Es war selbst für eingefleischte Boxfans ein ungewöhnliches Weihnachtsprogramm, doch der Support nützte: Zino Meuli holte sich in der Bodensee-Arena den Weltmeistertitel der World-Boxing-Federation.
Gut 400 Zuschauerinnen und Zuschauer kamen am 26. Dezember zum zweiten Event des Thurgauer Boxstalls Istor in die Bodensee-Arena. Vielleicht flohen manche vor zu viel oder zu wenig Harmonie rund um den Weihnachtsbaum zum Kampfsport, die meisten Besucher stammten aber bereits aus der Boxszene.
Thomas Golding aus Kreuzlingen boxte «vor vielen Jahren als Amateur» in Frauenfeld und nahm seine beiden Brüder mit zu diesem Abend der fliegenden Fäuste. Ein bisschen enttäuscht zeigten sich die drei über den Kampf der in Deutschland wohnhaften Serbin Maja Milenkovic, gemanagt von Markus Schefer (Istor-Boxing), die gegen Crystal Garcia Nova aus der Dominikanischen Republik in den Ring stieg. Ein wenig zu lasch sei der Kampf gewesen, meinten die Männer.
Dennoch holte sich Milenkovic den Titel der World Boxing Association (WBA). Der goldene Gürtel, der Maja danach schmückte, gefiel Gloria, der fünfjährigen Tochter des Berliner Boxmanagers Sergei Mitchnik, vom ganzen Abend am besten. Sie begleitete den Vater zusammen mit Schwester und Mutter, denn Mitchnik kam mit seinem Profi-Boxer Roman Sharupa, Ukraine, nach Kreuzlingen. Der Berliner Trainer hätte sich mehr Publikum gewünscht: «Statt drei Profikämpfen hätte ich fünf gemacht, und mehr Promo. Dann wären die Sitzreihen sicher voll geworden.»
Das sieht der Veranstalter Markus Schefer anders. Er ist zufrieden, es sei ein «richtiger Familiennachmittag» geworden für alle Generationen. «In England ist der Stefanstag traditionell Boxing-Day.»
Im Thurgau müsse sich diese Tradition – und generell das Boxen – erst noch etablieren. Künftig würde er allerdings die Profi-Kämpfe noch reduzieren, dafür mehr den Nachwuchs fördern, indem man das olympische Boxen weiter ausbaue.
Dass das Gros des Publikums wegen des Horner Boxers Zino Meuli gekommen war, war unüberhörbar. Beim spannenden Kampf gegen den Tschechen Josef Zarhadnik ertönte sein Name aus allen Ecken der Halle. Vor allem Trainer und Boxer aus anderen Boxställen waren gekommen, um seinen Kampf zusehen, so beispielsweise Andreas Inauen vom Box-Ring St. Gallen. Der «Zino-Fan» fand den Frauenkampf von Milenkovic und Nova ebenfalls ein wenig unspektakulär, weiss aber, wie schwierig es ist «vor so vielen Menschen da oben im Ring zu stehen».
Das Anfeuern der Fans war letztlich vielleicht mit ein Grund, dass sich der Star des Abends mit dem WM-Gürtel schmücken durfte. «Durch den WBF-Titel bekommt Zino nun die Möglichkeit, bei grossen Weltverbänden unterzukommen», freut sich sein Manager Markus Schefer.