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Kurt Oberländer sucht mit 83 Jahren die ganz grosse Bühne. Nächste Woche fliegt er nach New York für ein Casting bei America’s Got Talent. Noch nie hat er so viel in einen Auftritt investiert
Kurt Oberländer ist ein Träumer. Aber einer, der nichts unversucht lässt, damit seine Träume Wirklichkeit werden. Kein Aufwand ist ihm zu gross und kein Weg zu weit. Am nächsten Dienstag reist der Alleinunterhalter fast 6500 Kilometer über den Atlantik an die Ostküste der USA und hofft, dass es dort kein böses Erwachen gibt.
Der 83-Jährige will bei der NBC-Show America’s Got Talent gross herauskommen. Ob er den Sprung auf die ganz grosse Bühne schafft, entscheidet sich am Freitag kommender Woche um 13 Uhr Mitten in New York innerhalb von 90 Sekunden. So wenig Zeit hat der Romanshorner, um die Jury von sich zu überzeugen. Oberländer will es mit dem Dean Martin-Song Ain’t That A Kick In The Head versuchen. Und um sich eine zweite Chance zu geben, macht der Romanshorner am Schluss ganz kurz auf Joe Cocker. «Darin bin ich gut.»
Oberländer hat sich in den letzten Tagen und Wochen akribisch auf den Kurz-Auftritt vorbereitet. «Bis jetzt habe ich rund 100 Stunden investiert.» Er will tönen wie ein echter Amerikaner. Und darum feilt der Entertainer an der Aussprache jedes einzelnen Wortes im Songtext. Er hört und singt den von Robbie Williams zu neuer Popularität verholfenen Hit auf dem Velo, mit dem er täglich zwei bis drei Stunden unterwegs ist. Und er geht ihn zu Hause nochmals in aller Ruhe durch. Wieder und wieder.
Oberländer lebte zwar zehn Jahre lang jeweils im Winter in den USA, wo er zuerst ein Restaurant betrieb und zuletzt mit einer Las Vegas-Show auftrat. Er spricht darum fliessend Englisch. «Den Schweizer Akzent habe ich aber nie weggebracht.
Oberländer weiss, dass ihn viele für verrückt halten. Doch das stört ihn nicht. Er glaubt an sein Glück. Und darum bleibt er fünf Tage in New York und fliegt erst am Sonntag nächster Woche zurück. Denn wenn es gut läuft, steht ihm ein zweites Casting am gleichen Tag oder am Samstagmorgen bevor - die letzte Hürde auf dem Weg ins Rampenlicht der Fernsehkameras.
Oberländer ist sich nur zu bewusst, dass seine Konkurrenz riesig ist. Und trotzdem ist sein Optimismus gross. Denn keiner sei wie er.
«Ich bin ein bunter Hund und reise ganz allein aus der Schweiz an. Das macht sicher Eindruck.»
Dazu komme sein Alter, das man ihm aber nicht ansehe. Um eine möglichst gute Figur zu machen, unterzieht er sich sogar einer strengen Diät.
Dass nichts unmöglich sei, habe die Balgacherin Nathanya Köhn bewiesen, die es als Tänzerin bis in den Final der US-amerikanischen Talentshow geschafft habe. Sie hat ihn überhaupt erst auf die Idee gebracht, mitzumachen.
Der Romanshorner könnte gut damit leben, wenn es nicht klappen sollte.
«Ich kann mir dann jedenfalls nicht vorwerfen, es nicht versucht zu haben.»
Versucht hat er es schon wiederholt in diversen Ländern bei ähnlichen Shows: In der Schweiz, in Deutschland und in England. Es wird nicht sein letzter Anlauf auf die grosse Bühne sein. Oberländer will bis 90 in alter Frische so weiter machen. Und er ist sicher. Dann kommt niemand mehr an ihm vorbei. Auch in den USA nicht.