Das neue Saisonprogramm des Circus Knie bringt Artistik, Tierdressur und Komik in ein schönes Gleichgewicht. Den roten Faden legt David Larible, der vielseitig begabte Clown. Gestern war in Rapperswil Generalprobe und Premiere.
OSTSCHWEIZ. Mit einer hoch romantischen Szene beginnt das Programm, und so endet es auch. Da sind ein Mann, offensichtlich zu spät gekommen, und eine Frau, die auf einer Geige spielt. Der Mann geht ihr nach, in die Manege, findet dort einen Tisch vor mit Schminkspiegel.
Und immer wieder kommt einer aus der Familie Knie vorbei, bringt mal eine rote Nase, mal grosse Schuhe. Bis dann, von oben, die Jacke dieses zum Clown mutierten Besuchers in die Tiefe schwebt. Jetzt ist David Larible perfekt. Das Programm heisst: «Smile». Die Frau mit der Geige – die zum Circus Theater Bingo gehört, einer tanzfreudigen Artistentruppe aus Kiew – taucht noch ein paarmal auf, und David Larible wird ein Laienorchester dirigieren, Lichtflecken nachjagen, eine Spieldose gegen den Sprechstallmeister verteidigen, Teller schmeissen und voller Hingabe Frank Sinatras «My Way» singen – auch auf Rumänisch.
Zwischen seinen Auftritten tummeln sich Pferde, Zebras, Kamele, Lamas in der Manege. Und Artisten. David Laribles Sohn eröffnet den Reigen mit seinen Jonglierkünsten. Zwei Artisten des National-Circus Pyongyang zeigen, wie man ein Tablett mit Champagnergläsern in luftiger Höhe balanciert, ohne dass etwas zu Bruch geht.
Nach der Pause wird die ganze Truppe des National-Circus Halsbrecherisches am Trapez zeigen. Nicht alles glückt an der gestrigen Generalprobe. Das macht aber nichts. Zirkus, der Clown weiss es am besten, handelt auch vom Scheitern. Auf sichererem Grund bewegen sich die Ukrainer Nikolay Shcherbak und Sergey Popov mit ihrer kraftraubenden Bodenakrobatik, während Shirley Larible an ihren Bändern elegant in die Höhe schwebt. Lukas Stelter und Benno Jacob vom Duo Twinspin schleudern ihre «Diabolo» genannten Doppelkegel kühn durch den Raum; den Schlusspunkt setzt die spektakuläre Handstandnummer von «Black & White Fantasy», die einem beim Zuschauen fast weh tut.
Durchatmen kann man bei den Pferden. Erstaunlich, was die Familie Knie alles aus dem Hut zu zaubern versteht. Fredy Knie jun. zeigt die Hohe Schule mit dem Andalusier Sveño, Marie-José Knie lässt zauberhaft-wilde Araber-Schimmel kreisen, dazu singt David Larible ein Chanson. Auch ein Mädchen aus dem Publikum darf an der Hand Fredy Knies in die Manege und einen Moment lang Zirkusdirektorin sein.
Schliesslich holen die Fratelli Errani zusammen mit Charles und Alexander Gruss zu immer gewagteren Kunststücken auf schwankenden Pferderücken aus. Hier finden Tierdressur und Artistik harmonisch zueinander.
Mehr Bilder auf www.tagblatt.ch