Mit Scharf

Deutscher Kebab mit Joghurt-Knoblauch-Sauce Vielleicht ist es der falsche Ort, vielleicht ist es Pech, dass am Blumenmarkt in St. Gallen innerhalb weniger Jahre vier Kebabläden eingingen. «Mangelnde Erfahrung», sagt hingegen Yücel Ciman dazu, während er sich Mehl von der Schürze klopft.

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Yücel Ciman hat in St. Gallen eine «Dedi»-Filiale aufgemacht, um den Schweizern richtig «deutschen» Kebab anzubieten. (Bilder: Roger Berhalter)

Yücel Ciman hat in St. Gallen eine «Dedi»-Filiale aufgemacht, um den Schweizern richtig «deutschen» Kebab anzubieten. (Bilder: Roger Berhalter)

Deutscher Kebab mit Joghurt-Knoblauch-Sauce

Vielleicht ist es der falsche Ort, vielleicht ist es Pech, dass am Blumenmarkt in St. Gallen innerhalb weniger Jahre vier Kebabläden eingingen. «Mangelnde Erfahrung», sagt hingegen Yücel Ciman dazu, während er sich Mehl von der Schürze klopft. Der Mann mit den kräftigen Oberarmen und dem breiten Lachen ist der aktuelle und fünfte Pächter des Lokals. Und guter Dinge, wie es scheint. Seit 15 Jahren ist er in Deutschland im Geschäft. Nun ist er vom Kebab-Ursprungsland in die Schweiz gekommen, um den Eidgenossen «den deutschen Kebab» schmackhaft zu machen. Was das heisst? «Das Brot mach ich frisch, für jede einzelne Bestellung, nichts wird vorgebacken, nichts kommt aus der Dose.» Und bei ihm gebe es Pide, Seelen und Lahmacun, türkische Spezialitäten, die einfach zu einem guten Imbiss gehören würden. «Man kann doch nicht jeden Tag Dürüm essen.»

Zwei Filialen in Deutschland

Wenn Ciman um 23 Uhr seinen Laden schliesst und noch nicht gar so müde ist, setzt er sich in sein Auto und fährt zu Frau und Kindern nach Konstanz. In der Heimatstadt führt seine Frau eine «Dedi»-Filiale, ein dritter Imbiss steht in Stuttgart. «Das Geschäft läuft gut.» Weshalb die Expansion in die Schweiz? «Wir hatten bis vor kurzem eine Filiale im Einkaufszentrum Lago in Konstanz», erzählt Ciman. Dort seien mehr als 70 Prozent seiner Kunden Schweizer gewesen. «Denen hat es so gut geschmeckt, ich musste einfach in die Schweiz kommen.»

Chili aus China

«Einmal Dürüm, ohne Zwiebel, mit Scharf.» Der Chef rollt eine kleine Teigkugel und zaubert daraus innert Sekunden einen dünnen Fladen, der sofort im Ofen verschwindet. Derweil erklärt er, dass die Cocktail-Sauce eine Schweizer Erfindung sei. Genau wie auch nur die Schweizer chinesische Chilisauce in den Dürüm kippen würden. Er empfiehlt lieber die hausgemachte Joghurt-Knoblauch-Sauce mit Dill. Gesteht aber, dass auch er die China-Sauce anbietet. «Marktdruck halt.» Der Dürüm mundet. Das Fladenbrot ist eine Klasse für sich, das Fleisch kross, die Sauce passt hervorragend. Dass sie auf den Pulli tropft, ist kaum die Schuld von Ciman. Fazit: Von den Deutsch-Türken können die Schweizer-Türken noch was lernen.

Katja Fischer