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Die Firma Medropharm in Kradolf-Schönenberg gehört in Europa zu den führenden Herstellerinnen von legalen Cannabisprodukten. Diese Woche hat auf einem Feld bei Bürglen die Ernte begonnen.
Das vor fünf Jahren gegründete Unternehmen, dessen Hauptsitz und Produktionsstätten sich in der Gemeinde Kradolf-Schönenberg befinden, beschäftigt normalerweise 30 Mitarbeiter. Einmal im Jahr vervielfacht sich diese Zahl jedoch markant. Für die Ernte auf dem fünf Hektaren grossen Feld zwischen Sulgen und Bürglen werden temporäre Helferinnen und Helfer benötigt.
Die Firma suchte diese über die Medien und hatte Erfolg damit. «Das Interesse an diesem Job ist sehr gross. Für vier bis fünf Wochen können wir 70 Personen eine Beschäftigung bieten», sagt Geschäftsleitungsmitglied Peter Külling. Weitere 25 Leute stünden auf Abruf bereit, um bei Bedarf einspringen zu können.
Für diese Vorsichtsmassnahme gibt es eine plausible Erklärung. «Wir haben im Herbst nur wenige Wochen Zeit, um die Pflanzen zu ernten», erklärt Külling. Die grösste Gefahr stelle regnerisches Wetter dar, da es den Hanfblüten zusetze und sie für die Verarbeitung unbrauchbar mache.
Mit dem, was unter freiem Himmel gedeiht, könnte die Firma ihren Bedarf jedoch nicht decken. Rund die Hälfte aller Pflanzen wachsen in einer Indoor-Anlage in Schönenberg. Dank künstlichem Licht und optimierten Nährstoffen ist es möglich, das Pflanzenwachstum signifikant zu beschleunigen, sodass pro Jahr eine fünfmalige Ernte möglich ist.
Die Medropharm GmbH ist auf die Gewinnung, Herstellung und Vermarktung von Cannabinoiden und cannabinoidhaltigen Produkten für die Lebensmittel-, Pharma- und Kosmetikindustrie spezialisiert. Dies ist deshalb legal, weil es der Firma gelungen ist, Pflanzen mit einem THC-Wert von 0,5 bis 0,8 Prozent zu züchten. In der Schweiz sind nur Hanfpflanzen verboten, deren Gehalt an Tetrahydrocannabinol (abgekürzt THC) mehr als 1 Prozent beträgt. (st)
Vor dem Hintergrund der steigenden Nachfrage nach Produkten, die aus der Heilpflanze Cannabis sativa hergestellt werden, wird die Firma Medropharm in Zukunft vermehrt auf die Indoor-Produktion setzen. Laut Külling soll auf dem Interpars-Areal in Schönenberg eine neue Anlage entstehen, mit welcher die Anbaufläche verzehnfacht werden kann.
Ungeachtet dessen werde man auch weiterhin Felder bewirtschaften, erklärt Külling. Er erachtet den Hanfanbau als grosse, noch weitgehend ungenutzte Chance für die heimische Landwirtschaft. Derzeit stellen Felder wie jenes bei Bürglen noch einen ungewohnten Anblick dar. So ungewohnt, dass er sogar ausländische TV-Equipen in den Thurgau zu locken vermag.