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Ostschweiz
Arbon, Kreuzlingen, Weinfelden
Referent Markus Wilda erzählt den Gwerblern im Workshop, wie sie sich besser verkaufen können.
«Sie müssen ihren Vorteil dramatisieren!» Markus Wilda verabreicht den anwesenden Gewerbetreibenden einen Crash-Kurs in Sachen «pfiffiges Marketing». Er weiss, wovon er spricht. Schliesslich war er unter anderem viele Jahre fürs Marketing zuständig beim St.Galler Schoggi-Hersteller Maestrani.
Nach Kreuzlingen eingeladen hat ihn der Stadtrat. Dieser will dafür sorgen, dass die örtlichen Detaillisten sich nach dem neuen Leitsatz «Service plus» verhalten und so gemeinsam den Einkaufsstandort stärken. Das Angebot der kostenlosen Nachhilfe wurde von den Gewerblern gerne in Anspruch genommen. Der Workshop am Montag war voll.
Vertreterinnen von Modegeschäften waren da, Gastronomen oder auch Malermeister. Andreas Marentini ist gekommen, um herauszufinden, wie er sich im Wettbewerb mit den anderen 18 Malerbetrieben in der Stadt behaupten kann. Als Einmannbetrieb hat er Flexibilität als seine Stärke ausgemacht. Aber wie weiter jetzt?
Oliver Popp, Leiter des Würth Handwerkershops, stellt fest, dass immer mehr Kunden in Deutschland einkaufen und dabei nicht mehr auf Grund von Qualität, sondern nur noch über den Preis entscheiden. Er nimmt am Workshop teil, um ein Gegenmittel zu finden.
Maddalena Colucci von «La Bottega» hat ihre Cafeteria mit Laden am Boulevard schon seit sechs Jahren. Die starken Umsatzschwankungen sind ihr ein Dorn im Auge. Ihr Plus: «Ich vermittle Ferienfeeling, bei mir ist es wie in Italien.»
Markus Wilda gab den Teilnehmern anfangs noch einmal Zeit, sich zu suhlen im Elend der schwierigen Bedingungen. In Kreuzlingen sei der Verdrängungswettbewerb auf Grund der Grenznähe überproportional, der digitale Wandel macht zu schaffen, die Regulierungen ebenso, der Einkaufstourismus natürlich, Kommunikationsflut, sinkende Kundenloyalität und so weiter. «Da ist es umso wichtiger, dass Sie ihren Markt und den Kunden kennen.» Nichtsdestotrotz habe der stationäre Handel noch immer gute Chancen. Es gehe darum, den jeweiligen Produktvorteil heraus zu schälen und zu propagieren.
«Am Ende kaufen die Kunden nicht ein Produkt, sondern immer eine emotionale Geschichte»,
betont der Referent. Nicht alles wollen, sondern sich konzentrieren auf eine Botschaft und auch den richtigen Digitalisierungsgrad. Für Kreuzlingen hat sich Wilda einen Slogan als Hauptbotschaft ausgedacht: «Würden Sie bei uns einkaufen, könnten Sie das Wochenende bereits geniessen.» Diesen Spruch würde er auf Werbeflächen vor dem Zoll platzieren, damit jeder Einkaufstourist diesen sieht.
Der Marketing-Fachmann verweist auch auf die zunehmende Wichtigkeit von Social Media. Positive Bewertungen könnten ein super Boomerang sein. «Machen Sie ihre Kunden zu Fans.» Silke Heit von «Deutschkurse am See» fand den Input inspirierend. «Dramatisieren - das ist tatsächlich nicht gerade die Stärke der Schweizer.»