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Ostschweiz
Arbon, Kreuzlingen, Weinfelden
Das Architekturforum Konstanz-Kreuzlingen lud am Mittwoch zum Podiumsgespräch im neuen «Kult-X». Das Thema «Kultur und Stadtentwicklung» provozierte hitzige Diskussionen und legte viele Fragen offen.
«Wenn es ums Geld geht, müsst ihr lauter sprechen!» So lautet eine plötzliche Forderung aus dem Publikum, welche die Sprecher auf der Bühne zusammenzucken lässt. Dass sowohl die Podiumsdiskussion, als auch das vorangehende Referat ohne Mikrofon gehalten werden, sorgt für unterschwellige Verärgerung bei den Gästen. Zum Thema passt der Umstand ganz gut: Kultur und Stadtentwicklung. Ebenso passend ist der Ort, den das Architekturforum Konstanz-Kreuzlingen gewählt hat: Die Gäste treffen sich im Schiesser-Areal an der Hafenstrasse, wo sich heute das «Kult-X» befindet. Hier will die Stadt ein neues Kulturzentrum aufbauen.
Das Podium umfasst fünf verschiedene Betroffene: Die Nachbarstädte Kreuzlingen und Konstanz sind durch Stadträtin Dorena Raggenbass und Sarah Müssig, Leiterin des Konstanzer Kulturamtes, vertreten. Auch Simon Hungerbühler, Leiter des Kult-X, sitzt vorne. Zur Beratung wurde Pascal Biedermann, Geschäftsführer der Kantensprung AG aus Basel, eingeladen. Zu guter Letzt befindet sich Michael Lünstroth, Redaktionsleiter von «Thurgau Kultur», unter den Diskutierenden. Urs Brüschweiler, TZ-Redaktor, moderiert die Runde. «Habt doch etwas Mut zum Ungehorsam», fordert Biedermann, der zuvor in einem Referat die geglückte Umgestaltung des Grossbasler Fabrikareals, Gundeldinger Feld, präsentiert hatte. Er sei kein Fan von Städten, welche Häuser besetzten, so wie im Fall Kreuzlingen. «Kultur kommt von unten nach oben.»
Stadträtin Dorena Raggenbass wehrt sich dagegen:
«Es ist ganz bewusst so geregelt, dass nur der Rahmen durch die Behörden gegeben ist. Der Inhalt ist der Bevölkerung überlassen.»
Michael Lünstroth betont die Wichtigkeit einer Zusammenarbeit zwischen Kreuzlingen und Konstanz: «Etwas Grosses schafft Kreuzlingen nicht allein. Es braucht mehr Geld und auch mehr Arbeitskraft.» Der Redaktor spricht damit den Umstand an, dass das Budget von 70000 Franken grösstenteils an die Bezahlung der Miete verloren geht. «Mit den verbleibenden 20000 Franken kommt man nicht weit.»
Hungerbühler relativiert das Ziel etwas: «Das, was hier passiert, ist Kultur von hier. Wir wollen nicht nationale Bekanntheit erreichen. In erster Linie geht es darum, dass Kreuzlingen sich selbst spürt.» Aus dem Publikum meldet sich eine Konstanzerin: «Wir wären bereit, Kreuzlingen finanziell zu unterstützen, denn auf unserer Seite besteht grosses Interesse an einem gemeinsamen Kulturzentrum.» Ob Kultur nun von unten, oder von oben kommt: Finanzielle Mittel sind in beiden Fällen nötig.
«Niemand würde ein Hallenbad eröffnen, ohne auch einen Bademeister anzustellen»
wirft Dominik Anliker, Kulturvermittler aus Weinfelden, aus dem Publikum ein. Neben der Freiwilligenarbeit käme man nicht umhin, Festanstellungen zu schaffen. Die Diskussion um Budget und Geldquellen entzündet sich ein weiteres Mal, kann jedoch nicht ausdiskutiert werden. «Ich sehe einen ersten Gähner im Publikum, was ein Zeichen dafür ist, dass wir nun besser aufhören», versucht Brüschweiler die aufgewühlten Gemüter etwas zu besänftigen. Im Raum schwirren bis zum Schluss mehr Fragen herum, als an diesem Abend Antworten gefunden werden können.