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Ostschweiz
Arbon, Kreuzlingen, Weinfelden
«Jubiläen bieten uns ein Spiegelbild von Tradition und Entwicklung», findet die Kreuzlinger Vize-Stadtpräsidentin Dorena Raggenbass. Sie wird am 4. Mai die Eröffnungsrede zu «150 Jahre Seelinie und Trajekt» halten.
Wer schon immer mal mit Churchill fahren wollte, hat dazu am 4. und 5. Mai Gelegenheit. Denn zum 150-Jahr-Jubiläum «Seelinie und Trajekt» fährt der Sonderzug «Roter Doppelpfeil» oder eben «Churchill Pfeil» genannte RAe 4/8 1021 von Romanshorn über Weinfelden, Kreuzlingen zurück nach Romanshorn. Seinen Spitznamen erhielt er, als der englische Premierminister Winston Churchill 1946 darin als Staatsgast durch die Schweiz reiste.
Noch weitere Verkehrsmittel am See heimsten sich einen Spitznamen von der britischen Insel ein: 1869 baute der schottische Ingenieur John Scott Russell den ersten Trajektdampfer am Bodensee, eine Fähre, auf die Züge verladen werden konnten.
Die Trajektfähren sorgten für eine erhebliche Vereinfachung und Beschleunigung beim Transport von Gütern.
«Grosse Distanzen konnten über den Seeweg überbrückt werden»
erklärt Ursula Steinhauser, Leiterin des Seemuseums in Kreuzlingen. Zum Jubiläum zeigt das Seemuseum die Sonderausstellung «Transportwege Bodensee». Darin wird die Entwicklung von der Lädinenschifffahrt im Mittelalter bis zur heutigen Autofähre nachverfolgt.
Schwerpunkt der Ausstellung ist der Trajektverkehr. «Die erste vom Schotte Russel gebaute Fähre wurde bald ‹Kohlenfresser› genannt. In Schottland gab es grosse Kohlevorkommen», meint Steinhauser, am Bodensee hingegen nicht. Darum wurde der Raddampfer, der bis zu 720 Kilos Kohle pro Überfahrt schluckte, 1883 aus dem Verkehr gezogen und durch fortschrittlichere Fähren ersetzt.
Die Museumsleiterin möchte mit «Transportwege Bodensee» auf ein Phänomen aufmerksam machen:
«Der Kohlefresser von damals steht im Grunde symbolhaft für die aktuelle Mentalität: heute im Internet bestellt, morgen geliefert.»
Neben Sonderfahrten auf der «lebensgrossen Seelinie» im Zug pendelt die historische Motorfähre Konstanz stündlich zwischen Konstanz und Kreuzlingen. Christine Gräser von Kreuzlingen Tourismus empfiehlt, unbedingt eine Fahrt damit zumachen: «Sie wurde mit hohem Aufwand und Kosten restauriert und die Fährmänner haben ein grosses Wissen, das vielleicht irgendwann mal verloren sein wird.»
Der Modelleisenbahnclub Kreuzlingen öffnet an beiden Tagen seine Tore und lässt einige Schmuckstücke von «Anno Dazumal bis heute» durch die phantasievoll nachgebaute Seelinien-Landschaft fahren. Darunter «Churchill» in klein, die Mittelthurgaubahn und als ein Highlight den Glaszug der Deutschen Bahn.
Offizielle Eröffnung: 4. Mai, 9.30 Uhr im Seemuseum Kreuzlingen durch Dorena Raggenbass.
Die Ausstellung «Verkehrswege Bodensee» wird wegen Umbau im Schuppen beim Seemuseum und dem umliegenden Parkgelände vom 4. Mai bis 20. Oktober aufgebaut.
Bahnfahrten mit dem «Roten Pfeil» sollten wegen beschränkter Platzzahl online über www.bodensee-150jahre.com gebucht werden.
«Eisenbahn im Modell» ist jeweils von 10 bis 17 Uhr im Modelleisenbahnclub in der Seestrasse, neben dem Jugendhaus, zu sehen.