Kreuzlingen
Aus der Kuhwiese wird eine Allmend: Auf dem Besmer-Plateau sind 100 Wohnungen geplant

Eine der letzten grossen zusammenhängenden Bauflächen in Kreuzlingen wartet auf ihre Überbauung. Ein Gestaltungsplan soll dafür Sorge tragen, dass das Gelände hinter dem Restaurant Besmer seinen Charme behält. Anwohner zeigen sich besorgt ob des Grossprojekts.

Emil Keller
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Eine Visualisierung des Bauvorhabens.

Eine Visualisierung des Bauvorhabens.

Bild: PD

Obstbäume und kleine Teiche säumen die 15 verteilten Bauten, welche sich um eine grüne Allmend reihen. Die Fassade der verschachtelten Bauten schmiegt sich mit vorgegrautem Holz ganz in die Landschaft ein. Kein Auto stört das Idyll, denn alle motorisierten Fahrzeuge wurden in die Tiefgarage verbannt. Die Wärme in den Wohnungen kommt aus einer Erdsonde und die Energie direkt von den Fotovoltaikanlagen auf den umgestülpten «Schmetterlingsdächern». Selbst der Regen wird eingesammelt und läuft nicht einfach das Besmer-Tobel hinunter.

Der Gestaltungsplan, welcher für die derzeitige Kuhwiese hinter dem Restaurant Besmer ausgearbeitet wurde, zeichnet ein kleines Paradies mit Blick über den See oder direkt in den angrenzenden Wald.

Einen Stock obendrauf gesetzt

Doch weshalb nimmt die Zürcher Avadis Anlagestiftung als Eigentümerin der Parzellen viel Geld in die Hand, um einen Architekturwettbewerb für das Gebiet auszuschreiben und einen Gestaltungsplan auszuarbeiten? Die Parzellen sind im Zonenplan eigentlich bereits als Bauland ausgewiesen und ein normales Baugesuch würde reichen, um ein paar Häuschen auf der Wiese zu verteilen.

Nach den derzeitigen Vorschriften lägen jedoch nur eingeschossige Häuser samt Estrich drin. Mit der derzeit in Arbeit befindenden Ortsplanungsrevision wird sich dies voraussichtlich ändern und die Parzellen werden ganz im Sinne der Verdichtung aufgewertet.

Stadtrat Ernst Zülle, Architekt Peter Jakob und Projektleiter Peter Buri von der Kreuzlinger Bauverwaltung. (Bild: ek)

Stadtrat Ernst Zülle, Architekt Peter Jakob und Projektleiter Peter Buri von der Kreuzlinger Bauverwaltung. (Bild: ek)

Doch der Eigentümerin scheint dies nicht schnell genug zu gehen. Mit einem nach Vorgaben der Stadt ausgearbeiteten Gestaltungsplan präsentiert sie eine einheitliche Bauidee unter dem Namen «Besmer-Plateau». Ein Spielplatz, eine Blutbuche und Minergie-Bauten lassen ein Projekt weit über dem gängigen Qualitätsstandard entstehen. Im Gegenzug darf von der Baunorm abgewichen werden. Nun liegen auch zweigeschossige Bauten drin, welche deutlich mehr Wohnungen ermöglichen.

100 versteckte Wohnungen

Kein Wunder, dass Anwohnerinnen und Anwohner bei den weittragenden Plänen aufhorchen, und so versammelten sich am Montagabend rund 30 Interessierte im Kreuzlinger Rathaus, um sich an der öffentlichen Informationsveranstaltung über den Gestaltungsplan Besmer-Plateau zu informieren.

Interessierte Bürger am Infoabend im Rathaus.

Interessierte Bürger am Infoabend im Rathaus.

Bild: Emil Keller

Nachdem Architekt Peter Jakob vom Zürcher Büro Bauart Architekten und der städtische Projektleiter Peter Buri die baulichen Einzelheiten und die Vorteile des übergreifenden Konzepts erklärt hatten, stellten sie sich den Fragen der teils beunruhigten, teils verärgerten Anstössern.

Einige sorgten sich um ihre Verankerungen, damit ihre Häuser nicht den Hang hinabrutschen. Andere fürchteten eine verbaute Aussicht samt Schattenwurf. Als klar wurde, dass in den 15 Bauten ganze 100 Wohnungen entstehen sollen, war die Überraschung und Entrüstung gross. Schon wurde hochgerechnet, dass mit 100 Familien auch 100 neue Fahrzeuge durch das Quartier düsen.

Stadtrat Ernst Zülle konnte mit seiner Erfahrung aus anderen Überbauungen Entwarnung geben. Meistens würden Fahrzeuge ja eher Standzeugen gleichen. Gleichzeitig sagte er aber deutlich:

«Wir wollen in Zukunft keine Quartiere mit Einfamilienhäusern mehr bauen. Wir müssen das vorhandene Bauland intensiver nutzen, damit wir am Ende nicht anfangen müssen, Acker einzuzonen.»
Ernst Zülle, Stadtrat.

Ernst Zülle, Stadtrat.

Bild: PD

Der Gestaltungsplan liegt derzeit zur Vernehmlassung auf und die Pläne können im Detail auf der Website der Stadt Kreuzlingen eingesehen werden. Danach muss dieser vom Kanton Thurgau genehmigt werden und anschliessend kann der Kreuzlinger Stadtrat die Besmer-Wiese für baureif erklären. Erst dann folgen die eigentlichen Baugesuche seitens der Eigentümerin für die 100 Wohnungen.

Sollte alles ohne Einsprachen über die Bühne gehen, rechnet die Avadis Anlagestiftung mit der Fertigstellung der Bauten im Sommer 2025. Das geschützte Besmer-Restaurant samt Hof ist dabei nicht Teil der Pläne.