Startseite
Ostschweiz
Am Flughafen Zürich warten seit rund zwei Wochen rund 70 Tonnen Briefe und Pakete auf eine Sortierung. Viele Ostschweizer sind sauer, weil sie ihre Sachen nicht bekommen. Eine Aktion aus China ist Grund für das Fiasko.
Wer derzeit auf eine Sendung aus dem Ausland wartet, guckt in die Röhre. Seit Wochen stehen bei Sendungsverfolgungen die immergleichen Meldungen: «In Zustellung». Doch wo liegen all die Pakete und Briefe aus dem Ausland? Eine reelle Möglichkeit besteht darin, dass die Sendung am Flughafen Zürich bei Swissport liegt. Dort befinden sich rund 70 Tonnen Briefe und Pakete, die auf eine Zustellung warten, wie «20 Minuten» schreibt.
Bei Swissport bestätigt man den Rückstau am Flughafen Zürich: «Wir sind derzeit mit allen Mitteln dabei, die Briefe und Pakete aus dem Ausland abzuarbeiten», sagt Nathalie Berchtold, Mediensprecherin von Swissport. Grund für den Rückstau war eine Welle an Sendungen aus China. «Wir sind in der Regel auf allfällige Anstürme vorbereitet und setzen dementsprechend mehr Personal ein», so Berchtold. Doch es traten auch viele unvorhergesehene Absenzen bei den Mitarbeitern auf.
Die Kunden ärgern sich unterdessen und lassen im Social Web ihrem Frust freien Lauf: «Wo sind wir? Entwicklungsland oder was?», schreibt ein User namens Tom auf Twitter. Darauf antwortet Richard Kocsis aus Altstätten: «Jetzt ist mir klar, wieso mein Paket wochenlang im Tracking feststeckt. Ich erwarte, dass dieser Missstand in 1-2 Tagen von Swissport und der Post behoben wird! Absolute Frechheit, was da veranstaltet wird.»
Kocsis ist einer von Tausenden betroffenen Kunden. Auf Anfrage des Tagblatts erklärt er:
«Ich warte nun seit mehreren Wochen auf mein Paket aus der Ukraine. Mittlerweile habe ich auch schon den Verkäufer kontaktiert, und auch der ist ratlos.»
Er hat technisches Equipment bestellt und wäre darauf angewiesen. Wo seine Lieferung im Moment liegt, weiss er nicht. Das Paket könnte eines der Tausenden sein, die zur Zeit auf den Wägelchen auf dem Rollfeld des Flughafens Zürich stehen. «Ich hoffe einfach, dass mein Päckli in diesem Wetter nicht draussen herumsteht», so Kocsis. Während die einen Empfänger ungeduldig auf ihre Sendungen warten, sehen es andere gelassen. So etwa Patrick Mühlemann aus Gossau. Er sagt: «Ich warte auch schon lange. Ob es jetzt diese oder nächste Woche kommt, ist mir egal. Bei dem Luxus, in dem wir leben, muss man halt mit Wartezeiten rechnen.»
Bei Swissport will man nun handeln und hat zusätzliche Mitarbeiter der Post und von anderen Dienstleistern aufgeboten. «Das ist nicht so einfach, da jeder zusätzliche Mitarbeiter eine spezifische Schulung benötigt und eine Flughafen-Vorfeldfahrprüfung absolvieren muss, um auf dem Flughafengelände fahren zu dürfen», sagt Nathalie Berchtold, die Sprecherin von Swissport. Man will den Rückstau innert zwei Wochen abarbeiten. Für das Weihnachtsgeschäft sei man vorbereitet, hiess es.
Auf der Webcam des Flughafens Zürich sieht man seit Tagen eine grosse Anzahl an Postcontainern und Wägelchen auf dem Rollfeld stehen. Während in Kommentarspalten die ersten User die Menge der liegengebliebenen Post hinterfragen, erklärt Berchtold den Ablauf: «Wir haben aktuell rund 50 Tonnen an Gütern, die für die Schweiz vorgesehen sind. Dazu kommen noch rund 20 Tonnen an Sendungen, die im Transit am Flughafen Zürich sind und den Enddestinationen zugeordnet werden müssen.» Heisst konkret, dass auch Empfänger im Ausland noch einige Zeit auf ihre Sendungen warten müssen.