Kreuzlingen
«Der Aufbau ist geglückt, das Haus gesichert»: Ab kommendem Jahr soll nicht mehr die Stadt, sondern eine Stiftung das Begegnungszentrum Trösch führen

Am kommenden Donnerstag entscheidet der Kreuzlinger Gemeinderat erneut darüber, ob das Begegnungszentrum Trösch mit jährlich 175'000 Franken von der Stadt unterstützt werden soll. Neu soll der sogenannte Betriebskostenbeitrag aber an die gemeinnützige «Stiftung das Trösch» fliessen.

Rahel Haag
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Das Begegnungszentrum Trösch bei der Eröffnung.

Das Begegnungszentrum Trösch bei der Eröffnung.

Bild: Reto Martin
(1. April 2017)

«Nach gut vier Jahren ist es zu einer Marke geworden», sagt Dorena Raggenbass, als Stadträtin verantwortlich für das Departement Gesellschaft, im Rahmen einer Pressekonferenz am Mittwochnachmittag. Sie spricht vom Kreuzlinger Begegnungszentrum Trösch, das am 1. April 2017 Eröffnung feierte.

Die Idee, einen Ort der Begegnung und der Möglichkeiten zu schaffen, stammt von den Geschwistern Monika und Christof Roell. Sie haben der Stadt auch den Neubau kostenlos zur Verfügung gestellt. Seit der Eröffnung wurde der Betrieb durch die Stadt über das Departement Gesellschaft geführt und aufgebaut. Raggenbass sagt:

«Für uns war das Trösch eine Wundertüte und zu Beginn fragten wir uns: ‹Funktioniert das?›»
Dorena Raggenbass, Kreuzlinger Stadträtin im Departement Gesellschaft.

Dorena Raggenbass, Kreuzlinger Stadträtin im Departement Gesellschaft.

Bild: Donato Caspari

Sie hätten sich aber nie darum kümmern müssen, dass etwas läuft. Vom Kindergeburtstag bis zum dreitätigen Workshop fänden viele unterschiedliche Veranstaltungen im Trösch statt. «Selbst im coronabedingt schwierigen Jahr 2020 konnten über 800 Veranstaltungen stattfinden», sagt Raggenbass. In den Jahren zuvor seien es im Schnitt jeweils 1200 gewesen.

Ein Glücksfall für die Stadt

Im vergangenen Dezember hätten sich Monika und Christof Roell nun dazu entschlossen, eine gemeinnützige Stiftung zu gründen, welche die Führung des Tröschs übernehmen werde. In diese bringen sie die Immobilie ein. «Sie wollen das Angebot für die Zukunft festigen», sagt Raggenbass. So sei denn auch die Fortführung des Trösch der ausschliessliche Zweck der Stiftung. Für die Stadt sei das ein Glücksfall.

«Der Aufbau ist geglückt, das Haus gesichert. Nun können wir uns wieder voll auf andere Projekte konzentrieren.»

Die Stiftung wird den Betrieb voraussichtlich per 1. Januar 2022 übernehmen. Im Stiftungsrat werde auch ein Mitglied des Stadtrats Einsitz nehmen. Zu Beginn wird diese Aufgabe Stadtpräsident Thomas Niederberger übernehmen. «Es ist üblich, dass die Stadt Einsitz hat in sämtlichen Stiftungen, die von der Stadt finanziell unterstützt werden.»

Im September 2019 hatte der Kreuzlinger Gemeinderat mit 30 Ja- zu 8 Nein-Stimmen einen Betriebskostenbeitrag in Höhe von jährlich 175'000 Franken für die Dauer von zehn Jahren klar bewilligt. Am kommenden Donnerstag muss der Gemeinderat diesen Betriebskostenbeitrag allerdings erneut absegnen. Der Grund: Neu soll das Geld ab 2022 an die «Stiftung das Trösch» geleistet werden.

So sieht das Begegnungszentrum Trösch von innen aus.

So sieht das Begegnungszentrum Trösch von innen aus.

Bild: Barbara Schwager (14. November 2017)

Stadt wird um Trösch beneidet

Auch Stadtpräsident Thomas Niederberger betont, dass die Überführung des Begegnungszentrums Trösch in eine Stiftung für die Stadt die langfristige Sicherung des Angebots bedeute.

«Denn die bestehenden Verträge zwischen der Stadt und den Geschwistern Roell hätten gekündigt werden können.»
Thomas Niederberger, Kreuzlinger Stadtpräsident.

Thomas Niederberger, Kreuzlinger Stadtpräsident.

Bild: PD

Er selber habe bereits unzählige Veranstaltungen im Trösch miterlebt und das Begegnungszentrum auch immer wieder auswärtigen Gemeindevertretern, beispielsweise aus Arbon, gezeigt. Die Stadt Kreuzlingen sei bei diesen Gelegenheiten immer um das Trösch beneidet worden. Abschliessend sagt Niederberger:

«Wir sind überzeugt, dass das Trösch gleich erfolgreich weitergeführt werden kann.»

Sozialhilfekommission: Der Gemeinderat soll Wahlzeitpunkt anpassen

Die Verpolitisierung der städtischen Sozialhilfekommission nahm 2015 ihren Anfang mit einer Motion von FDP-Gemeinderat Alexander Salzmann. Sie verlangte, dass die Mitglieder der bis anhin vom Stadtrat bestellten Kommission vom Gemeinderat zu bestimmen seien. Der nicht unumstrittene Vorstoss mündete dank bürgerlicher Mehrheit 2018 in einem neuen Reglement, welches die Wahlmodalitäten regelt. 2019 fand die erste Wahl des Gremiums im Stadtparlament statt, notabene unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Tatsächlich kam es dabei auch zu Verschiebungen, ein langjähriges Kommissionsmitglied aus den Reihen der Freien Liste verpasste etwa den Wiedereinzug.

Pendenz aus der letzten Wahlsitzung

Zu Kritik führte damals die Tatsache, dass der Gemeinderat diese Wahl am Ende seiner Legislatur durchgeführt hatte. Mit einer Änderung des erst drei Jahre alten Reglements will man dem nun Rechnung tragen. Stimmt das Parlament am Donnerstag zu, hätte der neu bestellte Rat die Aufgabe, die Wahl innert eines Jahres nach Beginn seiner Legislaturperiode – die nächste startet am 1. Juni 2023 – durchzuführen. So sollen die aktuellen politischen Verhältnisse besser in der Sozialhilfekommission abgebildet werden. (ubr)