Die Steinacher Stimmberechtigten stimmen am 28. November über den revidierten Rahmennutzungsplan ab – und entscheiden damit, ob an der Grenze zu Arbon ein Hochhaus entstehen kann. An einem Informationsanlass haben Vertreter von Gemeinde und Referendumskomitee die Klingen gekreuzt.
Wird in Steinach derzeit über den revidierten Rahmennutzungsplan diskutiert, dann geht es vor allem um das geplante Hochhaus mit dem Namen Terra Nova an der Grenze zu Arbon. So war es auch am Dienstagabend an einem Informationsanlass der Gemeinde zur bevorstehenden Abstimmung vom 28. November. Dabei fuhr das Referendumskomitee schweres Geschütz auf.
Aber der Reihe nach: Mit der Revision des Rahmennutzungsplans will der Steinacher Gemeinderat die Voraussetzungen schaffen, damit das Immobilienunternehmen HRS ein über 60 Meter hohes Gebäude mit rund 100 Wohnungen für 200 bis 250 Mieterinnen und Mieter bauen kann. Gegen diese Pläne wurde jedoch das Referendum ergriffen, darum kommen Zonenplan und Baureglement nun an die Urne.
Gleich fünf Mitglieder des Referendumskomitees legten an der Veranstaltung nacheinander dar, wieso sie dem geplanten Hochhaus wenig abgewinnen können. Otto Hädinger beispielsweise betonte, dass Steinach ein Dorf mit ländlichem Charakter sei. «Man kennt einander.» Nun solle an der Peripherie ein Wohnschwerpunkt mit voraussehbaren Lärmemissionen realisiert werden.
«Das kann nie ein integrales Element der Gemeinde Steinach werden.»
Zudem werde der Anteil von Familien mit jungen Kindern klein sein. Man müsse sich fragen, wie nachhaltig das Bevölkerungswachstum dann sei, so Hädinger. «Im Volksmund heisst es noch immer: Kinder sind unsere Zukunft.» Er wünscht sich einen Zuwachs von Industrie sowie Gewerbe und gleichzeitig Familien. «So wäre auch die Integration ins Dorf gewährleistet.» Für dieses Szenario leiste das Hochhaus keinen Beitrag.
Doch nicht nur das spricht aus Sicht des Referendumskomitees gegen das Vorhaben. Toni Betschart betonte, dass es sich die Gemeinde zu einfach mache, wenn sie die geforderte Innenverdichtung mit einem Hochhaus verwirklichen wolle. «Das haben sich Bund und Kanton sicher anders vorgestellt.» Auch Sicherheitsbedenken wurden geäussert, da beim Kreisel die Einfahrt aus der Kantonsstrasse und die Einmündung aus dem Hochhaus praktisch beieinanderliegen.
Ein weiteres Mitglied des Referendumskomitees ging auf die Zukunft des Hochhauses ein. Es gehe um einen Entscheid, der die Gemeinde für 80 oder 100 Jahre präge. «Wir entscheiden für unsere Kinder und Grosskinder.» Was denn sei, wenn man in 50 Jahren das Hochhaus nicht mehr haben wolle, fragte er. «Die Investition ist so gross, dass man es dann nicht mehr los wird.»
Nach so viel geballter Kraft sei es natürlich nicht einfach, den Ball wieder aufzunehmen, sagte Gemeindepräsident Michael Aebisegger, bevor er dann die Pläne des Gemeinderates verteidigte. Dieser habe die Aufgabe, Gesamt- und nicht Einzelinteressenten in den Vordergrund zu stellen. Zwar könne er nachvollziehen, so Aebisegger, wenn Leute beispielsweise befürchteten, dass das Hochhaus ihnen die Aussicht nehme.
Die Prognosen zeigten jedoch, dass Steinach mit einer steigenden Einwohnerzahl rechnen müsse. Konkret wird die Gemeinde bis 2040 um rund 600 Personen wachsen. Der Gemeinderat sei verantwortlich dafür, so Aebisegger, den geeigneten Wohnraum anzubieten. Gleichzeitig wolle man den Dorfcharakter des Unterdorfs und des Seedorfs sowie von Obersteinach erhalten.
Der vorliegende Rahmennutzungsplan trage diesem Anliegen Rechnung. Er schaffe Rechtssicherheit für Investoren und sorge für eine «zukunftsorientierte wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung». Mit einem Hochhaus an der Grenze zu Arbon wird in Aebiseggers Augen am richtigen Ort verdichtet.
«Damit entlasten wir die übrigen Gebiete in der Gemeinde.»
Selbstverständlich verändere das Gebäude das optische Erscheinungsbild der Gemeinde. «Das will ich nicht schönreden.» Er sei auch hin- und hergerissen. Doch er frage sich: «Wenn nicht dort verdichten, wo dann?» Er glaube auch, dass das Hochhaus finanzielle und andere Vorteile habe. Die Finanzlage der Gemeinde sei düster – und mit dadurch könnten neue Steuerzahler gewonnen werden.
Applaus gab es am Dienstag für beide Seiten. Wer die Stimmberechtigten mit ihren Argumenten überzeugen konnte, zeigt sich in einem Monat.