Dass junge Menschen in der Schweizer Politiklandschaft eher selten anzutreffen sind, ist offensichtlich. Der Durchschnittsparlamentarier ist sowohl im National- als auch im Ständerat über 50 Jahre alt. Im St.
Dass junge Menschen in der Schweizer Politiklandschaft eher selten anzutreffen sind, ist offensichtlich. Der Durchschnittsparlamentarier ist sowohl im National- als auch im Ständerat über 50 Jahre alt. Im St. Galler Kantonsrat wird sich das Durchschnittsalter ab der nächsten Session Ende November leicht nach unten bewegen: Mit der 26jährigen Laura Bucher gibt dann nämlich die jüngste Kantonsrätin ihren Einstand in der St. Galler Legislative.
Das Politisieren wurde Bucher sozusagen in die Wiege gelegt, sind doch die Eltern der St. Margretherin beide politisch aktiv und Mitglieder der SP. Bereits im Teenageralter führte sie zu Hause oft und gerne mit der Familie politische Diskussionen. Bei den Disputen im Privaten sollte es nicht bleiben: «Bis heute erlebe ich oft, dass junge Menschen durchaus politische Meinungen haben und diese auch kundtun – allerdings nur im privaten Kreis.
Irgendwann wollte ich aber nicht mehr bloss im stillen Kämmerlein politisieren, sondern aktiv an der Gestaltung unserer Gesellschaft mitwirken.»
Gesagt, getan: Mit 18 Jahren bekannte Bucher politisch Farbe und trat der SP bei. Im Jahr 2004, im zarten Alter von 20 Jahren, erschien sie erstmals auf der Wahlliste der SP für den Kantonsrat. «Damals war ich wohl eher ein Listenfüller», sagt sie schmunzelnd. «Aber es war auf jeden Fall eine gute Erfahrung, in einem Wahlkampf mitzuwirken.
» 2008 trat sie erneut zur Wahl an und erhielt die viertmeisten Stimmen. Nach dem Rücktritt von Ursula Graf Frei und dem Verzicht von Ruth Erat und Urs Hermann auf den Sitz ist der Weg nun frei für eine junge Kraft.
Von ihrem neuen Amt erfuhr die ausgebildete Juristin über einen Anruf der Presse – und war entsprechend überrascht. Dennoch schaut sie gelassen in die Zukunft.
«Ich habe Respekt vor meinem Mandat, bin aber voller Elan und freue mich darauf, aktiv an der Gestaltung unseres Landes mitzuwirken», erklärt Bucher in Rheintaler Dialekt.
Im Rat will die leidenschaftliche Hobbymusikerin – sie ist Mitglied in zwei Musikvereinen – sozialdemokratische Anliegen einbringen.
Zentrale Themen sind für sie Migrations- und Integrationsfragen, rheintalspezifische Geschäfte wie zum Beispiel das öffentliche Verkehrsnetz und natürlich auch die Anliegen von Jugendlichen.
Letztere sind für Bucher auch beruflich von zentraler Bedeutung. Denn ihren Lebensunterhalt bestreitet sie als wissenschaftliche Assistentin und Doktorandin an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Zürich.
In ihrer Dissertation, die sie voraussichtlich in einem Jahr abschliessen wird, widmet sie sich der Rechtsstellung von Jugendlichen im öffentlichen Recht.
In ihrer Funktion als wissenschaftliche Assistentin reiste sie kürzlich auch nach Strassburg, um mit Studenten den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte und Institutionen der Europäischen Union zu besichtigen. Von ihrem Arbeitsort Zürich ist sie mittlerweile aber weggezogen – zurück ins Rheintal.
«Ich habe meine Zeit in der Stadt sehr genossen. Jetzt bin ich aber froh, wieder in St. Margrethen zu sein.»
Dass Bucher ihre Gemeinde am Herzen liegt, spürt man auch an ihrem dortigen Engagement. Sie ist nicht nur Redaktionsleiterin der Dorfzeitschrift «Mosaik», sondern auch Mitglied im Organisationskomitee des St. Margrether Dorffestes «St. Mazamba». Schon im kleinen Rahmen zeigt sich: Diese Frau hat Freude am sinnvollen Gestalten ihres Umfelds.
Und die Zukunft? Was diese bringen soll, ist Laura Bucher noch nicht sehr wichtig. «Ich konzentriere mich auf die Gegenwart. Ich möchte meine neue Aufgabe als Kantonsrätin gut meistern und meine Dissertation abschliessen. Was danach kommt, wird sich zeigen.» Tina Ehrenzeller