Als erstes städtisches Parlament im Thurgau kam der Kreuzlinger Gemeinderat 1946 zusammen. Vergangenen Freitagabend wurde dies mit einem Festakt im Dreispitzsaal gefeiert.
Mit einem feurigen Bolero eröffnete die Jugendmusik Kreuzlingen vergangenen Freitagabend den Festakt zu Ehren des Kreuzlinger Gemeinderates. Diesen musikalischen Tanz zwischen Stier und Matador nutzte Dirigent Stefan Roth dann auch gleich als Allegorie fürs Jubiläum: «Vor 75 Jahren erhielt der Kreuzlinger Stadtrat mit dem Gemeinderat seinen ganz persönlichen Torero, der ihn in Schach halten soll.» Kreuzlingen war damit die erste Stadt im Thurgau, welche am 14. Juni 1946 die städtische Legislative aus Volksvertretern bildete.
Dem vorausgegangen war die Zustimmung einer neuen Gemeindeordnung, welche das 30-köpfige Gremium überhaupt erst ermöglichte. Mit dem Ziel, Kreuzlingen zu einer schönen und aufstrebenden Stadtgemeinde zu formen, schwörte der erste Gemeindeammann Walter Huwyler die frisch gebackenen Gemeinderäte nach dem Zweiten Weltkrieg ein. Stadtpräsident Thomas Niederberger rief 75 Jahre später den versammelten Ehrengästen die Worte seines Vor-Vor-Vor-Vorgängers in Erinnerung: «Der Inhalt der ersten Rede gilt damals wie heute noch. Der Gemeinderat dient weiterhin als Bindeglied zwischen Volk und Gemeindeverwaltung», so Niederberger. Der einzige Unterschied bestehe darin, dass heute zum Glück auch Damen im Gemeinderat vertreten sind.
Aus der eigens von Stadthistoriker Georg Strasser für den 75. Geburtstag erstellten Broschüre zitierte Niederberger einige Höhepunkte der parlamentarischen Arbeit. So beschäftigte man sich 1951 mit einem Milchkrieg in Kreuzlingen. 1981 galt es eine Wohnungsnot von Studierenden abzuwenden, und der Konkurs der Firma Raichle führte 1995 zu Problemen mit fremdsprachigen Beschäftigten. Dauerbrenner war bereits seit Anbeginn Bau und Planung eines neuen Stadthauses samt Saal.
Für den Schluss seiner Rede wählte Niederberger die gleichen Worte wie Huwyler schon 1946:
«In diesem Sinne wollen wir mit unserem vollen persönlichen Einsatz, mit redlichem Willen und offenem Blick und einem empfindenden Herzen für alle unsere Mitbürgerinnen und Mitbürger zusammen beraten und einstehen für die Zukunft unserer schönen und aufstrebenden Stadtgemeinde Kreuzlingen.»
Kreuzlingen für die Zukunft positionieren
Dies scheint gelungen zu sein, folgte man den Ausführungen des mittlerweile 78. Gemeinderatspräsidenten Osman Dogru: «Wir haben einen sehr guten Ort zum Leben und unsere Kinder grosszuziehen», fasste der derzeit höchste Kreuzlinger die Vorzüge seiner Heimatstadt zusammen. Die Stadt am See habe sich zu einer Schul- und Bildungsstadt entwickelt. Durch die Vielzahl an Vereinen sei es möglich, praktische jede Sportart auszuüben. Auch kulturell müsse sich Kreuzlingen nicht vor seinem Nachbarn Konstanz verstecken. Dogru sagte:
«Kreuzlingen steht für Offenheit und versucht, alle Bewohnerinnen und Bewohner zu integrieren.»
Er rief den Gemeinderat dazu auf, sich an diese vielen Vorzüge zu erinnern und auch für die Zukunft Mut zu fassen und Visionen anzugehen. Geld sei derzeit genug vorhanden, Kreuzlingen für die kommenden 25 Jahre zu positionieren. «Jetzt heisst es einfach mal machen und etwas durchzuziehen», plädierte Dogru dafür, kommende Projekte voranzutreiben.