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Schulpräsident Beat Gähwiler hat prüfen lassen, was die Sekundarschule Weinfelden tun muss, um klimaneutral zu sein. Die Machbarkeitsstudie zeigt mehrere Massnahmen auf, im Kampf gegen den CO2-Ausstoss. Unter anderem sollten die Lehrer mit dem Velo zur Schule und die Gasheizung muss ersetzt werden.
Nur noch zwei Monate ist Beat Gähwiler Präsident der Sekundarschulbehörde Weinfelden. Gemütlich nimmt er es deswegen nicht. Im Gegenteil. Nach der Schulgemeindeversammlung vergangenen Januar hat er eine Studie in Auftrag gegeben, wie es «so wahrscheinlich noch keine öffentliche Körperschaft im Thurgau getan hat», sagt Gähwiler.
Konkret heisst das: Die Sekundarschulgemeinde verfügt nun über eine Machbarkeitsstudie, wie sie bis in fünf Jahren eine klimaneutrale Schule werden kann. Dazu hat Gähwiler Franz Portmann als Umweltberater und Experte beauftragt, sich den Ist-Zustand aller drei Schulhäuser anzuschauen und Vorschläge zu unterbreiten, wie die gesamten Schulanlagen ohne Co2-Ausstoss betrieben werden können.
«Das Spezielle an der Studie ist die Gesamtbetrachtung. Ich habe mir nicht nur den Co2-Ausstoss angeschaut, sondern auch den Strom- und Wärmeverbrauch», sagt Franz Portmann. Seine Daten zeigen: Seit 2010 hat die Schulgemeinde die Co2-Emissionen bereits um die Hälfte verringert. «Ich habe aber festgestellt, dass es noch Luft nach oben gibt», sagt Portmann.
Mit den angedachten und geplanten Neuerungen, etwa der PV-Anlage und der Dachsanierung im Märstetter Schulzentrum Weitsicht, könne man das Ziel «klimaneutral» nicht erreichen. Es braucht mehr.
Ersichtlich wird aus der Studie Portmanns aber auch, dass die Schule bereits jetzt die Hälfte aller Energie aus erneuerbaren Quellen bezieht. 2010 war der Anteil fossiler Brennstoffe noch bei 84 Prozent, 2019 ist er auf 43 Prozent gesunken. «Der Co2-Ausstoss ist entsprechend von 275 auf 134 Tonnen gesunken. Das ist aber immer noch viel», sagt Portmann.
Gerade bei den fossilen Brennstoffen fällt die Gasheizung des Pestalozzi-Schulhauses ins Gewicht. Würde diese ersetzt – etwa durch eine Holzschnitzelheizung – könnte die Schule knapp 70 Tonnen Co2 jährlich einsparen.
Beim Stromverbrauch empfiehlt der Umweltberater, hauptsächlich auf LED-Beleuchtung umzusatteln. Gleichzeitig helfen Fotovoltaik-Anlagen, den Strom selbst zu produzieren, was ebenfalls zu einem positiveren Gesamtergebnis führt. Auch Sanierungen der Schulhäuser würden viel Wärme-Energieeinsparungen bringen. «Vor allem die Turnhalle des Pestalozzi Schulhauses ist sehr schlecht isoliert. Dort gibt es sehr viel Einsparungspotenzial.»
Der Umweltberater betont, dass eine klimaneutrale Schule mehr tun muss als PV-Anlagen zu installieren und bessere Isolierungen anzubringen.
«Man sollte auch die Umgebung ökologisch gestalten und die Mobilität der Lehrer und Schüler nicht vergessen.»
Will heissen: Schüler und Lehrer kämen am besten mit dem Velo oder zu Fuss in die Schule. «Aber auch E-Bikes, ÖV und Elektroautos wären gut», sagt Portmann. Dafür schlägt Portmann der Schule vor, Ladestationen für Elektromobile einzuplanen. «In der Weitsicht ist dies bereits geplant», sagt Gähwiler.
Bezüglich haushälterischen Umgangs mit Material hat Portmann auch den Papierverbrauch der Schule geprüft. «Interessanterweise liegen die Co2-Emissionen wegen des Papierverbrauchs in der Gesamtbetrachtung unter einem Prozent und sind somit vernachlässigbar.»
Die vorgeschlagenen Massnahmen des Fachmannes umzusetzen, liegt nun nicht mehr am scheidenden Schulpräsidenten. «Aber ich gebe diese Studie der Behörde mit auf den Weg und bin sicher, dass sie in diesem Bereich einiges umsetzen wird», sagt Gähwiler. Nicht zuletzt fordere ja der Bundesrat eine klimaneutrale Schweiz bis 2050. «Und sonst gehe ich halt an die Schulversammlung», ergänzt Gähwiler lachend.
Ganz so schnell wie Portmann vorschlägt, würden sich die Massnahmen aber kaum umsetzten lassen, glaubt Beat Gähwiler. «Aber alles, was man jetzt an Co2 einspart, kommt der Umwelt zugute», mahnt Portmann. Die Klimaerwärmung sei schliesslich nichts anderes als eine Pandemie, «nur fieser, weil wir sie nicht sehen, aber sie steigt auch exponentiell».
Er habe ausgerechnet, dass zehn Prozent des vom Bund investierten Coronageldes reichen würden, die klimaneutrale Schweiz zu erreichen. «Vor diesem Hintergrund ist es umso wichtiger, dass die Schule ihrer Vorbildfunktion gerecht wird. Ich würde mich freuen, wenn die Sekundarschule Weinfelden hier eine Vorreiterrolle einnehmen würde», sagt Gähwiler.
Er hofft, dass diese Studie Ansporn für andere Schulen ist, auch ihre Strategie hin zur Klimaneutralität zu prüfen – und umzusetzen.