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Am 26. September entscheiden die Kreuzlinger Stimmberechtigten über die Zukunft des Kulturzentrums Kult-X. Während die Befürworter betonen, dass sich die Stadt die Investition leisten könne, findet SVP-Gemeinderätin Barbara Hummel, es sei zu teuer.
«Kult-X ist ein Glücksfall» und «Kult-X ist Vielfalt» mit diesen beiden Botschaften werden die Besucherinnen und Besucher an der Hafenstrasse 8 in Kreuzlingen in Empfang genommen. «Am 26. September Ja», ist auf den Plakaten weiter zu lesen.
Der Quartierverein Egelshofen hatte am Mittwochabend nach seiner Jahresversammlung zu einer öffentlichen Informationsveranstaltung zur Abstimmungsvorlage bezüglich des Kulturzentrums Kult-X geladen.
Nach einem Breakdance-Auftritt von sechs Jugendlichen, die im Kult-X trainieren, ergriff Geschäftsführerin Christine Forster das Wort:
«Einige Gesichter habe ich noch nie, andere dafür schon oft hier gesehen.»
Kult-X sei ein Trägerverein, dem unterdessen 20 kulturaktive Vereine und Institutionen Kreuzlingens angehörten. Als Beispiel nennt Forster unter anderem das Theater an der Grenze, das ab September seine Veranstaltungen im Kult-X durchführen wird. «Die Vereine und Institutionen zahlen dem Kult-X eine Nutzungsgebühr.» Von dem Geld würden unter anderem die Nebenkosten und die Reinigung der genutzten Räume bezahlt.
Während sie spricht, wackelt die Projektion an der Wand. Im oberen Stock setzen die jungen Breakdancerinnen und -dancer ihr Training fort. «Sie üben wohl gerade Sprünge», sagt Forster. Von oben ist ein Poltern zu hören.
Am letzten Sonntag im September geht es einerseits um die Frage, ob die Stadt das Kult-X während dreier Jahre mit einem jährlichen Betriebsbeitrag von 250'000 Franken unterstützen soll. Dieser setze sich aus 130'000 Franken für die Miete und 120'000 Franken für den Betrieb zusammen, sagt Stadträtin Dorena Raggenbass.
«Die 130'000 Franken bekommt das Kult-X allerdings nicht.»
Vielmehr stelle die Stadt die Räumlichkeiten kostenlos zur Verfügung, sprich erlasse die Miete. Andererseits geht es in der Abstimmung darum, die Liegenschaft im Wert von 4,87 Millionen Franken vom Landkreditkonto ins Verwaltungsvermögen zu überführen. Hierbei handle es sich lediglich um einen buchhalterischen Schritt, betont Raggenbass. «Es fliesst kein Geld.» Dieses sei bereits beim Kauf der Liegenschaft vor über zehn Jahren geflossen.
Auch FDP-Gemeinderätin Pia Donati ist an diesem Abend anwesend. Sie ist Teil des Pro-Komitees, das unter dessen über 120 Mitglieder zählt. Sie sagt, dass sich die Stadt den Betriebsbeitrag von insgesamt 750'000 Franken, der eine Anschubfinanzierung darstelle, leisten könne. Sie sagt:
«Es ist ein kleiner Teil, den wir investieren, im Vergleich dazu, was wir dafür bekommen.»
Aus dem Publikum kommt im Anschluss unter anderem die Frage, was bei einem Nein geschieht. Dann würde versucht, die Finanzierung des Kulturzentrums über das städtische Budget für mindestens ein weiteres zu sichern, sagt Raggenbass. «Diese Zeit würde man nutzen, um konzeptionell über die Bücher zu gehen.» Denn ein Nein bedeute ja nicht, dass die Stimmberechtigten grundsätzlich gegen das Kult-X seien.
Eine, die sich dafür starkgemacht hatte, dass das Kulturzentrum Kult-X an die Urne kommt, ist die Kreuzlinger SVP-Gemeinderätin Barbara Hummel. «Mir ging es vor allem darum, dass die Stimmberechtigten sehen, was das Kult-X die Stadt tatsächlich kostet.» Sie macht keinen Hehl daraus, dass es auch ihrer Sicht zu teuer ist.
«Mein Verstand sagt, dass wir uns das nicht leisten können.»
In den kommenden Jahren würden in der Stadt mehrere Grossprojekte wie beispielsweise das Stadthaus oder der Bau einer Tiefgarage anstehen. Diese seien mit grossen finanziellen Investitionen verbunden. Zudem sei aufgrund der Pandemie damit zu rechnen, dass die Kosten für die Sozialhilfe steigen.
Dennoch hätten sie bewusst darauf verzichtet, sich in einem Nein-Komitee zu organisieren, sagt Hummel. Sie anerkenne die Arbeit, die Geschäftsführerin Christine Forster sowie die freiwilligen Helferinnen und Helfer für das Kult-X geleistet hätten. Sie habe aber Mühe damit, wenn sie sehe, dass der Eintritt für Veranstaltungen im Kult-X kostenlos sei. Dann frage sie sich jeweils:
«Warum darf man mit Kultur eigentlich kein Geld verdienen?»