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Die Stadt und die Schulgemeinde Weinfelden sagen den Traditionsanlass mit Umzug, Theater und Freinacht ab. Besonders trifft dieser Entscheid die 3.-Sekundarschülerinnen und -Schüler.
Am Donnerstag vor der Weihnachtswoche lebt Weinfelden seine Tradition. In der Bochselnacht ziehen die Schulkinder mit ihren Räbeliechtli und Laternen durch die Gassen und singen auf dem Rathausplatz das Lied «Freut euch des Lebens».
Dieses Jahr bleibt es jedoch still am 17. Dezember. Die Stadt und die Schulgemeinde Weinfelden haben die Bochselnacht schweren Herzens abgesagt. «Es tut uns sehr weh, diesen Entscheid zu fällen. Besonders für die 3.-Sekundarstufe ist er hart», sagt Schulpräsident Thomas Wieland.
«Aber es kann nicht sein, dass alle Kinder auf dem Rathausplatz ‹Freut euch des Lebens› singen und am Schluss sind alle angesteckt.»
Es sei auch überlegt worden, nur den Umzug abzusagen, nicht aber das Theater. Mit den höheren Fallzahlen und den dadurch bedingten Massnahmen habe nun aber auch das Schülertheater abgesagt werden müssen.
Die 3.-Sekundarschüler bereiten ihr Bochselnachttheater jeweils in einer Projektwoche im Dezember vor. «Das braucht immense Vorbereitungen. Der Bühnenbau, die Herstellung der Requisiten, die Proben», sagt Wieland. Er bezweifelt, dass die 3.-Sekundarschüler ihr Theater nachholen können.
«Ob wir im Frühling ein Zeitfenster finden, um ein solches Projekt umzusetzen, wissen wir nicht.»
Die Projektwoche im Dezember werde nun genützt, um noch allfällige Wissenslücken bei den Schülern zu füllen, die sich im ersten Lockdown ergeben hatten.
Die Bochselnacht – über deren genauen Ursprung und die Anfangszeit gemutmasst wird – fiel auch in der Vergangenheit schon aus. Zuletzt 1965. «Im Dezember erreichte damals die Maul- und Klauenseuche den Thurgau», erinnert sich Dorfhistoriker Martin Sax. «Ich war damals in der 2. Sekundarschule und spielte mit im Orchester. Während der Hauptprobe am Mittwoch kam plötzlich die Polizei und hat die Aufführung verboten.»
Die Begründung für die Absage war die Furcht vor dem Einschleppen der Seuche, wenn zum Bochselnachttheater viele Eltern aus den Nachbardörfern gekommen wären.
«Es gab auch Kinder, die durften gar nicht mehr nach Hause, die blieben bei Gastfamilien in Weinfelden.»
Auch während des Zweiten Weltkrieges fiel die Bochselnacht von 1940 bis 1944 aus. Zuvor 1938 bereits wegen der Mau- und Klauenseuche – und nun 2020 wegen der Coronapandemie.
Wie die Stadt und die Schulgemeinde Weinfelden in ihrer Mitteilung weiter schreiben, müssen die Weinfelderinnen und Weinfelder auch auf die Freinacht am 17. Dezember verzichten. «Ab 23 Uhr ist Sperrstunde, das gilt leider auch für die Bochselnacht», sagt Stadtschreiber Reto Marty. Auch er drückt sein grosses Bedauern über die Absage des Traditionsanlasses aus. «Wir hoffen jedoch auf das Verständnis der Weinfelderinnen und Weinfelder.»
Ob die Sitzung des Stadtparlaments am 17. Dezember 2020 durchgeführt wird, hängt von der Menge an Geschäften ab, die bearbeitet werden müssen. Darüber entscheidet das Büro des Stadtparlaments, sobald die zu behandelnden Geschäfte bekannt sind.