Diesmal ist es für Seraina Perini der richtige Zeitpunkt, um für das Schulpräsidium zu kandidieren. Sie möchte die Vergangenheit zwar aufarbeiten, aber die Schule wieder in den Mittelpunkt rücken.
Dass sie ihr Gesicht auf Plakaten sieht, sei für sie gewöhnungsbedürftig. Seraina Perini möchte am 25. November Schulpräsidentin von Kreuzlingen werden und macht Werbung in eigener Sache. Den Wahlkampf geniesst sie aber, auch wenn er intensiv ist und sie sich ans Interesse an ihrer Person gewöhnen muss. «Aber endlich kann ich mich den Leuten vorstellen und mit ihnen diskutieren», sagt sie und lacht.
Vor drei Jahren, als es um die Nachfolge von Jürg Schenkel ging, wurde sie von verschiedenen Seiten als Wunschkandidatin genannt. Sogar die Emmishofer Narren hatten damals ihren Namen propagiert. Markus Baiker, Präsident der Narrengesellschaft, ist nun ihr Gegenkandidat. «Darüber musste ich im ersten Augenblick auch etwas schmunzeln», gibt sie zu. Vor drei Jahren war ihre private Situation eine andere, sie hätte das Amt im Vollpensum nicht ausführen können. Heute ist das anders.
«Meine Stelle als Kulturmanagerin der Psychiatrischen Klinik Münsterlingen hatte ich bereits gekündigt, bevor im Sommer die Schulbehörden Präsident René Zweifel zum Rücktritt aufgefordert hatten.» Sie wolle das klarstellen, weil es immer wieder heisst, die FDP habe die Rochade doch geplant. «Ich werde nächstes Jahr 50 und möchte mich nochmals beruflich verändern», erzählt sie.
«Für mich passt nun der Zeitpunkt. Ich hätte mir aber natürlich eine andere Ausgangslage gewünscht und bedauere extrem, was vorgefallen ist.»
Dass die Bevölkerung nach wie vor ein grosses Bedürfnis nach Klärung in der Affäre Zweifel habe und es noch viel Unmut gebe, sei für sie nachvollziehbar, sagt Seraina Perini. «So weit möglich, muss man das natürlich aufarbeiten.» Doch es sei wichtig, nun in die Zukunft zu blicken und die Schule wieder ins Zentrum zu stellen. «Der Betrieb funktioniert gut und einige Personen leisten einen grossen Mehraufwand. Das muss sich wieder normalisieren.»
Die 49-Jährige glaubt, den richtigen Rucksack für das Schulpräsidium mitzubringen. Sie ist ausgebildete Lehrerin und hat zwölf Jahre unterrichtet. «Danach habe ich fünf Jahre im Immobilienbereich als Leiterin Schulung gearbeitet. Das war ein wichtiger Ausflug in die Privatwirtschaft», sagt sie.
Als Kulturbeauftragte der Psychiatrischen Klinik ist sie noch bis Ende Jahr im Amt. Dort hat sie das Konzept neu erarbeitet. «Es hat Spass gemacht. Auch die Zusammenarbeit mit verschiedenen Berufsgruppen», resümiert sie. Parallel hat die gebürtige Kreuzlingerin ein CAS in Leadership und Management an der Zürcher Hochschule Winterthur absolviert. «Damit verfüge ich auch über das theoretische Rüstzeug.»
Sie ist zudem Präsidentin der Organisation der Arbeitswelt Gesundheit und Soziales Thurgau. «Dort bin ich für die strategische Führung und Planung zuständig», erzählt sie. Daran habe sie extrem Freude. Sollte sie gewählt werden, würde sie mit dem Vorstand und der Geschäftsleitung diesbezüglich das Gespräch suchen.
Sie gehört zwar der FDP an, tritt aber nicht als deren offizielle Kandidatin zur Wahl an. Die Partei unterstützt ihre Kandidatur wie auch die SP. «Hinter mir stehen verschiedenste Unterstützer aus verschiedenen Sparten und Parteien», sagt Seraina Perini. «Das ist mir wichtig und war auch mit ein Grund, warum ich überhaupt kandidiere.» Den Frauenbonus möchte sie für sich nicht in Anspruch nehmen. Es brauche die richtige Person für das Amt. «Und ich punkte mit dem, was ich mitbringe.»
Seraina Perini hat einige Herausforderungen innerhalb der Schule im Blick, die sie als Schulpräsidentin angehen würde. Einerseits die Digitalisierung, sowohl der pädagogische Aspekt wie auch der wirtschaftliche. «Es braucht eine verfeinerte Strategie, wie wir mit der Digitalisierung umgehen sollen, und gute Lehrkräfte, die das herunterbrechen können.
Der zweite ist die Elternarbeit. Diese habe sich verändert, sagt Perini. «Die Lehrkräfte müssen entsprechend geschult und begleitet werden. Ich möchte das Dreieck Eltern, Kind und Lehrer stärken.» Denn der Einstieg in die Schule sei extrem wichtig für die Entwicklung eines Kindes. Es lohne sich daher, den Übertritt in die Volksschule gut zu gestalten. Die Kindergärtnerinnen müssten dabei unterstützt werden. «Genauso wichtig ist der Austritt aus der dritten Sek», ergänzt sie. «Da lohnt es sich, genau hin zu schauen. In den Schnittstellen ist oft eine Krux drin.»