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Mit einer neuen Leitung zwischen Istighofen und Bürglen stärkt die Gemeinde die Wasserversorgung. Das Spezielle: Die neue Leitung führt zehn Meter unter dem Flussbett der Thur durch.
«Willkommen auf unserer Jahrhundert-Baustelle. Heute ist ein Schlüsseltag für uns», sagt Projektleiter Patrick Marthaler. Am Mittwochvormittag, an einem Waldrand auf der Nordseite der Thur, in der Nähe des Lorze-Areals, präsentiert er den Mitgliedern des Bürgler Gemeinderats die Pläne für die neue Wasserleitung, welche an diesem Tag unter der Thur durchgezogen werden soll. «Ziel ist, wenn alles gut läuft, dass das Rohr am Abend auf Istighofer Seite ankommt.»
Neben der Gruppe ragt ein blaues Rohr aus dem Boden. Es hat einen Durchmesser von 25 Zentimetern und wird zum Schluss auf einer Länge von rund 200 Metern unter der Thur durch gezogen, zehn Meter unterhalb des Flussbetts. Die neue Leitung verbindet die Wasserversorgung in Bürglen mit jener in Istighofen und dem Reservoir Moos.
Zwar gibt es schon eine Wasserleitung, welche auf der Unterseite der Thurbrücke verläuft und die beiden Dörfer verbindet. Eine allein reicht der Gemeinde aber nicht, sagt Gemeindepräsident Kilian Germann. «Wir hatten zum Glück bisher nie Probleme. Wir wollen aber eine Redundanz schaffen, also zwei parallele Leitungen.»
«Wenn wir ein Problem an der jetzigen Verbindungsleitung hätten, wäre das für Bürglen kein Problem, aber für Istighofen. Wenn das dortige Reservoir Moos leer wäre, hätte das Dorf kein Wasser mehr.»
Dank der zweiten Leitung unter der Thur soll also die Versorgungssicherheit mit Trink- und Löschwasser in Istighofen und Moos erhöht werden. Im Normalfall wird jeweils nachts Wasser ins Reservoir hoch gepumpt, tagsüber fliesst es dann zu den Nutzern in der Gemeinde Bürglen. Das Wasser kann also in beide Richtungen durch die Leitungen fliessen. Bis Ende März soll das System ins bestehende Netz integriert sein und die neue Leitung in Betrieb genommen werden.
Den Zuschauern wollen die Bohrspezialisten der Sulger Firma HBT AG auch demonstrieren, wie sie die Rohre ins Loch einziehen, welches sie in den vergangenen zwei Wochen unter der Thur durch getrieben haben. «Die erste Bohrung hatte 15 Zentimeter Durchmesser. Mit jeder Weiteren kam ein grösserer Bohrer zum Einsatz. Nun haben wir ein Loch von einem halben Meter Durchmesser, in das wir nun die Wasserleitung einziehen», erklärt Marthaler.
Auf der gegenüberliegenden Flussseite steht die Zugmaschine. Sie beginnt zu ziehen, das blaue Rohr gleitet langsam in den Boden, dann hält es abrupt an. Vorführeffekt. Auch ein paar mal rein und raus wiegeln bringt nicht die gewünschte Wirkung. «Die Arbeiter haben alle Rohre wieder raus gezogen. Das Loch muss nochmals aufgeweitet werden, das es zu viele Steine drin hat, die das Durchziehen verhindern», erklärt Projektleiter Patrick Marthaler am Mittwochabend auf Nachfrage. «Wir starten nun einen zweiten Anlauf am Montag.»
Die neue Leitung unter der Thur hindurch ist eines von mehreren Projekten der Gemeinde Bürglen. Sie will bis ins Jahr 2023 den generellen Wasserversorgungsplan umsetzen. «Dieses Teilprojekt kostet etwa eine Million Franken. Für das gesamte Projekt, zu dem auch ein neues Reservoir und der Ausbau des Pumpwerks gehören, sind es etwa fünf Millionen», sagt Gemeindepräsident Kilian Germann.