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Was Frauenfeld seit vier Jahren hat, hat bald auch Arbon: Einen grossen Gemeinschaftsgarten. Die Stadt stellt dem Trägerverein ein knapp 5'500 Quadratmeter grosses Grundstück bei der Alterssiedlung Schützenwiese für mindestens fünf Jahre gratis zur Verfügung.
Es ist ein nächster grosser Schritt für Carole Hollenstein und Ursula Hitz. Die beiden riefen vor drei Jahren zusammen mit Gertrud Schoop das Projekt Arbon Gardening ins Leben und stellten in der Altstadt Minigärten auf, aus denen sich jeder Mann und jede Frau bedienen konnten. Das Trio führte weiter, was Veronika Merz 2018 im kleinen Stil an der Metzgergasse begonnen hatte. Das Ziel blieb das gleiche: Begegnungsorte schaffen, den Zusammenhalt im Quartier stärken, Arbon begrünen und Gemüse, Kräuter sowie essbare Blüten zum Verzehr anbieten.
Hitz und Hollenstein sowie deren Mann Simon stossen jetzt nochmals in ganz andere Dimensionen vor. Auf der Wiese neben der Alterssiedlung Schützenweise planen sie, einen riesigen Gemeinschaftsgarten zu eröffnen. Dem Vorhaben steht nichts mehr im Weg. Der Stadtrat hat letzte Woche beschlossen, ihnen beziehungsweise dem vor wenigen Tagen gegründeten Trägerverein das Land für mindestens fünf Jahre gratis zur Verfügung zu stellen. Und darüber hinaus beteiligt sich die Stadt mit 2'000 Franken an den Investitionskosten, die mit 10'000 Franken budgetiert sind.
Der Verein Arbon Gardening mit Carole Hollenstein als Präsidentin will das Rad nicht neu erfinden. Das Konzept orientiere sich am Gemeinschaftsgarten in Frauenfeld, den Frauen und Männer 2019 an der Murg hinter dem Freibad anlegten, sagt Hollenstein. Die Kopie in Arbon ist mit einer Nutzfläche von rund 2'000 Quadratmetern nicht einmal halb so gross. Abgesehen davon ist vieles gleich.
Es wird im Zentrum eine bekieste, kreisförmige Fläche mit einem Durchmesser von rund 50 Metern als Treffpunkt und Ort der Geselligkeit geben. Auch Workshops oder Kurse für Schulen und andere Interessengruppen sollen auf diesem Platz stattfinden. Als fixe Installationen sind eine Feuerstelle, ein Bauwagen oder Container als Lager für die gemeinschaftlich genutzten Gartenwerkzeuge und Saatgut, ein WC sowie eine Kompostieranlage vorgesehen. Die Beete für den Anbau von Gemüse, Früchten und Beeren liegen strahlenförmig um die Kiesfläche herum. Eine grosse Wildblumenwiese bietet Bienen und anderen Kleintieren Lebensraum und Nahrung.
«Jeder und jede darf bei uns mitgärtnern», sagt Hollenstein, die einschlägige Erfahrung mitbringt. Die ausgebildete Sozialpädagogin ist beim Hilfswerk Heks für den Aufbau und den Betrieb von Gemeinschaftsgärten verantwortlich. «Auf der Schützenwiese soll ein Begegnungsort entstehen, der generationen- und kulturübergreifend ist und das nachbarschaftliche Miteinander fördert.» Insbesondere sollen auch Migrantenfamilien gesellschaftlichen Anschluss und Freude am Gärtnern finden.
Ebenso wichtig wie die soziale Komponente sei die Bewusstseinsbildung, sagt Hollenstein, die als Mitglied der Arboner Primarschulgemeinde durchaus Sinn fürs Pädagogische hat. Wer zu Schaufel und Gabel greife und mit offenen Augen im Boden wühle, komme in Kontakt mit der Natur und erkenne am eigenen Tun, wie wichtig deren Schutz sei. Dass giftige Pflanzenschutzmittel oder synthetische Dünger tabu sein werden, versteht sich vor diesem Hintergrund fast von selbst.
Vereinsmitglieder haben zwei Möglichkeiten, nach einer Einführung Hand im Gemeinschaftsgarten anzulegen. Entweder im Teil, der allen zur Verfügung steht und wo alle ernten können. Oder sie mieten sich (zusätzlich) eine eigene Parzelle zur Bewirtschaftung. Extra für Seniorinnen und Senioren gibt es ausserdem Hochbeete. Bevor sie alle los legen können, muss der Trägerverein des Gemeinschaftsgarten noch eine Baubewilligung einreichen. «Ich werde das in diesen Tagen tun», sagt Hollenstein.
Läuft alles problemlos, kann es im Sommer los gehen. Hollenstein ist zuversichtlich, genügend Interessentinnen und Interessenten für das neue Angebot zu finden. Während Corona hätten viele Menschen den Anbau von eigenem Gemüse und Obst für sich entdeckt. Wer in Arbon einen Schrebergarten suche, müsse sich heute zwei oder sogar mehr Jahre gedulden, bis etwas frei werde.
Interessierte können sich bei Carole Hollenstein melden, die an der Weitegasse 3 in Arbon wohnt und per E-Mail über die Adresse carolehollenstein@gmx.ch erreichbar ist.