Opfer des eigenen Erfolgs: Pächterfamilie Knechtle gibt nach 31 Jahren den «Aescher» auf

Nicole und Bernhard Knechtle-Fritsche haben die Pacht des Berggasthauses Aescher auf Ende Saison 2018 gekündigt. Die Infrastruktur könne nicht mehr mit der wachsenden Gästezahl mithalten. Der Innerrhoder Tourismusdirektor hingegen begrüsst gewisse infrastrukturelle Einschränkungen des Berggasthauses.

Rossella Blattmann, Karin Erni
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Nicht nur Hollywood-Star Ashton Kutscher hat das Berggasthaus besucht, sondern auch Tennis-Star Roger Federer. (Bild: Raphael Rohner)
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Und auch bei Wanderern ist das Berggasthaus beliebt. (Bild: Raphael Rohner)
(Bild: Raphael Rohner)
Bereits um 10 Uhr morgens ist das Gasthaus gut belegt. (Bild: Raphael Rohner)
Das Berggasthaus Aescher-Wildkirchli. (Bild: Raphael Rohner)
Das Berggasthaus Aescher-Wildkirchli unterhalb der Ebenalp. (Bild: Benjamin Manser)
Der «Aescher» sucht einen neuen Pächter. (Bild: Keystone/Gian Ehrenzeller)
Wer will den «Aescher» pachten? (Bild: Keystone/Gian Ehrenzeller)
Ein beliebtes Ziel auch für internationale Touristen. (Bild: Keystone/Gian Ehrenzeller)
Die Ebenalpbahn befindet sich in kurzer Distanz zum «Aescher». (Bild: Keystone/Alessandro Della Bella)

Nicht nur Hollywood-Star Ashton Kutscher hat das Berggasthaus besucht, sondern auch Tennis-Star Roger Federer. (Bild: Raphael Rohner)

Nicole und Bernhard Knechtle-Fritsche konnten den Betrieb aufgrund einer öffentlichen Ausschreibung der Pacht am 1. Mai 2014 übernehmen, schreibt die Ratskanzlei Appenzell Innerrhoden in einer Mitteilung. Dies, nachdem der Gastbetrieb seit 1987 von Claudia und Bernhard Knechtle-Wyss, den Eltern des jetzigen Bergwirts, mit viel Engagement geführt und zu einem Vorzeigebetrieb aufgebaut wurde.

Mit der Kündigung geht die «Ära Knechtle» nach 31 Jahren zu Ende. Während dieser Zeit hat das Berggasthaus Aescher einen grossen Aufschwung erlebt und wurde von vielen Gästen aus dem In- und Ausland besucht. Das Berggasthaus Aescher wird demnächst zur Pacht neu ausgeschrieben.

Rasant wachsende Gästezahl

In den letzten Jahren hat sich das einstige kleine Gasthaus zu einem weltweit bekannten Reiseziel und zu einem der beliebtesten Fotosujets überhaupt entwickelt.

Eine Konsequenz dieses Erfolgs sei die Tatsache, dass die Infrastruktur des Gebäudes mit der wachsenden Gästezahl nicht mehr Schritt halten könne, teilt das Pächter-Paar in einer Mitteilung mit. Sowohl beim Platzbedarf wie bei der Wasser- und Stromversorgung haben sich immer wieder Engpässe ergeben, die sich in Zukunft weiter verschärfen dürften. Auch die sanitären Anlagen würden nicht mehr den heutigen Bedürfnissen entsprechen.

«Seit mehreren Jahren ist es nur unter erschwerten Bedingungen möglich, den Betrieb aufrechtzuerhalten.»

Im gleichen Zeitraum haben zahlreiche Berggasthäuser im Alpstein, die sich im privaten Besitz befinden, Geld in die Erneuerung und den Ausbau investiert. Gegenüber diesen habe das Berggasthaus Aescher-Wildkirchli einen grossen Nachholbedarf, der bis heute trotz des anhaltenden Erfolgs nur zum Teil erfüllt werden konnte.

Tourismusdirektor begrüsst Einschränkungen

Dieser Kritik entgegnet der Innerrhoder Tourismusdirektor Guido Buob: Es sei begrüssenswert, dass die Wildkirchli Stiftung in Sachen Gästekapazität bei der Renovation des «Aeschers» Augenmass halte.

«Man soll das touristische Angebot nicht auf die Spitzenzeiten ausrichten. Gewisse Einschränkungen machen gerade den Charme eines Berggasthauses aus.»

Dennoch findet er den Schritt des Pächterpaares mutig und verständlich. «Die beiden haben in einem schwierigen Infrastruktur-Umfeld einen super Job gemacht, wir hatten ihretwegen nie Reklamationen.»

Dieses Cover sorgte für internationales Aufsehen und noch mehr Touristen im Restaurant Aescher. (Bild: National Geographic)

Dieses Cover sorgte für internationales Aufsehen und noch mehr Touristen im Restaurant Aescher. (Bild: National Geographic)

Bauliche Einschränkungen behindern Verbesserungen

Vor diesem Hintergrund hätten die Pächter in den vergangenen Jahren immer wieder einen Anlauf genommen, die Infrastruktur in Zusammenarbeit mit der Stiftung Wildkirchli den modernen Gegebenheiten anzupassen. Aufgrund der Auflagen durch den Denkmalschutz und die Erschwernis, dass sich das Gasthaus in der Archäologiezone befindet, bestünden aber grosse bauliche Einschränkungen.

Zwar seien gewisse Anpassungen in Planung. Mit diesen werden aber aus Sicht der Pächter nur leichte Optimierungen erzielt. «Die grössten Erschwernisse, beispielsweise im Bereich Logistik und Lagerung, bleiben.»

Besitzerin der Liegenschaft ist die Wildkirchlistiftung. Deren Präsident ist von Amtes wegen der Innerrhoder Landeshauptmann. Seit drei Jahren ist dies Stefan Müller, der Vorsteher des Land- und Forstwirtschaftsdepartements. Er bedauert den Weggang der Familie Knechtle, zumal die Planung der baulichen Verbesserungen mittlerweile weit fortgeschritten sei. «Wir können in diesem Herbst eine Baueingabe machen.» Der Umbau sieht eine Sanierung der teils maroden Bausubstanz des westlichen Gebäudeteils vor und soll auch eine Optimierung der Betriebsabläufe ermöglichen. Der «Aescher» sei ein besonderer Ort und geniesse einen hohen Schutzstatus, so Müller. «Wir müssen daher sehr vorsichtig vorgehen.»

Für das Pächterpaar Bernhard und Nicole Knechtle gehen die geplanten Verbesserungen zu wenig weit, es wären grössere Schritte nötig. Die Pächter seien zur Überzeugung gekommen, dass sich das Berggasthaus Aescher-Wildkirchli angesichts dieser Ausgangslage nicht so aufrechterhalten lasse. «Die Wirtefamilie Knechtle dankt dem Team, den Lieferanten für ihre Flexibilität und den zahlreichen Gästen für ihre Treue in den vergangenen Jahren.»

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