Wigoltingen
Ein beherzter Dialog über Wandel – der interreligiöse Bettag

In der Ahmadiyya-Nuur-Moschee in Wigoltingen kommen am 19. September verschiedene Religionsgemeinschaften zusammen, um sich auszutauschen und voneinander zu lernen. Sie wollen sich gegenseitig zu Mut für Wandel inspirieren.

Johanna Lichtensteiger
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Gäste befestigen grüne Fäden an einem Baum während des interreligiösen Bettages im Jahr 2019.

Gäste befestigen grüne Fäden an einem Baum während des interreligiösen Bettages im Jahr 2019.

Bild: PD

Der Eidgenössische Dank-, Buss- und Bettag findet im Thurgau jeweils am dritten Sonntag im September statt, dies ist in diesem Jahr der 19. September. Er ist ein staatlich angeordneter überkonfessioneller Feiertag. «Im 19. Jahrhundert bedeutete dies noch, dass die Feiern ausschliesslich christlich geprägt waren. Das ist heute in einer multireligiösen Schweiz aber überholt», sagt Hans Peter Niederhäuser, Koordinator der Feier des Interreligiösen Arbeitskreises im Kanton Thurgau.

Hans Peter Niederhäuser ist der Koordinator der Feier.

Hans Peter Niederhäuser ist der Koordinator der Feier.

Bild: PD

Der Verein wurde mit dem Ziel gegründet, den Dialog zwischen den verschiedenen Religionen zu fördern. Er setzt sich aus Mitgliedern aus den meistverbreiteten Religionen im Thurgau zusammen. Niederhäuser sagt: «Wir sind Muslime, Bahai, Christen und Juden, die miteinander das Gespräch suchen.» Es werde auch der Kontakt zu Buddhisten und Hindu gepflegt.

Respekt füreinander

Da mit der Zeit der Dialog allein einseitig wurde, sei das Bedürfnis nach einer gemeinsamen, interreligiösen Feier entstanden, sagt Niederhäuser. Der Eidgenössische Bettag bot sich daher als gute Basis an. Er wird in diesem Jahr bereits zum sechsten Mal durchgeführt.

Imam Faiz Khan wird durch die Nuur Moschee führen.

Imam Faiz Khan wird durch die Nuur Moschee führen.

Bild: Andrea Stalder

Die rund 70 bis 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmer treffen sich jährlich in einer anderen religiösen Einrichtung von einer der Glaubensgemeinschaften. In diesem Jahr kommen die Feiernden in der Ahmadiyya-Nuur-Moschee in Wigoltingen zusammen. Vor der Feier führt Imam Faiz Khan um 16.15 Uhr durch das Gebäude und stellt die islamische Reformgemeinde Ahmadiyya Muslim Jamaat vor.

Hans Peter Niederhäuser sagt: «Bei den Festlichkeiten beachten wir, dass gleichviel Text von allen Religionen vorgelesen wird.» Man bete allerdings nicht gemeinsam, da dies in jedem Glauben verschieden gepflegt werde.

«Wir gehen respektvoll aufeinander zu und hören zu, was für Ansichten die anderen haben.»

Bei der Musik beschränke man sich jeweils auf eine Tradition. «Wir haben gemerkt, dass die Mischung sonst zu diffus ist, deshalb wechseln wir mit dem Musikgenre genau wie dem Ort der Veranstaltung ab», sagt Niederhäuser. In diesem Jahr wird die musikalische Begleitung in dem Klezmer-Stil erfolgen.

Andrea Zamengo, Perkussion, und Salome Etter, Klarinette, werden die Feier musikalisch begleiten.

Andrea Zamengo, Perkussion, und Salome Etter, Klarinette, werden die Feier musikalisch begleiten.

Bild: PD

Verbunden durch eine Handlung

Das Thema «Mut zum Wandel» sei von der Pandemie inspiriert, sagt Niederhäuser. Dazu wurden Texte ausgelesen, die den Umgang mit einer solchen Herausforderung thematisieren. «Wir können vergleichen und voneinander lernen, wie die jeweiligen Traditionen damit umgehen.» Auch die Religionen selbst seien schliesslich in einem ständigen Wandel.

Die grünen Fäden am Baum symbolisieren das Teilen von Verantwortung.

Die grünen Fäden am Baum symbolisieren das Teilen von Verantwortung.

Bild: PD

Eine symbolische Handlung wird die Feier zu einem Ende bringen. Hans Peter Niederhäuser sagt: «Vor zwei Jahren haben Buddhisten teilgenommen und vorgeschlagen, etwas weniger Kopflastiges einzubauen.» Um das Übernehmen und Teilen von Verantwortung zu symbolisieren, wurde je einen grünen Faden an einen Baum gehängt und ein zweiter Faden wurde mitgenommen. Mit dem Thema Mut wird nun eine Handlung inspiriert vom Begriff «beherzt» durchgeführt.

Etwa um 18 Uhr wird ein Buffet den weiteren Austausch der Gäste ermöglichen und den Abend ausklingen lassen. Die Feier selbst beginnt um 17 Uhr und es sind keine Anmeldungen notwendig.

Informationen: thurgau-interreligioes.ch