Kunststoffsammlung in der A-Region: Der Kuh-Sack breitet sich aus

Anfang Jahr hat die Abfallregion St.Gallen-Rorschach-Appenzell die gemischte Kunststoffsammlung mit dem Kuh-Bag eingeführt. Das zuständige Recyclingunternehmen sieht noch viel Potenzial. Aber es gibt auch Kritik.

Katharina Brenner
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In den Kuh-Bag kommen Kunststoffverpackungen und Tetrapacks. Bild: PD

In den Kuh-Bag kommen Kunststoffverpackungen und Tetrapacks. Bild: PD

Die Kurve kennt ein paar kleinere Einbrüche, aber in der Tendenz zeigt sie deutlich nach oben. Von 1,3 Tonnen Kunststoff in der zweiten Januarwoche bis zu 3,5 Tonnen Ende April. Insgesamt wurden in der A-Region bis Ende April 35 Tonnen Kunststoff in Kuh-Bags gesammelt, wie die Abfallregion St. Gallen-Rorschach-Appenzell in einer Mitteilung schreibt. Geschäftsführer Thomas Huber nennt diese Entwicklung «sehr positiv».

Markus Tonner, Präsident des Vereins Schweizer Plastic Recycler und Geschäftsführer der Inno Recycling AG in Eschlikon, spricht von einem «positiven Start». Mengenmässig sieht er aber «noch grosses Potenzial». Das Ziel: 14 Kilogramm Kunststoff pro Einwohner und Jahr. Der Weg vom Plastikbecher im Kuh-Bag zum Granulat führt über die Inno Recycling AG. Von den Sammelstellen in den Gemeinden kommen die gefüllten Säcke in das Unternehmen. Dort wird der Kehricht vorsortiert.

Bewohner entsorgen korrekt

Tonner ist des Lobes voll für die Bewohner der A-Region. Über ­
95 Prozent der Kunststoffe seien korrekt entsorgt worden. Das Kuh in Kuh-Bag steht für Kunststoffe aus Haushalten. In die ­Säcke gehören unter anderem Shampoo- und Waschmittelflaschen, Blumentöpfe, Eimer und Getränkekartons.

Kuh-Bags werden in den meisten Verkaufsstellen für Kehrichtsäcke verkauft, à zwei Franken für den 60-Liter-Sack und 1.40 Franken für den 35-Liter-Sack. 30 Gemeinden in der A-Region haben das System dieses Jahr eingeführt. Damit ­beteiligt sich die A-Region am Kunststoffsammelsystem des Zweckverbands Abfallverwertung Bazenheid und des Verbands KVA Thurgau.

Die Hälfte des Kunststoffs wird wiederverwertet

Die Empa hatte das Pilotprojekt analysiert: 50 bis 57 Prozent des Kunststoffs können wiederverwertet werden. Die Analyse kam aber auch zum Schluss: Wenn ein 35-Liter-Kuh-Bag alleine für zweieinhalb Kilometer mit einem durchschnittlichen Fahrzeug transportiert wird, bringe das System keinen ökologischen Vorteil mehr. Zweieinhalb Kilometer gelten als durchschnittliche Distanz vom Haus zur Sammelstelle, wo die gefüllten Säcke abgegeben werden.

In Heiden hat das zu Kritik geführt: Anwohner berichteten von ­überfüllten Containern. Auch in anderen Gemeinden wurde der Platz knapp. Die A-Region reagierte: Zwischenzeitlich seien beinahe alle Rückgabestellen mit zusätzlichen Containern bestückt worden, sagt Huber.

Zu Ballen gepresst nach Vorarlberg

In den letzten Monaten war zudem Kritik an der Umweltfreundlichkeit des Modells aufgekommen. Denn der Kunststoff wird ins Ausland und wieder zurück gefahren. Nach der Vorsortierung pressen die Mitarbeiter der Inno Recycling AG den Kunststoff zu Ballen. So kann er «effizient» nach Vorarlberg und Süddeutschland transportiert werden zu entsprechenden Sortiermaschinen.

Den verwertbaren Kunststoff verarbeiten Tonner und sein Team anschliessend zu Granulaten. Daraus können wiederum Kabelschutzrohre, Blumentöpfe oder Kleiderbügel entstehen. Tonner macht den Vergleich zwischen recyceltem und neuem Kunststoff:

«Erdöl muss gewonnen, transportiert und granuliert werden, bis es Kunststoff wird. Dabei sind die Wege viel weiter als nach Vorarlberg.»

Von den 35 Tonnen gesammelten Kunststoffs aus der ­A-Region wurden 21 Tonnen ­recycelt. Kunststoffgranulat im Umfang von 18 Tonnen entstand.

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