Mörschwiler Firma Swisswindows meldet Konkurs an ++ 180 Mitarbeitende betroffen ++ «Wovon sollen wir jetzt leben?» ++ Gewerkschaft spricht von «ruinösem Preiskampf»

Die Firma Swisswindows AG mit Hauptsitz in Mörschwil und Werken in Steinach und Müllheim ist pleite. Die Gewerkschaft Unia spricht von 180 Stellen, die gestrichen werden sollen.

Linda Müntener
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Die Firma Swisswindows geht Konkurs.

Die Firma Swisswindows geht Konkurs.

Bild: Hannes Thalmann

Er hatte es schon geahnt, als die E-Mail am Dienstagabend kam. Wenn die ganze Belegschaft an den Hauptsitz zitiert wird, dann heisst das nichts Gutes, sagt der Mitarbeitende. Tatsächlich kam die Hiobsbotschaft am Mittwochmorgen, vom Chef persönlich: Die Mörschwiler Firma Swisswindows meldet Konkurs an.

Bei den 180 Mitarbeitenden sitzt der Schock tief. Der 55-jährige Angestellte sagt:

«Wovon sollen wir jetzt leben? Wovon soll ich meine Rechnungen bezahlen? Ich weiss nicht, ob wir diesen Monat überhaupt einen Lohn bekommen werden.»

Er sei extrem enttäuscht und verzweifelt, sagt der Mann dessen Stimme am Telefon immer wieder bricht. Seit zwei Jahren ist er bei der Firma angestellt, hat in Müllheim und Mörschwil gearbeitet, hat sich wohl gefühlt und immer «alles gegeben». «Ich war einfach so froh, dass ich einen Job hatte.»

Die Auftragslage der Swisswindows war offenbar nicht gut, sagt er. «Wir hatten aber alle die Hoffnung, dass die Firma überleben kann.» Der Zusammenhalt unter den Mitarbeitenden sei stark. Er mache sich Sorgen um jene Arbeitskollegen, die eine Familie versorgen müssen, sagt der Mann.

Schon 2014 wurden Mitarbeitende entlassen

Das St.Galler Konkursamt sowie das Amt für Wirtschaft und Arbeit bestätigen den Konkurs auf Anfrage. Die Swisswindows-Geschäftsleitung war für eine Stellungnahme bisher nicht zu erreichen.

Swisswindows hat den Hauptsitz in Mörschwil, sowie Werke in Steinach und Müllheim im Kanton Thurgau. Eine weitere Niederlassung befindet sich in Härkingen. Die Firma, die 2009 aus dem Zusammenschluss der Dörig-Fenster, der Herzog-Fenster und der Kufag entstand, entwickelt Fenster- und Türsysteme für Renovationen und Neubauten. Gemäss Webseite beschäftigt sie 170 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, dazu gehören auch Lernende.

Der Fenstermarkt in der Schweiz ist umkämpft. Bereits im Jahr 2014 spürte Swisswindows den Preisdruck – und baute schweizweit 70 Stellen ab. Im den Kantonen Thurgau und St.Gallen waren 30 Mitarbeitende betroffen.

Die Gewerkschaft schaltet sich ein

Wie es für die Mitarbeitenden jetzt weitergeht, ist unklar. Der 55-Jährige fuhr nach der Information nach Hause – auch, um den Schock zu verdauen. Als nächsten Schritt werde er die regionale Arbeitsvermittlung kontaktieren.

Die Gewerkschaft Unia ist über den Fall bereits informiert, wie Sprecher Tobias Hollinger von der Sektion Unia Ostschweiz-Graubünden auf Anfrage sagt. «Nach den Entlassungen im Jahr 2014 ist es der Unternehmensleitung offensichtlich nicht gelungen, die Standorte zu sichern», sagt er. Die Branche stehe in der Konkurrenz mit ausländischen Firmen. Das sei aber nicht der einzige Grund für die Situation:

«Zwischen den Firmen tobt ein ruinöser Preiskampf.»

Hier sieht die Gewerkschaft auch die öffentlichen Arbeitgeber in der Pflicht, «denn mittlerweile geht es bei öffentlichen Submissionen nur noch um das billigste Angebot und nicht mehr darum, wer seriöse Angebote unterbreitet und gute Arbeitsbedingungen garantiert». Seitens der Kantone müsse bezüglich der Auftragsvergabe gehandelt werden, fordert die Unia. «Nicht der Billigste darf den Zuschlag erhalten, sondern die Firmen, für die faire Arbeitsbedingungen und GAV Bindung eine Selbstverständlichkeit sind.»

Die Gewerkschaft will am Donnerstag auf die betroffenen Mitarbeitern zugehen und ihnen Unterstützung anbieten.

Internes Schreiben an Geschäftspartner

Dem Regionaljournal Ostschweiz von Radio SRF liegt ein internes Schreiben des Verwaltungsrats vor, wie es am Donnerstagmorgen online vermeldet. Darin heisst es, dass der Grund für den Konkurs «in einer Reihe von Ereignissen» liege. Einerseits sei die Konsolidierungsphase der Fensterbranche ein Grund für den Konkurs. Ein Sanierungsplan und Restrukturierungen hätten das Geschäftsergebnis während zwei Jahren zwar verbessert. Eine massive Cyberattacke auf die Systeme habe im Mai 2019 aber zu einem herben Rückschlag für das Unternehmen geführt. Die Folge: ein Produktionsausfall von über einem Monat, begleitet von «massiven» Folgekosten.