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Am Montagabend rückt der Feuerwehr-Zweckverband Sulgen-Kradolf-Schönenberg aus. Ziel ist das brennende «Haus Neukirch». Da Blaulicht und Sirene fehlen, ist klar: Es handelt sich um eine Übung.
Um 19.45 Uhr wird der Alarm ausgelöst, eine Viertelstunde später treffen die ersten Fahrzeuge am Schadenplatz ein. In der Küche der Liegenschaft Hinterdorf 15, bekannt als «Haus Neukirch», ist Feuer ausgebrochen, das sich rasch ausbreitet. Im ganzen Gebäude kommt es zu einer starken Rauchentwicklung, die Wasserversorgung mit Löschwasser stellt sich als Problem heraus.
Dieses Szenario bietet sich den Feuerwehrangehörigen des Zweckverbandes Sulgen-Kradolf-Schönenberg, die aufgrund der Dimension des Brandes von Kollegen des Feuerwehr-Stützpunkts Bischofszell Unterstützung erhalten werden. Fachlich korrekt ausgedrückt, ist Neukirch an diesem Abend Schauplatz einer sogenannten Angriffsübung.
«Von einer Angriffsübung sprechen wir, wenn die ganze Feuerwehr beteiligt ist», erklärt Kommandant Norbert Schoch. Alles, was die einzelnen Züge im Laufe des Jahres gelernt und trainiert haben, werde bei dieser abschliessenden Übung einem Test unter realistischen Bedingungen unterzogen. Ein wichtiges Element der Übung sei auch die Zusammenarbeit mit der Stützpunkt-Feuerwehr.
Der Einsatz wird durch verschiedene Umstände erschwert. So findet die Feuerwehr räumlich enge Verhältnisse vor, und für die Versorgung mit Löschwasser muss sie mit Schläuchen eine 750 Meter lange Leitung legen. Der Feuerwehrkommandant weist auf eine lokale Besonderheit hin: «Hier in Neukirch gibt es für das Löschwasser einen eigens angelegten unterirdischen Weiher.»
Die vierköpfige Übungsleitung unter dem Vorsitz von Michel Honegger achtet besonders auf die Personenrettungen, die einerseits im Dachgeschoss mittels Anhängeleiter erfolgen, andererseits im Keller durch den Atemschutztrupp ausgeführt werden. Um ein Übergreifen der Flammen auf das Nachbargebäude zu verhindern, wird das gefährdete Objekt vom Hubretter aus mit Wasser geschützt.
Gegen 21 Uhr ist die Alarmübung zu Ende. Die 60 bis 70 Feuerwehrangehörigen aus den Gemeinden Sulgen und Kradolf-Schönenberg sowie die 20 Kollegen vom Stützpunkt in Bischofszell treffen sich am Rande des fiktiven Unglücksorts zur Schluss- besprechung. An dieser geizen die Mitglieder der Übungsleitung nicht mit Lob. Sie sprechen aber auch mit deutlichen Worten aus, was noch zu verbessern ist.