Virtuelle Realität zieht ins Karussell: Neben Einkaufen kann man im Kreuzlinger Einkaufszentrum bald auch neue Welten bereisen

Die ehemaligen Verkaufsräume des Vögeli Schuhgeschäfts im ersten Stock des Einkaufszentrums Karussell werden den Sommer über in eine virtuelle Spiele-Arena umgebaut. Wenn alles nach Plan läuft, soll man sich ab September in den virtuellen Realitäten austoben können. Das Erlebnis ist vergleichbar mit demjenigen im «Escape-Room».

Emil Keller
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Realität und Computerspiel vermischen sich in der «Fusion Arena» zu einer virtuellen Wirklichkeit.

Realität und Computerspiel vermischen sich in der «Fusion Arena» zu einer virtuellen Wirklichkeit.

PD

Wo früher Schuhe anprobiert wurden, zieht man sich bald Virtual-Reality-Brillen und Ortungssensoren über. Die ehemaligen Verkaufsräume des Vögeli Schuhgeschäfts im ersten Stock des Einkaufszentrums Karussell werden den Sommer über in eine virtuelle Spiele-Arena umgebaut. «Bis zu sechs Personen gleichzeitig können dann zusammen in fremde Welten eintauchen», erklärt Christoph Zweifel, Operations Manager bei der Firma Pandally AG. Nach Zürich und Bern plant das Start-up derzeit ihre dritte «Fusion Arena» in Kreuzlingen aufzubauen. Wenn alles nach Plan läuft, soll man sich ab September in den virtuellen Realitäten austoben können.

Jede Millisekunde zählt beim Spiel

Herzstück wird das 214 Quadratmeter grosse Spielfeld sein, das mit Kameras, Ortungssensoren und PCs ausgestattet ist. Was von aussen wie die Tanzfläche einer Grossraumdisco wirkt, verwandelt sich sobald man die VR-Brille aufzieht in eine urzeitliche Aztekenwelt oder die Kommandobrücke einer Weltraumstation. Jede Bewegung wird dann aufgezeichnet und innert Sekundenbruchteilen an die Bildschirme der Mitspielenden übermittelt. Zweifel sagt:

«So kann man genau sehen, hören und erkennen, was die anderen vorhaben.»

Sogar Körpergrösse und Mimik wird auf die virtuellen Avatare übertragen. Bei den meisten Spielen geht es um das gemeinsame Meistern von Aufgaben. Ähnlich wie in einem «Escape Room» müssen Rätsel gelöst werden, um ins nächste Level zu gelangen. Wer Gewalt nicht abgeneigt ist, bekommt auch eine Plastikwaffe in die Hand gedrückt.

Dass es dabei zu Zusammenstössen oder gar Verletzungen komme, sei sehr selten der Fall. Das Spielfeld ist klar abgegrenzt und eine Warnung erscheint, wenn man sich der echten Gebäudewand nähert. Eher passiere es, dass jemandem während des Spiels übel werde. Diese «Seemannskrankheit» komme jedoch viel seltener vor als bei gewöhnlichen VR-Spielen zuhause auf der Couch, da die visuelle Darstellung auch mit den echten Bewegungen übereinstimme.

Die Zukunft der Unterhaltungsbranche?

Die Erfahrungen aus Zürich und Bern sind durchwegs positiv. Über 40'000 Personen sind dort bereits in virtuelle Welten abgetaucht. Die Firma möchte expandieren und hat mit den grossflächigen Räumen im Einkaufszentrum Karussell Kreuzlingen gute Voraussetzungen dafür gefunden. 600'000 Franken wird der Umbau kosten und das Einkaufszentrum fügt zusätzlich noch eine Aussentreppe am Karussell an, damit Gäste auch neben den Öffnungszeiten Zutritt zur Arena haben.

Ein dreiviertelstündiger Besuch werde um die 50 Franken pro Person kosten, wovon 25 Minuten reine Spielzeit sind. Bedenken, dass sich die Investitionen nicht rentieren, hat Zweifel keine. Er sieht das Angebot seiner Firma zwischen Kinos und Bowlingbahn in der Unterhaltungsbranche angesiedelt. «Doch eine vergleichbare Erfahrung wie bei uns gibt es bisher noch nicht in der Region.»

Zentren im Wandel

Die Umsätze des stationären Handels stehen wegen Onlinehandel und Einkaufstourismus seit Jahren unter Druck. Die Nachfrage nach Verkaufsfläche ist schwach. Zentrumsleiterin Mona Mucha sagt dazu: «Das ‹Karussell› möchte seinen Kunden ein vielseitiges und interessantes Angebot zur Verfügung stellen. Wir sehen den Einzug der ‹Fusion Arena› als Ergänzung in unserem Mieter-Mix und entwickeln uns stetig weiter.» (ek)