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Arbon, Kreuzlingen, Weinfelden
Trotz Schlechtwetterwarnung erschienen zahlreiche Besucher am Summerdays-Festival. Die neuen Details des Ambientes kamen gut an, musikalisch überzeugte aber nicht jeder Künstler.
«Ich schlage vor, wir benennen das Festival von Summerdays in Scottishdays um», verkündete die Schottin Amy Macdonald vor dem zustimmend klatschenden Publikum am Samstagabend am Arboner Summerdays Festival. Sie rieb sich zitternd die Hände, um der Menge wenigstens mit ihrer Gitarre einheizen zu können. Ob es am Regen, dem Durchschnittsalter von Ü30 oder den zahlreichen Deutschen Besuchern lag, die sich mit den Schweizer Acts nicht anfreunden konnten – alle Künstler schienen sich zwar mächtig ins Zeug zu legen, die grosse Ekstase blieb jedoch aus. Wenn aber davon ausgegangen werden kann, dass sich die Begeisterung des Publikums an den in die Höhe gestreckten Smartphones messen lässt, so kann dennoch von einem schönen Abschluss des Festivalsommers gesprochen werden.
Radiopluspunkte – wenn die nicht Lo & Leduc haben, wer sonst? Voller Vorfreude füllt sich vor ihrem Auftritt deshalb die Fläche vor der Bühne rasant. Was jedoch auch das Publikum vergessen hat: Lo & Leduc müssen ihr Programm mit mehr Songs als nur ihren Radiohits «079» und «Jung verdammt» füllen. Diese sparen sie sich ausserdem für den krönenden Abschluss auf. Genau das fanden die 21-jährigen Romy aus Freidorf und Janina aus St. Gallen doof: «Das Konzert war nur am Ende gut, weil jeder die Lieder kannte. Am Open Air St. Gallen haben uns Lo & Leduc besser gefallen.» Sie seien eigentlich nur wegen Bligg hier.
Ganz so hart muss man zumindest mit den beiden Bernern nicht ins Gericht gehen. Dank Live-Band schaffen sie es, die Stimmung immer höher zu schaukeln, regen einige zum Tanzen an und sorgen für Johlen durch ihre Freestyle-Rapeinlage, in der sie vier Begriffe aus dem Publikum verwenden mussten. Dabei machen es die Arboner dem Duo wieder nicht einfach. Oder wer kann innerhalb von wenigen Minuten die Wörter «Materialien, Postauto, Pelikan und Bodensee» in ein sinnhaftes, rhythmisches Wortgeflecht einbinden?
Die Berner können es und deshalb fand die 56-jährige Monika aus Romanshorn das Duo das Highlight des Abends: «Mit 079 gingen sie mir im Radio zwar auf die Nerven, hier und jetzt fand ich sie aber grossartig.»
Wer glaubt, Amy Macdonald hätte nach diesem Auftritt schlechte Karten, irrt. Sie passte am besten zum Publikum. Mit starker Stimme, auflockernden Witzen, die jedoch leider bei weitem nicht alle verstanden – Schottischer Dialekt sei Dank, und einem guten Mix aus bekannten, schnellen und romantischen Liedern, trifft sie den Nerv. Sie wollen nicht Hüpfen, nicht Johlen, nicht Kreischen, sie wollen einfach mitsingen, zufrieden mit dem Kopf im Takt nicken, klatschen und mit ihrem Partner Arm in Arm hin und her schaukeln. Zum Dank gibt es für Macdonald deshalb ein Geburtstagsständchen von der Menge, denn die Schottin feierte an dem Festival ihren 31. Geburtstag.
Nach ihrem Auftritt scheint sich dann ein Generationenwechsel in Bewegung zu setzen. Während sich die Jugend bisher mit Bier in der Siebenschläferbar bei Macarena und Ballermann bei Laune hielt, drängt sie sich nun für Bligg zur Bühne. Familien und Ü40er machen sich indes auf den Heimweg oder laufen ein letztes Mal das Dreieck des Festivals ab: Bühne-Essen-WC.