beim ökologischen Schaufelraddampfer gibt immer wieder die technische Machbarkeit zu reden. Was ist aktueller Stand der Dinge?
Auf der technischen Seite haben wir viele offene Fragen ausräumen können, gerade was die Sicherheitsaspekte auf dem Rhein betreffen. Die Manövrierbarkeit auf diesem doch komplexen Gewässer gewährleisten Bugstrahlruder sowie Zusatzsteuerungen im Heck. Insgesamt ist das wohl nicht schlechter als bei den heutigen Schiffen, ein Schaufelraddampfer wäre voll manövrierfähig. Auch unser Schiffsbauingenieur ist dieser Meinung.
Bei der Schifffahrtsgesellschaft für Untersee und Rhein (URh) und deren nautischem Personal hingegen herrscht weiterhin Skepsis?
Unsere Zusammenarbeit läuft gut. Das zeigt auch ein Workshop, den wir mit der URh im Januar durchgeführt haben. Es braucht aber auch noch Überlegungen, was den Betrieb betrifft, wie und ab wie vielen Fahrgästen ein Schaufelraddampfer rentabel betrieben werden kann. Die Preisschilder sind noch vage, aber wir arbeiten an einem Businessplan, um möglichst realitätsnah zu planen.
Sie wurden zuletzt auch beim Bundesamt für Verkehr (BAV) vorstellig. Wie war dort der Tenor?
Zeitlich war das Treffen sehr nahe beim Tauchunfall auf dem Rhein bei Diessenhofen. Die Gefahr für Schwimmer war darum ein wichtiger Diskussionspunkt. Wir haben in der Zwischenzeit für viele Problemstellungen Lösungen erarbeitet, so kann die Gefahr für Schwimmer durch Schutzrechen verringert werden, die man bei Bedarf während der Fahrt vor den Schaufelrädern herunterklappen kann.
Was sind nächste Schritte für Ihren Verein?
Die Arbeitsgruppe Finanzen sitzt bald zusammen, um nach dem Erfolg mit den TKB-Millionen fürs Fundraising weiter zu überlegen, wen man als zusätzlichen Investor anfragen will. Wer das sein könnte, wollen wir aber aus taktischen Überlegungen nicht verraten. Ein weiterer Kontakt mit dem Bundesamt ist in der zweiten Jahreshälfte wohl ebenfalls sinnvoll, um die technischen Resultate zu diskutieren und allfällige Anpassungen machen zu können. Wir sind weiter zuversichtlich und arbeiten zügig weiter. Wir wissen immer noch über 1500 Vereinsmitglieder in unserem Rücken.
Alle Infos unter: www.prodampfer.org