Wirtschaft
«Die letzten beiden Jahre waren brutal»: Warum die Geschäftsleiterin der Schweizerischen Bodensee-Schifffahrt gekündigt hat

Andrea Ruf wird das Unternehmen verlassen. Benno Gmür, der Vize-Präsident des Verwaltungsrates, ist ab sofort fürs operative Geschäft verantwortlich. Er selber hätte in der gleichen Situation nicht anders gehandelt, sagt er. «Es ist ein Verschleissjob.»

Markus Schoch
Drucken
Die langjährige Geschäftsführerin der SBS AG, Andrea Ruf, verlässt das Unternehmen per 30. April.

Die langjährige Geschäftsführerin der SBS AG, Andrea Ruf, verlässt das Unternehmen per 30. April.

Bild: Andrea Stalder

Paukenschlag bei der Weissen Flotte. «Aufgrund unterschiedlicher Auffassungen zur Unternehmensführung in der jetzigen Situation hat unsere langjährige Geschäftsführerin Frau Andrea Ruf ihr Arbeitsverhältnis gekündigt», schreibt die Schweizerische Bodensee-Schifffahrt AG (SBS) am Mittwochabend in einer Mitteilung. Ruf werde ihre Aufgaben und Projekte per 30. April an den Vize-Präsidenten des Verwaltungsrates, Benno Gmür, übergeben. Dieser sei ab sofort für die operative Geschäftsleitung (CEO) und für die Führung des Geschäftsleitungs-Teams verantwortlich.

Benno Gmür wird neuer CEO.

Benno Gmür wird neuer CEO.

Bild: Kevin Roth

In den zehn Jahren als Geschäftsführerin habe Andrea Ruf sehr viel zur erfolgreichen Entwicklung der SBS beigetragen, heisst es in der Mitteilung weiter. «Bis zum Ausbruch der Pandemie konnte die SBS jedes Jahr solide Zahlen erwirtschaften und einen Cashflow ausweisen, der uns ermöglichte, die zahlreichen Investitionen zu finanzieren.»

Covid-Krise hat der Firma schwer zugesetzt

Die Covid-Krise 2020/21 habe der Firma, wie vielen anderen Touristikunternehmen, einen empfindlichen Rückschlag versetzt.

«Um aus dem Tief wieder herauszukommen, muss die SBS im Verkauf und Vertrieb an Schlagkraft gewinnen. Wir werden daher die CEO-Position nach der Übergangsphase mit Benno Gmür baldmöglichst neu besetzen mit dem Ziel, ein noch ausgeprägteres unternehmerisches Denken und Handeln an den Tag zu legen.»

Dass Ruf diese Herausforderung nicht habe annehmen wollen, verstehe er, sagt Gmür. Er selber hätte in ihrer Situation die Waffen ebenfalls gestreckt. «Die Geschäftsführung der SBS ist ein Verschleissjob, und die letzten beiden Jahre waren brutal.» Die SBS müsse sich jetzt völlig neu aufstellen, was nicht einfach sein werde.

Sie genoss bis zuletzt das volle Vertrauen des Verwaltungsrates

Dass Ruf keine andere Wahl gehabt habe, als zu gehen, weil ihr die Besitzer der SBS nicht zutrauten, die Wende zu schaffen, bestreitet Gmür. Es sei ihr freier Entscheid gewesen. «Andrea Ruf hatte jederzeit und hat bis zum heutigen Tag das volle persönliche Vertrauen des Verwaltungsrates», schreibt die SBS in der Mitteilung. Ruf selber war am Mittwochabend nicht zu erreichen. Ihre strategischen Fähigkeiten sollen immer wieder zu Diskussionen Anlass gegeben haben, heisst es aus dem Umfeld. Die Geschäftsführerin habe sich zu sehr auf Details im operativen Geschäft konzentriert.

Die SBS holte Gmür 2009 als Geschäftsführer an Bord. Verwaltungsratspräsident Hermann Hess setzte grosse Hoffnungen in ihn. «Er ist ein unerschrockener Sanierer und Krisenmanager, der nicht locker lässt.» Gmür scheue nicht davor zurück, heisse Eisen anzufassen.