Hermann Eggmann ist ein Dorforiginal. Er gehört zu Uttwil wie der Damm oder das Haus Bad. Anekdoten aus seinem Leben.
Als Kind habe ich oft Seich gemacht. Zum Beispiel habe ich jeweils die alte Frau Zeller im Hühnerstall eingesperrt. Die war auch mal zwei, drei Stunden drinnen und hätte währenddessen gut die Eier ausbrüten können. Es ist dann manchmal ein Zöllner gekommen, der sie wieder rausgelassen hat.
Mein Vater hat spät Kinder gekriegt und ist gestorben, als ich zwanzig wurde. Ich habe seinen Hof und die Bootsvermietung, also die Gondeli, übernommen. Anfangs hatte ich zehn Kühe. Und noch die alten Rösser. Die brauchte man früher, um zu «kutschieren». Und man musste sie jeden Sonntag pflegen. Bei mir waren die Rösser nicht mehr im Einsatz, ich hatte einen Traktor.
Als ich noch jünger war, ist mal einer hierhergekommen, um zu gondeln. Das war ein Traktorenvertreter aus Sulgen. Der hat mir erzählt, dass sie Porsche-Traktoren machen. Ich habe mir gedacht:
Ein Traktor, das wär’s jetzt. Dann müsstest du «die huere» Rösser nicht mehr putzen.
1958 kam also der erste Traktor, da war ich 14 Jahre alt. Ein Porsche. Der fährt noch, er steht bei mir in der Scheune. Der Vater konnte nicht fahren damit, er hatte Angst. Also bin ich gefahren.
Es war schon umständlich, am Wasser zu bauern. Der Weg zu den Feldern war weit. Bauer Bütler hat fast drei Fuder reingeholt, wenn ich eines gemacht habe. Dafür konnte ich jeweils mit den Tieren baden gehen, aus Plausch. Und im Winter bin ich mit ihnen aufs Eis. Bei der Seegfrörni zum Beispiel. Da war ich 19 Jahre alt.
Wir haben viel Hockey gespielt im ‘63 beim vielen Eis. Ich hatte eine Dachlatte als Schläger. Wenn einer an meinen hingehauen hatte, ist seiner kaputt gegangen. Einer aus meinem Dorf hatte einen Hockey-Club gegründet. Das war Ueli Eggmann. Er hat mir gesagt: Du bist gut. Du musst bei unserem Club mitmachen. Ich habe dann fast 20 Jahre Hockey gespielt. Also mitgemacht habe ich. Gespielt, das ist ein wenig übertrieben.
Meine Frau habe ich im Uttwiler Stübli kennen gelernt. Sie hat dort gekellnert. Wir wollten dann heiraten im Jahr 1969. Gezwungenermassen. Aber wir haben nur zivil geheiratet. Eigentlich wollten wir ein grosses Fest machen, aber dann ist meine Mutter gestorben. Deshalb haben wir kein Fest gemacht.
Zu meiner eigenen Hochzeit wäre ich beinahe zu spät gekommen. Eigentlich hätte es gar nicht mehr gegolten. Ab 18 Uhr durften sie nämlich keine Trauungen mehr machen. Wir waren aber später dran und es hat uns auch noch die Trauzeugin gefehlt. Da habe ich dem Standesbeamten gesagt: Morgen habe ich keine Zeit. Er hat schlussendlich seiner Frau gerufen, sie war dann unsere Trauzeugin. Ich war damals schon «en huere» Chaot.
Und dann hat es gebrannt 1973. Wir mussten unseren Hof genau gleich wiederaufbauen, damit wir von der Versicherung etwas bekommen haben. Das war damals schon ein Witz in den 70er Jahren, als das Volk mehr und mehr in den See ist und diese Gsetzli gekommen sind. Aber das war halt so. Wieso es damals gebrannt hat, das wissen wir bis heute nicht. Gemacht hat es uns nicht so viel. Aber das ist schon ein blödes Gefühl, wenn der eigene Hof abbrennt. Beim Wiederaufbau haben wir den Stall vergrössert. Danach hatte ich Platz für 15 Kühe, einen Muni und etwa fünf Rindli.
Das mit den Gondeli haben wir lange gemacht. Aber heute können wir das nicht mehr. Mit den Vorschriften kommst du nicht durch und es lohnt sich auch nicht mehr. Zuvor in den 70er Jahren konntest du nicht gut baden. Da bist du beim Rückweg bis zum Bauch im Dreck gestanden. Deshalb haben alle Gondeln gemietet. In den 70er Jahren kamen die Kläranlagen und in den 80ern ist das Wasser so sauber geworden, dass man vom Land rein konnte.
Wir haben einmal ein Land in Hauptwil angeschaut, weil es hier zu eng wurde. Aber dann sind wir abends bei Nebel dort hin. Da konnte man sich gar nicht mehr orientieren. Wir haben das Land nicht gekauft. Ein Leben ohne See, das geht nicht.
Aufgezeichnet von: Sheila Eggmann
(shi) Hermann Eggmanns Hof befindet sich in Uttwil direkt am Wasser, neben dem Restaurant Pier. Im Dorf hat er viele Spitznamen, wird Pluto, Gondeli-Hermann oder Zamele genannt. Eggmann ist bekannt für seine lustigen Sprüche und dafür, an jedem Fest dabei zu sein.
Er sorgt sich um die Vögel im Dorf, hat ganze 150 Nistkästen aufgestellt, viele davon sind selbst gebaut. Und um die Parkplätze des angrenzenden Restaurants: Wer parkt, aber nur baden geht, dem geigt er auch mal seine Meinung.