OSTSCHWEIZER START-UP: Die Drohnenfänger

Gegen gefährliche oder aufdringliche Drohnen existiert keine brauchbare Abwehr, sind vier Ostschweizer überzeugt. Mit ihrem neu gegründeten Unternehmen Skysec möchten sie diese Marktlücke besetzen.

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Franco Metz, Niklas Hagen, Patrick Schramm und Manuel Metz (von links) zeigen eine Zieldrohne. (Bild: OLAF KUEHNE)

Franco Metz, Niklas Hagen, Patrick Schramm und Manuel Metz (von links) zeigen eine Zieldrohne. (Bild: OLAF KUEHNE)

Die Idee entstand in Davos. Manuel Metz absolvierte vergangenes Jahr seinen WK im Rahmen des World Economic Forum (WEF). Dabei bemerkte der Hinterthurgauer, dass immer mehr Journalisten versuchten, mit Fotodrohnen Bilder vom gut bewachten Grossanlass zu schiessen. «Diese Fotografen sind nicht wirklich eine Bedrohung», sagt Metz. «Aber gängige Drohnen haben heute eine Nutzlast von bis zu zwei, drei Kilos. Das reicht problemlos für beispielsweise einen Sprengstoffanschlag.» Die Krux: Am WEF verfügten weder die Polizei, die bei der Sicherheit federführend ist, noch die Armee über adäquate Mittel, um einer derartigen Bedrohung zu begegnen. Metz, seit seiner Jugend passionierter Modellflieger, sagt: «Die Polizei ist machtlos, und die Armee kann eine Drohne bestenfalls mit grosskalibrigen Waffen abschiessen.» Der 28-Jährige, inzwischen Elektroniker und Systemtechniker mit Fachgebiet Robotik, erkannte eine Marktlücke. Zwar existierten bereits diverse Systeme für die Drohnenabwehr – aber: «Jene, die mit Störsignalen arbeiten, sind an Flughäfen nicht einsetzbar, und wenn man eine Drohne einfach abschiesst, insbesondere über Menschenmengen, riskiert man verheerende Kollateralschäden.» Zudem reagiere jede Drohne anders, sprich unberechenbar auf Störsignale.

Die Idee für Skysec war geboren. Das Unternehmen entsteht derzeit im zürcherischen Turbenthal. Der Firmensitz, ein einstiger Kinosaal, versprüht den typischen Jungunternehmercharme. Vier Freunde haben sich hier eingerichtet: Nebst Manuel Metz sein Bruder Franco, Informatiker, Patrick Schramm, Verbundwerkstoffspezialist, und schliesslich CAD-Konstrukteur Niklas Hagen. Von der Affiche her zweifelsfrei eine kompetente Truppe. So waren die vier Macher bis Ende vergangenen Jahres damit beschäftigt, an der Machbarkeit ihres Vorhabens zu tüfteln. Dabei konnten sie auch auf bestehendes Know-how zurückgreifen: Bereits 2013 hatten Manuel Metz und Patrick Schramm PM Robotics gegründet, ein Unternehmen, das unbemannte Flugsysteme, beispielsweise Zieldrohnen für die Waffenindustrie, herstellt. Nun also Drohnenabwehr. Aus den Experimenten des vergangenen Jahres ist ein Prototyp entstanden, der – zumindest optisch – einer Rakete gleicht. In der Zeitung zeigen wollen ihn die vier Jungunternehmer noch nicht. «Es ist ein Lenkflugkörper mit Propellerantrieb», erklärt Metz. «Er ist bis zu einer Höhe von anderthalb Kilometern über dem Startpunkt und in einem Radius von vier Kilometern einsetzbar.» Drohnen fängt die Konstruktion ab, indem sie diese mit einem Netz einfängt und anschliessend an einem Fallschirm zur Landung bringt.

Gegen Terroristen und Paparazzi
«Unser System kann in bestehende Radarsysteme eingebunden werden», sagt Metz weiter. «In dieser Variante stellen wir uns beispielsweise die Verwendung an Flug- oder Schiffshäfen vor.» Ohne Radar funktioniert die Drohnenabwehr, indem das Ziel, die unerwünschte Drohne, mit einem Laser markiert wird. «Hier denken wir an Einsätze an Open Airs, Konferenzen, auf Testgeländen von Autoherstellern, die nicht wollen, dass ihre Prototypen von der Konkurrenz oder der Autopresse fotografiert werden – und vieles mehr.» So sei auch eine Drohnenabwehr durch Private denkbar, Prominente, die keine Lust auf unerwünschte Paparazzi-Drohnen über ihrem Anwesen haben.

Ziel der vier Männer ist es nun, im ersten Quartal des kommenden Jahres ihr erstes System ausliefern zu können. Dass es bis dahin noch ein weiter Weg ist, ist ihnen durchaus bewusst. Vermarkten wollen sie ihr Produkt unter anderem durch Auftritte an internationalen Messen – und: «Wir suchen noch Investoren», lancieren sie augenzwinkernd einen Aufruf.