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Raus aus dem Dornröschenschlaf: Die neue Präsidentin und der Kurator gleisen das Kulturprogramm des Museums Vinorama neu auf. Das Haus bietet mehr als die Geschichte des Weinbaus.
Ein stilecht gedeckter Tisch, eine Toilette und eine Küche von anno dazumal und etwas gruselig anmutende Puppen: Im Haus Phönix des Museums Vinorama in Ermatingen kann man das Wohnen im Jahre 1900 erleben. «Hier hat die Familie Ammann, die Weinbau und -handel betrieben hat, gelebt», sagt Nathalie Leu Präsidentin der Stiftung Vinorama. Das Haus wurde saniert und die Wohnung wieder wie damals eingerichtet.
«Ich liebe Museen und vergangene Zeiten. Und ich interessiere mich speziell für das Wohnen um 1900.» So habe sie Ende letzten Jahres nicht ablehnen können, als sie angefragt wurde, das Präsidium zu übernehmen. «Geschichte fasziniert mich einfach», sagt die Juristin aus Mannenbach und lacht.
«Als ich das Museum, speziell die Remise, das erste Mal gesehen habe, habe ich mich sofort darin verliebt.»
Kurator Christoph Ullmann ist ebenfalls neu und bildet zusammen mit Nathalie Leu und Saskia Geisselhardt die Kulturkommission des Vinoramas. «Ich habe es auch nur von aussen gekannt. Beim Vorbeifahren dachte ich immer, was das für eine tolle Fassade sei», erzählt er. Er sei auf Empfehlung angefragt worden. Denn er engagiert sich bereits für das Haus zur Glocke in Steckborn.
Der Journalist und Filmemacher hat Respekt vor der Aufgabe, seit ihm bewusst wurde, dass es doch einiges zu tun gibt. «Wir möchten das Kulturprogramm wieder in Gang setzen und die Bekanntheit des Hauses fördern», sagt der Steckborner. Denn seit dem Tod von Stiftungsrat und Kurator Thomas Spirig 2017 lag dieses brach. Ihnen sei zudem aufgefallen, dass viele Ermatinger noch nie im Vinorama gewesen seien, ergänzt Leu.
«Wir organisieren deswegen einen Abend für die örtlichen Vereine. Es ist doch schade, wenn die Bevölkerung das Museum nicht kennt.»
Der Eintritt sei übrigens gratis. Die Präsidentin hofft zudem, dass sie die Schulen mit ins Boot holen kann. Neben der Ausstellung im Haus Phönix sei vor allem die Remise für Kinder und Jugendliche interessant. «Dort wird die Geschichte des Weinbaus, der Fischerei und auch des Dorfes gezeigt. Die Groppenfasnacht fehlt natürlich auch nicht.»
Die beiden wollen mit dem Programm nahe bei den Leuten sein. «Wir planen kein elitäres Programm. Das wäre der falsche Ort», meint Ullmann. Der erste Abend Anfang April ist unter dem Motto «unser Wein» gestanden. Er denkt an Anlässe wie Lesungen, Kleinkunst, Konzerte oder Theater.
Am 9. Mai wird der Ermatinger Architekt Peter Dransfeld über seine Projekte und sein Engagement für ökologisches Bauen sprechen. «Der Vortrag wird in der Remise stattfinden, die Dransfeld selber wunderbar renoviert hat.» Am Pfingstmontag, 10. Juni, wird im Rosenpark hinter dem Haus das Nostalgieorchester spielen. «Das passt sehr gut zum Museum», sagt Ullmann. Bis Ende Jahr hat er jeden Monat weitere Anlässe geplant.
Die Dauerausstellungen im Museum bleiben vorerst wie sie sind. «Ich könnte mir aber eine Sonderausstellung über die Dorfgeschichte und speziell den Dialekt gut vorstellen», findet Leu.
Ein wichtiges Standbein des Museums ist die Vermietung der Räume. «Wir haben fast für jeden Anlass und Grösse etwas», sagt Leu. «Den Gewölbekeller zum Beispiel. Und man kann hier auch heiraten. Im Haus Phönix gibt es ein offizielles Trauzimmer.» Die passende Lokalität sowie Infrastruktur für den Apéro und das Essen sei ebenfalls vorhanden.
Weitere Infos unter: www.vinorama-ermatingen.ch