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Die kleine Oper Märstetten nimmt nach einjähriger Zwangspause wieder den Betrieb auf. Von Freitag bis Sonntag zeigt Jürg Trippel mit seinem Ensemble das Pasticcio «Der Herr als Knecht».
Die kleine Oper Märstetten ist konzipiert als Sommerspielhaus. Ohne Isolation wird es für die Schauspieler und Sänger ganz schön kühl im Dachstock der ehemaligen Scheune. «Vor zwei Jahren war es an einem Wochenende heiss, am anderen dann kalt. Da helfen nur die passenden Kostüme und eine clevere Garderobe», sagt Sopranistin Julia Hagenmüller. Sie spielt die Rolle der Vespetta im Opern-Pasticcio «Der Herr als Knecht» von Georg Philipp Telemann. Bei den Proben trägt sie einen dicken Pulli.
«Man trainiert so auch für künftige Engagements, sich auf Umwelteinflüsse einzustellen», ergänzt Bariton Lorenz Kauffer, der die Rolle des Pimpinone einnimmt. Sopranistin Ursula Göller als Wahrsagerin und Marc Gschwend als stummer Diener komplettieren das vierköpfige Ensemble, das seit dieser Woche in Märstetten weilt und sich auf die vier Vorführungen des Stücks vorbereitet, die am Freitag, Samstag und Sonntag über die Bühne gehen.
Als Gesamtleiter zeichnet Jürg Trippel verantwortlich für die Produktion in seiner kleinen Oper. Und er hat auch eine neue Rolle ins Stück eingeführt, jene der Wahrsagerin. «Es war üblich in der Barockzeit, die Stücke dem Ort und den Möglichkeiten anzupassen. Dann wird daraus ein Pasticcio, also eine Pastete des Originals», sagt er. Deshalb werde nun auch nicht «Pimpinone» oder «Die Magd als Herrin» aufgeführt, sondern eben «Der Herr als Knecht».
«Wir haben den Titel des Stücks einfach umgekehrt.»
Die Geschichte sei aus dem Leben gegriffen, eine Opera Buffa. «Ein alter Reicher zieht eine junge Arme an. Sie will das Geld, er die Jugend», sagt Trippel. Mit seinem 1725 uraufgeführten Werk hatte Komponist Telemann grossen Erfolg. «Normalerweise war es damals laut in der Oper, das Publikum ass und schwatze. Erst wenn es auf der Bühne spannend wurde, hörte das Publikum zu – bei Telemann war das Publikum die ganze Zeit aufmerksam.»
Für die Sängerinnen und den Sänger ist das Stück anspruchsvoll. «In dieser kleinen Oper vereinen wir auch gleich drei Funktionen: Wir sind Sänger, Regisseur und Choreograf zugleich», sagt Lorenz Kauffer. «So lernt man in kurzer Zeit alle Facetten einer Oper kennen.» Der kompakte Raum biete zudem den Vorteil, nah am Publikum zu sein, sagt Ursula Göller.
«Hier zu spielen, ist ein sehr intimer Rahmen. Man bekommt die Reaktion des Publikums mit.»
Dass sie mit der Wahrsagerin eine zusätzlich ins Stück integrierte Rolle spiele, sei eine Herausforderung. «Ich kann so eine weitere Dimension einbringen – so wird aus dem Intermezzo auch eine richtige Oper.»
Seit Sonntag proben die Sänger und das sechsköpfige Orchester – zwei Violinen, Viola, Cello, Bass und Cembalo – nun für die Vorführungen in der kleinen Oper Märstetten. Diese bietet aufgrund der Coronaeinschränkungen nur 63 Plätze für das Publikum. Der Dreiakter dauert rund eineinhalb Stunden, unterbrochen von einer Pause nach dem zweiten Akt. Das Stück kommt ohne Chor und Bläser aus.
«Ich bin ganz zufrieden mit den Reservationen. Es hat für alle Vorführungen aber noch freie Plätze», sagt Jürg Trippel. Die Aufführungen sind am Freitag, 27. August, um 20 Uhr, am Samstag, um 17 und um 20 Uhr, und am Sonntag, um 17 Uhr. Die kleine Oper Märstetten befindet sich an der Dorfstrasse 10 in Märstetten. Der Eintritt kostet 50 Franken.
Reservation unter: www.praetorius.ch.