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Ostschweiz
Arbon, Kreuzlingen, Weinfelden
Als er das Schiff besteigt, hat er ihre Adresse im Gepäck, will ihr Briefe schreiben. Doch er findet den Zettel nicht mehr. An den Nachnamen kann er sich nicht mehr erinnern. Trotzdem schreibt er ihr unzählige Briefe, die er nie abschickt. Sie helfen ihm, über den Umzug, die neue Sprache und die neue Umgebung hinwegzukommen.
Diesen Sommer, gut siebzig Jahre später, will Marcel Trost seine Alice endlich wiedersehen. Er wendet sich an diese Zeitung erzählt die ganze Geschichte und hofft, dass sie sich meldet (diese Zeitung berichtete). In der Schweiz angekommen, besucht er Orte, die ihm als Kind viel bedeuteten.
Die ersten drei Tage lang verbrachte Trost in Weinfelden bei seinem langjährigen Freund Kurt. Hier wollte er Orte aus seiner Vergangenheit sehen. Zum Beispiel das Haus, dass seine Eltern in den Vierzigern gebaut haben. Auch in seiner alten Pfadi in Romanshorn schaute er vorbei. Hier bekam er sogar sein eigenes Pfadi Halstuch. «Das wird ganz bestimmt in meine Schweizer Ecke kommen. Da bewahre ich sämtliche Erinnerungsstücke auf.», sagt Trost am Telefon, nachdem er wieder nach Kanada zurückgekehrt ist.
Sein grösstes Anliegen war es aber, seine Alice wiederzufinden. Die Suche in der Schweiz blieb erfolglos. Er sei aber mit vielen Erinnerungen und Abenteuern in den Knochen nach Kanada zurückgekehrt, betonte er. Statt seiner Alice hat er zwei Frauen gefunden, die ihn von früher kennen. Eine dieser Frauen heisst ebenfalls Alice – leider ist es nicht die Gesuchte – und erinnert sich bis heute an ihn und seine Eltern. So erklärte sie ihm, dass ihre Mutter damals eine sehr hohe Meinung von seiner Mutter gehabt hätte. Diese arbeitete als Damenschneiderin.
Die andere wiedergefundene Bekannte ist die Schwester von Chlaus, seinem besten Freund aus der Jugendzeit im Oberthurgau. Er ist derjenige gewesen, der Trost in die Pfadi gebracht hat, wo er seine Alice kennenlernte. Leider verstarb Chlaus, wie Trost nun herausfand, nach einem Unfall Mitte der Achtziger Jahre.
Marcel Trost beteuert, dass er seine Suche nach Alice nie aufgeben wird.
«Das Schicksal wird uns zusammenführen. Nach all den Jahren glaube ich immer noch an ein Happy End.»