Seit vier Jahren ist es verboten, in Thurgauer Wäldern Paintball zu spielen. Den Paintball Adventure Club, der sich gegen das Verbot wehrte, gibt es zwar nicht mehr. Doch die Szene lebt weiter und will erneut gegen das Verbot kämpfen.
FRAUENFELD. Die Jungfreisinnigen und der Paintball Adventure Club (Pac) hatten vergeblich gekämpft: Seit dem 1. April 2012 ist Paintball in Thurgauer Wäldern verboten. Damals ist das revidierte Waldgesetz in Kraft getreten. Nur kurz darauf beklagte der Pac einen Mitgliederschwund, den er auf das neue Gesetz zurückführte. Mittlerweile gibt es den Club nicht mehr. Ist die Paintball-Szene im Thurgau nach dem Verbot gestorben?
«Nein», sagt Christof Wüthrich vom Verband Swiss Paintball Federation. Bis vor kurzem fanden nämlich Paintball-Spiele im Thurgau statt – wenn auch nicht im Wald, sondern in einer privaten Kiesgrube in Aadorf. Mittlerweile wurde die Kiesgrube aber verkauft. Der neue Besitzer erlaubt keine Paintball-Spiele mehr in der Grube. «Wir suchen daher einen geeigneten Ort für Paintball im Thurgau», sagt Wüthrich. Unterstützung bekommen sie dabei von den Jungfreisinnigen Thurgau. Sie sind der Meinung, dass die gesetzliche Regulierung zu streng ist. Dieser Ansicht waren sie bereits 2011, als das Verbot im Grossen Rat diskutiert wurde. «Doch die Diskussion ist auf einen schlechten Moment gefallen», sagt Marcel Schuler von den Jungfreisinnigen.
Damals hätten nämlich alle noch ein Paintball-Spektakel vom April 2008, das der Pac organisiert hatte, im Kopf gehabt. Auf dem Ottenberg kämpften Männer aus der ganzen Schweiz in Tarnanzügen und mit militärähnlicher Ausrüstung. Sogar ein Helikopter war im Einsatz. In der Diskussion im Grossen Rat sprachen die Politiker von schrecklichen Bildern. Ein Horrorszenario für viele Votanten. Der Entscheid fiel denn auch ziemlich klar aus: In den Thurgauer Wäldern darf kein Paintball mehr gespielt werden. Die Jungfreisinnigen und der Pac suchten, nachdem das Gesetz in Kraft getreten war, das Gespräch mit dem Kanton. Dieser bot sogar Hand, allerdings unter einer Bedingung: Die Umwandlung eines Stückes Wald in eine Paintball-Zone wäre möglich, im Tausch gegen ein neues, ähnlich grosses Stück Wald. «Das lag nicht in unseren Möglichkeiten. Die gesetzlichen Regulierungen sind einfach zu streng» sagt Marcel Schuler. Und schliesslich habe sich das Thema im Sand verlaufen.
Die Jungpolitiker haben ihre Meinung seitdem aber nicht geändert. «Durch die Regulierung suchen sich die Paintball-Spieler andere Möglichkeiten und bewegen sich möglicherweise in einer rechtlichen Grauzone», sagt Schuler. Deshalb wollen sie – bevor sie politisch aktiv werden – erneut das Gespräch mit dem Kanton suchen und eine Lösung finden, gemeinsam mit Christof Wüthrich. «Ich kann nicht verstehen, warum der Thurgau Paintball-Spiele im Wald verbietet», sagt dieser. «Das macht kein anderer Kanton.»
Horrorgeschichten wie jene, dass ein vermummter Paintball-Spieler, der mit dem Gewehr in der Hand durch den Wald huscht, Spaziergänger erschreckt, habe es nie gegeben. «Zumal die Veranstalter mit Tafeln rund um das entsprechende Gebiet auf das stattfindende Spiel hinweisen und dieses auch erklären.» Wüthrich räumt aber ein, dass es keinen Wald braucht, um Paintball im Freien zu spielen. Auch ein Industriegelände sei denkbar oder – wie es in Aadorf der Fall war – eine Kiesgrube. Doch auch diese muss erst gefunden werden.