Die Berufsfischer am Bodensee haben keinen leichten Stand. Nun kommt ihnen das Hochwasser zu Hilfe: Die Fischfänge haben deswegen stark zugenommen. Der Grund: Die Felchen haben mehr Plankton zur Verfügung und sind stark gewachsen.
In den ersten fünf Monaten des Jahres mussten die Berufsfischer am Bodensee weitere starke Fangrückgänge verkraften. Dies nach einem bereits sehr schwierigen letzten Jahr - dem schlechtesten Fischfangjahr seit 1917, wie die Berufsfischer in einem Communiqué mitteilen. Nun brachte der Juni eine völlig unerwartete Steigerung der Felchenfänge, sodass die Berufsfischer den Bedarf an Felchen derzeit einigermassen abdecken können, wie sie schreiben.
Viel Plankton da
Verantwortlich für den Aufschwung der Bodensee-Fischerei waren gemäss dem Communiqué die starken Regenfälle sowie das Hochwasser am Bodensee. "Durch die grossen Mengen Wasser gelangten auf natürliche Weise endlich wieder vermehrt Nährstoffe - und das zur richtigen Jahreszeit - in den Bodensee", heisst es in der Mitteilung. In der Folge habe sich durch biologische Prozesse das für die Felchen so lebensnotwendige tierische Plankton entwickelt. Somit finden die Felchen gemäss den Berufsfischern seit vier Wochen genügend Nahrung im Freiwasser des Bodensees. Die Fische sammeln sich an den Nahrungsplätzen und haben in dieser relativ kurzen Zeit bereits 30 bis 50 Gramm an Körpergewicht zugelegt. Somit sind sie gemäss den Berufsfischern in die derzeit erlaubten Maschenweiten hineingewachsen und können gefangen werden.
2016 wird Ausnahme bleiben
"Die Natur zeigt aktuell, wie schnell der See auf freiverfügbare Nährstoffe im Wasser reagiert und die gesamten Wachstumsprozesse in Gang gesetzt werden können", heisst es im Communiqué der Berufsfischer. Sie finden, dass der Eintrag von etwas mehr Phosphat, insbesondere in den oberen, wärmeren Wasserschichten, positive Auswirkungen für die Nahrungskette im See hätte. "Dies muss sicherlich mit dem richtigen Augenmass geschehen, denn dann können die Nährstoffe sofort in den Nahrungskreislauf aufgenommen werden", so die Fischer. Demgegenüber habe im vergangenen Jahr die Kieselalgenblüte, erkennbar am grün schimmernden Bodenseewasser über mehrere Wochen im Juli und August, die Bildung des wichtigen tierischen Planktons verhindert. Dies habe zu einem Ausfall beziehungsweise einer Verknappung der Nahrungsgrundlage der Felchen geführt. "Mit Sorge blicken die Fischer daher der aktuell anstehenden Kieselalgenblüte und deren Auswirkung für das weitere Fangjahr 2016 entgegen", so die Bodensee-Fischer.
Die aktuelle Situation zeigt laut den Bodensee-Fischern deutlich auf: Ohne Änderungen der Nährstoffverhältnisse im Bodensee wird es unter normalen Wetterbedingungen in den kommenden Jahren weiterhin keine Verbesserung der Gesamtsituation der Berufsfischerei geben. (pd/red.)