Am vergangenen Freitag verstarb der weisse Pfau von Weinfelden. Ein Nachruf über ein Tier, das durch und durch Weinfelder war.
Ist es übertrieben, einen Nachruf auf einen Pfau zu schreiben? Vielleicht. Doch das weisse Tier hat in den wenigen Monaten, die es in Weinfelden lebte, für so viel Furore gesorgt, dass es jede Berichterstattung wert war.
Wo auch immer er stolzierte, erfreute er die allermeisten. Vor allem Kinder. Was für ein schönes und erhabenes Tier! Auch viele Erwachsene verfielen seinem Charme. Nach anfänglicher Unsicherheit, wohin das Tier gehört, wurde es in den sozialen Medien fast schon zu einem Running Gag, ein Foto des Pfaus zu veröffentlichen, wie er etwa beim Migros oder der Landi oder in einem Quartier herumspazierte.
Aber auch die Tragik seines Hinschieds lässt sich nicht wegdiskutieren. Sein Halter, der katholische Gemeindeleiter Armin Ruf, erkannte die Problematik seines streunenden Tiers. Doch das Einfangen stellte sich schwieriger heraus als gedacht und so trieb ihn seine Neugier in den Tod.
Der weisse Pfau war, wenn man so will, ein Weinfelder durch und durch. Nicht nur, dass er das Dorf liebte. Er stand auch für Freiheit, wie dies schon andere in Weinfelden propagierten. Es ging eine Faszination von ihm aus und zu einem gewissen Teil kann man sich dieses stolze weisse Federvieh gar als Vorbild nehmen: ein bisschen wie der weisse Pfau sein.
Sich keine Grenzen setzen lassen. Eine Krone auf dem Kopf tragen und sich für sein Aussehen, für seine Andersartigkeit, nicht schämen. Im Gegenteil. Der Pfau macht es vor: Seid stolz auf das, was ihr seid. Kümmert euch nicht so sehr um die anderen, tut, was euch Freude bereitet. Seid neugierig, entdeckt die Welt über den Gartenhag hinaus.
Doch eines sollten alle, bei jeglicher Pfauliebe, trotz allem beachten: Mutig sein ist das eine, aber Gefahren achten das andere.
Wahrscheinlich weilte der weisse Pfau zu wenig lang in Weinfelden, als dass man ihm ein Denkmal setzen wird. Gott sei Dank existieren aber genügend Fotos, dass selbst die kommenden Generationen noch von ihm hören werden. Sicherlich finden die Pfau-Ereignisse jedoch Eingang in die Weinfelder Geschichtsbücher und irgendwann werden Martin Sax und Franz X. Isenring Interessierten darüber berichten, dass in Weinfelden einst ein weisser Pfau durch die Strassen stolzierte.
Armin Ruf, Besitzer des Pfaus, bedauert den Unfall seines Tieres. «Es ist schlimm und schade um den Vogel – gerade auch weil er so bekannt war», sagt Ruf. Doch es war ein sehr freiheitsliebender Pfau, den er auch nicht einsperren wollte. Der Zug habe den Vogel zwar nur gestreift, wie er erzählt, aber das habe gereicht. «Ich bin aber froh, dass es kein Unfall war, bei dem noch jemand zu Schaden kam.» (sba)