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Am 1. Dezember ist Premiere von «Maria, Maria!». Auf zehn öffentlichen theatralen Stadtführungen durch die Frauenfelder Innenstadt spielt Susanne Odermatt eine moderne Maria, die frech ist und die Leute zum Schmunzeln bringt. Eine erste Führung des Weihnachtsspiels ist schon ausgebucht.
Das Problem ist pikant, aber irgendwie auch menschlich. Maria ist schwanger, jedoch nicht von Josef. «Wie sag' ich es ihm bloss?» Diese Frage schwebt über dem diesjährigen Frauenfelder Weihnachtsspiel, das «Maria, Maria!» heisst. Die Frauenfelder Schauspielerin Susanne Odermatt mimt die Mutter Gottes auf ihrem Weg der Schwangerschaft und mit Josef auf dem Weg nach Bethlehem. Diesen Donnerstag, 1. Dezember, feiert «Maria, Maria!» Premiere. Am Abend zuvor schlüpft Odermatt im Zweipersonenstück «Die Deutschlehrerin» im Winterthurer Theater am Gleis in eine völlig andere Rolle. Odermatt bekommt das mit Leichtigkeit hin.
Vom Weihnachtsspiel «Maria, Maria!» sind diesen Advent zehn öffentliche Führungen geplant. Die Führung am 12. Dezember ist bereits ausgebucht. Für die Durchführungen am 1., 3., 6., 9., 10., 14., 20., 21. und 22. Dezember sind noch Plätze frei. Aktuell gibt es schon knapp 150 Anmeldungen. Werktags beginnen die Führungen um 18.30 Uhr, am Samstag (3. und 10. Dezember) geht es um 18.45 Uhr los. Eine Anmeldung ist erforderlich bei Regio Frauenfeld Freizeit & Tourismus am Bahnhof (www.regiofrauenfeld-tourismus.ch). Pro Person kostet die einstündige Führung 20 Franken. Da es sich um eine Outdoor-Veranstaltung handelt, die bei jeder Witterung stattfindet, ist warme Kleidung zu empfehlen. (ma)
Das diesjährige Weihnachtsspiel ist eine Wiederaufnahme aus den Jahren 2016/17 und bildete den Auftakt zur erfolgreichen, beliebten Veranstaltungsreihe – seit Anbeginn eine Produktion von Regio Frauenfeld Freizeit & Tourismus. Nach Maria kam Josef zum Zug, in den vergangenen zwei Jahren trat der Esel in der Person von Herrn Fässler ins Rampenlicht. Vor Corona kamen zuletzt über 600 Weihnachtsfreunde. Bei «Ein Esel packt aus» wäre diese Zahl übertroffen worden, hätte es keine pandemiebedingten Absagen und Besucherzahlbeschränkungen gegeben.
Vom 1. bis 25. Dezember findet eine einstündige Adventstour durch die Innenstadt in Form einer QR-Code-Schnitzeljagd statt. An verschiedenen Stationen gelangt man nach dem Scannen zu humorvoll erzählten Sequenzen aus den Erlebnissen von Maria und Josef auf dem Weg nach Bethlehem. Genaues Hinhören lohnt sich, denn zu jeder Geschichte muss eine Frage beantwortet werden. Am Ende können das Lösungswort und Kontaktdaten angegeben werden, um an der Verlosung von Einkaufsgutscheinen teilzunehmen. Der Schnitzeljagd-Plan ist unter www.advent-frauenfeld.ch, bei Regio Frauenfeld Freizeit & Tourismus am Bahnhof sowie an den Infoschaltern des Rathauses, des Schlossparks und der Passage erhältlich. (red)
Im Rahmen der weihnachtlichen Stadtführung eine Stunde Schauspiel bei Wind und Wetter: Das zehrt an der Substanz. Schauspielerin Odermatt hat von 2016 und 2017 gelernt. Sie erzählt:
«Ich war nämlich tatsächlich nicht von Anfang an gewappnet für sehr kalte Tage und hatte zu Beginn noch keine Wärmebeutel dabei.»
Das erste Mal bei Minusgraden waren ihre Hände so kalt, dass sie den Babybauch nicht mehr selber mit einem Gummizug montieren konnte. Im «La Trouvaille» in der Altstadt bekam sie Hilfe. Mittlerweile wird ihr definitiv nicht mehr kalt, trägt sie doch mehrere Schichten Thermokleidung sowie Marias Kleid und den Mantel. Und immer dabei sind eben die Wärmebeutel.
Das von Theatermacher Giuseppe Spina (Theaterwerkstatt Gleis 5) geschriebene Stück erzählt auf humorvolle und zugleich besinnlich-poetische Weise Episoden aus der Weihnachtsgeschichte durch Marias Brille. Start ist beim Soldatendenkmal, die Schlussszene vor der evangelischen Stadtkirche. Es geht um alltägliche Beziehungsanimositäten beim jungen Paar, Herausforderungen einer Patchworkfamilie, Wunschlisten für Babygeschenke und um das Navigationsgerät, das nicht funktioniert. Es ist beschwingtes Stationentheater mit nur wenig Drama. «Wir haben die Religion bewusst aussen vor gelassen», sagt Odermatt. Dafür kann man auch schmunzeln.
Die 47-Jährige kann viele Figuren. Aber sie muss sich mit ihnen vereinbaren können. Maria aus Spinas Feder sagt Odermatt jedenfalls sehr zu. Sie sagt:
«Es ist eine freche, emanzipierte Maria. Definitiv kein verschupftes Hausmütterchen.»
Sie spiele gerne diese bodenständige, starke Figur. Maria sagt in dieser Interpretation eben nicht die Heilige, sei nicht entrückt, sondern halte den männlichen Figuren stand. Was aber Odermatt gemerkt hat: Ihre eigenen Kinder sind heute zehn- und achtjährig. 2016/17 sei sie noch viel näher an ihren eigenen Schwangerschaften gewesen. Deshalb sei Maria nun auch gereifter und bedachter. Dass heuer nur an einem Ort die Weihnachtsbeleuchtung in Betrieb ist, spielt für Odermatts Szenen keine Rolle. Besinnlich und gewiss auch humorvoll wird es so oder so.