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Ostschweiz
Arbon, Kreuzlingen, Weinfelden
David Strupler hat in Weinfelden ein Cryotherapie-Zentrum eingerichtet. In der Stickstoff-Kammer erholen sich Sportler bei extrem tiefen Temperaturen.
Stephanie Egger ist sich Blessuren und knallharte Kämpfe gewohnt. Sie ist die einzige Schweizer Mixed-Martial-Arts-Kämpferin (MMA), welche zu Kämpfen in der Ultimate Fighting Championship (UFC) antritt. Anfang Oktober hat sie in Las Vegas ihren ersten Kampf auf dieser Tour gewonnen. «Ins MMA bin ich so rein gerutscht. Ich habe in jungen Jahren mit Judo angefangen, später kamen Ju-Jitsu und Kickboxen dazu», sagt die Uzwilerin, die seit diesem Jahr ganz auf die Karte Profisport setzt.
«Beim MMA kommen all diese Kampfsportarten zusammen und ich kann meine Stärken besser ausnützen.»
Oft trainiert sie im Buddy Gym in St.Gallen, aber auch zweimal pro Woche in Weinfelden bei Thaibox-Coach David Strupler. Dort holt sich die 33-Jährige im Training die nötige Kraft, Koordination und Technik für den Stehkampf – seit neuestem auch die nötige Regeneration nach harten Trainings. Und das auf ganz spezielle Art und Weise. In einer Kühlkammer, in der es bis zu 170 Grad kalt wird.
In der Kühlkammer für die sogenannte Cryotherapie kommt flüssiger Stickstoff zum Einsatz. Dieser wird als eiskalter Dampf auf die Sportler gesprüht. «In dieser Kammer sind Temperaturen bis zu minus 170 Grad möglich», sagt Strupler. Er habe eine solche Anlage in Konstanz ausprobieren dürfen und sich danach dazu entschieden, auch eine in Weinfelden zu installieren und zusammen mit Masseurin Gäm Facchi ein Sport und Erholungscenter zu eröffnen.
Strupler schwärmt von den Ergebnissen der Kältetherapien. «Aufgrund der enormen Kälte geht der Körper in eine Art Notzustand. Das heisst, er regt den Stoffwechsel an, das Gehirn schüttet Endorphine aus und Entzündungen heilen viel schneller», sagt der 37-Jährige.
Stephanie Egger steigt in die Kammer, Strupler schliesst die Tür und startet die dreiminütige Therapie. Die Uhr zählt runter, die Temperaturanzeige fällt und fällt, immer wieder zischt ein neuer Schwall Stickstoff in die Kammer. Stephanie Egger bewegt sich die ganze Zeit im Innern der Kammer, ihr Kopf schaut oben raus, trotz der Kälte lächelt sie. Strupler überwacht das ganze, spricht mit ihr.
«Ich könnte die Prozedur jederzeit sofort abbrechen. Auch Stephanie kann einfach die Türe der Kammer öffnen oder den Notausknopf drücken.»
Als Egger nach drei Minuten in Eiseskälte aus der Kammer steigt, ist sie euphorisch. «Ich bin nach diesem Kältebad richtig happy und komplett entspannt. Nach einer solchen Therapie schlafe ich immer sehr gut und bin bereits am nächsten Tag so erholt, wie ich es sonst erst nach zwei bis drei Tagen wäre», sagt sie. Das sei daher auch fürs Training von Vorteil, da sie am nächsten Tag gleich wieder voll loslegen könne.
«Es fühlt sich übrigens gar nicht so kalt an, ich bin sonst eher ein Gfröhrli.»
Stellen an ihrem Körper, die sie geprellt oder entzündet hat, blieben jedoch länger deutlich kälter als andere. «Sie heilen so viel schneller, ich spüre das gut.»
Für Leistungssportler bringt die Therapie also eine schnellere Regeneration und Heilung von Blessuren. Aber auch weniger sportliche Menschen behandelt Strupler mit der Kältetherapie. «Leute mit Schlafproblemen kann es helfen, für die Gewichtsabnahme oder ergänzend zu anderen Therapien auch bei Depressionen», sagt Strupler. Dazu werde das System auch häufig für Beauty-Therapien angewandt, beispielsweise zur Hautstraffung. «Nebenwirkungen gibt es kaum. Für Menschen mit Herzschrittmacher oder Kälteallergie ist die Therapie aber nichts.»
Eine Therapiesitzung von wenigen Minuten kostet bei David Strupler 57 Franken. «Wenn mehrere Leute gleichzeitig vorbeikommen wird's günstiger. Es braucht vor allem anfangs einiges an Energie, um die ganze Anlage runter zu kühlen.»