«Michael Götte verdient Ihre Stimme»: SVP-Regierungsrat Stefan Kölliker greift per Leserbrief in den Wahlkampf ein

Stefan Kölliker empfiehlt seinen Parteikollegen per Leserbrief zur Wahl. Andere Regierungsräte verzichten bewusst darauf.

Noemi Heule
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Michael Götte (links) im Kantonsratssaal mit Parteikollege und Regierungsrat Stefan Kölliker.

Michael Götte (links) im Kantonsratssaal mit Parteikollege und Regierungsrat Stefan Kölliker.

Bild: Regina Kühne

Es ist ein ungewöhnlicher Weg, den Regierungsrat Stefan Kölliker beschreitet, um SVP-Parteikollege Michael Götte bei der Wählerschaft beliebt zu machen. Per Leserbrief greift er aus der Pfalz in den Wahlkampf ein. Der Brief, der in den Postfächern sämtlicher Ostschweizer Medienhäusern landete, schliesst mit einer unumwundenen Empfehlung: «Michael Götte verdient Ihre Stimme», heisst es, «dem Kanton und der Regierung zuliebe».

SVP-Regierungsrat Stefan Kölliker

SVP-Regierungsrat Stefan Kölliker

Bild: Regina Kühne

Vor der Wahlempfehlung für den parteieigenen Regierungsratskandidaten kommt eine kurze Abhandlung zur Typologie des SVP-Vertreters. Er werde immer wieder wohlwollend darauf angesprochen, dass er «kein typischer SVPler» sei, schreibt Kölliker. Er geht der Frage nach, was denn ein untypischer SVPler sei, und kommt zum Schluss, dass auch Michael Götte dieser Gattung entspreche. Er schreibt:

«Tatsache ist, dass Michael Götte seit vielen Jahren diesen ‹untypischen SVPler› verkörpert.»

Weshalb er als SVPler diese Bezeichnung als Kompliment empfindet, führt Kölliker nicht weiter aus. Weshalb er als Regierungsrat für einen Leserbrief in die Tasten haut, lässt er auf Anfrage ebenso unkommentiert. Usus ist: Exekutivpolitiker finden sich nicht in den Leserbriefspalten, sondern kommen im redaktionellen Teil einer Zeitung zu Wort.

FDP-Regierungsrat Marc Mächler

FDP-Regierungsrat Marc Mächler

Bild: Regina Kühne

Regierungsratskollege Marc Mächler hat deshalb auch keinen Leserbrief für den FDP-Kandidaten Beat Tinner im Postausgang. Zu einer Kollegenschelte möchte er sich nicht hinreissen lassen, dennoch sagt er: «Als Regierungsrat ist eine gewisse Zurückhaltung und Neutralität angemessen.» Schliesslich müsse das Gremium nach den Wahlen geeint als Kollegialbehörde auftreten.

Ein Leserbrief für Beat Tinner sei ohnehin unnötig, es sei selbstverständlich, dass er seinen Parteikollegen unterstütze. Dies habe er etwa mit gemeinsamen Wahlplakaten im ersten Wahlgang ausgedrückt.

SP-Regierungsrat Fredy Fässler

SP-Regierungsrat Fredy Fässler

Bild: Regina Kühne

Ähnliche Worte findet SP-Regierungsrat Fredy Fässler. «Dass ich Laura Bucher für fähig halte, versteht sich von selbst», sagt er, der nach wie vor in Buchers Wahlkampfteam aktiv ist. Er unterstütze die Parteigenossin mit allem, was ihm zur Verfügung stehe. Einen Leserbrief hält Fässler aber nicht für angebracht.

Er sei allerdings in einer anderen Situation, fügt er mit einem Seitenhieb an: Stefan Kölliker habe Michael Götte im Leserbrief als untypischen SVPler präsentiert; Laura Bucher sei dagegen eine «vollwertige und typische SPlerin».