Startseite
Ostschweiz
Arbon, Kreuzlingen, Weinfelden
Marcel Huber, Raphael Rechsteiner und Thomas Schnyder stellen sich am 25. November zur Wahl. Im Interview erklären die Kandidaten, welche Ziele und Vorstellungen sie haben.
Sie möchten die Nachfolge von Andreas Diethelm als Gemeindepräsident von Hefenhofen antreten. Weshalb?
Raphael Rechsteiner: Ich bin regelmässig in der Gegend unterwegs auch in Hefenhofen, da ich ja in Sommeri aufgewachsen bin und meine Eltern und mein Bruder mit Familie noch dort leben. Von Andreas Diethelm wusste ich, dass er aufhören möchte. Da habe ich mich mit der Frage auseinandergesetzt, ob ich kandidieren soll. Ich habe einige Leute gefragt, ob sie mich in dieser Position sehen würden, und bekam von allen ein positives Feedback. Mir würde es gefallen, in meine Heimatregion zurück zu kehren.
Marcel Huber: Hefenhofen ist eine sehr spannende Gemeinde mit seinen elf Weilern. Das Stelleninserat hat mich angesprochen, das Aufgabenprofil ebenso. Besonders gefallen hat mir als Parteiloser, dass der Gemeinderat parteilos ist. Zudem ist mir Hefenhofen bekannt von der Zeit, als ich mich im Dojo des Judoclubs Amriswil auf die Dan-Prüfung (Meistergrad) vorbereitet habe, und wir nach dem Training immer mal wieder nach Hefenhofen in die Beiz gingen.
Thomas Schnyder: Ich komme aus Hefenhofen, bin hier aufgewachsen. Die Gemeinde ist mir sehr viel wert, es ist ein wunderbares Örtchen mit seinen elf Weilern. In diesen leben unterschiedlichste Menschen, dies macht es schön hier zu leben. Als sich für mich die Gelegenheit ergab, mich zur Verfügung zu stellen, habe ich mit vielen Leuten geredet, die alle meinten: Ja, mach das. Ich habe auch mit Andreas Diethelm darüber gesprochen, welche Aufgaben mit dem Amt verbunden sind. Da war mir klar, das kann ich.
Gemeindepräsident zu sein, heisst auch, unter Umständen plötzlich im Fokus der Öffentlichkeit zu stehen. Und das nicht immer positiv, wie vor einigen Monaten in Hefenhofen passiert. Können Sie damit umgehen?
Huber: Ich war noch nie so extrem damit konfrontiert, bin mir in Sachen Öffentlichkeit aber schon einiges gewohnt. Man muss eine solche Situation mit Gelassenheit angehen und darf nichts persönlich nehmen. Meine 20-jährige Erfahrung in einer Leitungsposition hat mich gelehrt: So schnell ein Hype entsteht, so schnell geht er auch wieder vorbei. Da gilt es, sich davon nicht beunruhigen zu lassen.
Schnyder: Eine herausfordernde Situation braucht Kompetenz. Ich stehe für eine offene und transparente Information, bin es gewohnt, zu kommunizieren und lasse mich auch in schwierigen Situationen nicht unnötig herausfordern. Sehr wichtig ist, sich auf eine solche Situation vorzubereiten und ein entsprechendes Krisenkonzept zu erarbeiten, das bei den ersten Schritten hilft.
Rechsteiner: Ich habe durch meinen Feuerwehreinsatz Erfahrungen mit Krisensituationen. Ich bin sicher, dass im Falle einer schwierigen Situation auch die Ratskollegen und die Verwaltung hinter dem Präsidenten stehen.
Hefenhofen kommt auch nach dem vorläufigen Abschluss des Falls «Hefenhofen» nicht ganz zur Ruhe. Für Schlagzeilen sorgte kürzlich ein Einwohner, der sein Land mehrfach jährlich Fahrenden zur Verfügung stellt, was für die Nachbarn eine Belastung darstellt. Wie würden Sie mit solchen Bürgern umgehen?
Schnyder: Für mich gehören auch Querschläger zur Bewohnerschaft. Die Frage ist, wie man öffentlich damit umgeht. Ausweichen kann man nicht. Es gehört eine grosse Portion Führungsvermögen dazu, dass dem einzelnen Menschen, wie auch der Rechtslage Beachtung geschenkt wird. Das kennt wohl jeder Gemeindepräsident, dass ein guter Mittelweg gefragt ist.
Rechsteiner: Gerade der «Fall Hefenhofen» hat mir den Push dazu gegeben, mich zur Verfügung zu stellen. Sollte ich gewählt werden, wird mein erster Besuch dem unbequemen Bürger gelten, um das Gespräch zu suchen. Als Gemeindepräsident vertritt man die Bevölkerung, da muss die persönliche Meinung zurückstehen. Im Fall der Fahrenden müsste man wohl ein gemeindeweites Verbot ins Auge fassen, wie es in vielen Gemeinden üblich ist. Sodass das Thema Fahrende im nächsten Jahr kein Thema mehr ist. Es kann nicht sein, dass heimische Gewerbetreibende und die Bevölkerung Angst haben müssen.
Huber: Für mich sind das zwei Fragen. Personen, die schwierig sind, gibt es in jedem Betrieb und jeder Gemeinde. Damit umzugehen ist nicht das Problem. Dass ein Bürger dem fahrenden Volk Boden zur Verfügung steht – ganz unabhängig von seiner Motivation – ist lobenswert und spricht für Hefenhofen. Wichtig ist, dass der Landbesitzer für die Einhaltung der Gesetze einsteht. Der Landbesitzer muss für die passenden Rahmenbedingungen sorgen, wozu auch Toiletten und Abfallentsorgung gehören. Das ist seine Sache. Allerdings müsste man von Gemeindeseite her prüfen, ob man hier nicht eine Unterstützung gewähren könnte.
Der Spielraum eines Gemeindepräsidenten ist heute aufgrund vieler übergeordneter Gesetze sehr klein. Es ist kaum mehr möglich, prägend zu wirken. Reicht Ihnen das?
Rechsteiner: Das höre ich fast täglich von meiner Mutter, die ja im Nachbarort Sommeri Gemeindepräsidentin ist. Wichtig ist, dass man innerhalb der Gemeinde gute Abläufe und eine gesunde Gemeindeorganisation gewährleistet. Ich würde beispielsweise das Bauwesen zurück in die Gemeinde holen, die Wege verkürzen und weiterhin eine gute Zusammenarbeit mit den Oberthurgauer Gemeinden und dem Kanton pflegen.
Huber: Ich verstehe das Amt im Sinne einer Dienstleistung, die der Bevölkerung geboten wird. Trotz der rechtlichen Vorgaben bin ich sicher, dass ein Verwaltungsteam sehr prägend sein kann, was die Gemeinde anbelangt. Es geht darum, wie man die gesetzlichen Vorgaben der Bevölkerung verständlich macht und sie umsetzt. Die Möglichkeiten, prägend zu wirken, sind nicht ganz so klein, wie das Beispiel Andreas Diethelm zeigt, der Hefenhofen sehr positiv geprägt hat.
Schnyder: Ich bin überzeugt, dass es trotz allem viele prägende Möglichkeiten gibt, wenn man den Spielraum nutzt, der zwischen den Regelungen steht. Es geht bei vielem auch darum, wie man es anpackt und wie man mit der Sache auf die Menschen zugeht. Die Art, wie man etwas erklärt, macht eine gute Verwaltung aus.
Das Gemeindepräsidium von Hefenhofen ist ein Teilzeitamt. Reichen Ihnen die 60 Stellenprozente oder ist das ein Problem für Sie?
Huber: Das kommt mir absolut entgegen. Ich bin offiziell ein Unternehmer und führe eine Kita. So bin ich froh, dass noch 40 Prozent zur Verfügung stehen, um die Kita weiterführen zu können. Früher habe ich einen Betrieb mit rund 100 Mitarbeitern geführt, dann habe ich nach einem Time-out die Kita mit drei Angestellten eröffnet, die weiter bestehen soll. Ich hätte mich auf eine Vollzeitstelle nicht beworben.
Schnyder: Die Stellenprozente sind ein Grund, weshalb ich mich so spät gemeldet habe. Im Frühjahr war es noch nicht möglich, meine Stelle bei der Kirche zu reduzieren, über den Sommer hat sich eine Türe geöffnet. Die Kombination von 60 Prozent als Gemeindepräsident und 40 Prozent für die Kirche ist eine gute Aufteilung, die beiden Ämter sind nebeneinander machbar.
Rechsteiner: Für mich ist das kein Problem. Kann die Bauverwaltung in die Gemeinde zurückgeholt werden, stehen eventuell mehr Prozente zur Verfügung. Zudem lebe ich seit 15 Jahren mit meiner Partnerin zusammen, die eine 100-Prozent-Stelle hat. Wir haben bereits entschieden, auf Kinder zu verzichten, deshalb wäre für mich auch ein Pensum von 60 Prozent tragbar. Das auch, weil ich mit 33 Jahren meine Weiterbildung noch nicht abgeschlossen habe und durch das Teilzeitpensum mein Nachdiplomstudium nachholen könnte.
Welches sind Ihrer Meinung nach die Schwachpunkte von Hefenhofen?
Huber: Um das zu sagen, bin ich bis jetzt zu wenig vertraut mit Hefenhofen. Ich bin sicher, dass ich im Falle einer Wahl aber vom Gemeinderat über die Problempunkte informiert würde.
Schnyder: Schwachpunkt ist für mich der falsche Ausdruck, besser ist Herausforderung. Dazu gehört, den bestehenden Identitätsprozess weiter zu führen, zum Beispiel durch die Reaktivierung des stillgelegten Gemeindevereins. Dann wird die BTS eine Herausforderung sein, wenn sie denn tatsächlich kommt, sowie das kostenintensive, weitverzweigte Strassennetz in der Gemeinde. Wichtig sind die Verkehrswege für die Schule, hier gibt es heikle Passagen, die man ohne allzu teure Massnahmen verbessern könnte.
Rechsteiner: Für mich ist die Wahrnehmung der grösste Schwachpunkt. Hefenhofen kennt man in der Schweiz aktuell vom «Fall Hefenhofen», also einem negativen Image. Man sollte daran arbeiten, dass Hefenhofen wieder positiv wahrgenommen wird, etwa durch funktionierende Vereine. Wichtig ist auch die Sicherheit auf der Strasse. Wir müssen unserem Nachwuchs sichere Schulwege bieten.
Warum denken Sie, sind Sie der geeignete Nachfolger von Andreas Diethelm?
Schnyder: Ein sehr grosses Plus ist, dass ich von Hefenhofen bin und die Gemeinde von Kindesbeinen an kenne. Dazu kommt meine berufliche Erfahrung und meine Menschenkenntnis.
Rechsteiner: Mein grösster Vorteil ist eine gewisse Distanz zu haben, aber in der Nähe aufgewachsen zu sein. Ich hatte durch meine Zeit im Feuerwehrverband mein Umfeld auch in Hefenhofen. Ich habe zur jüngeren wie auch der älteren Generation einen guten Draht und habe schon viel Führungserfahrung sammeln können.
Huber: Ich kann durch Reputation glänzen. Da sind Führungserfahrung, meine Ausbildungen vom Handwerker bis zum Studium. Ich bin neutral, komme als Frischling in die Situation und will mir zuerst ein Bild machen. Das ist mir wichtig. Ich möchte nach und nach in die Aufgabe hineinwachsen.
Hinweis
Die drei Kandidaten für das Gemeindepräsidium stellen sich am kommenden Montag, 29. Oktober um 20 Uhr im Mehrzwecksaal Sonnenberg an einem Podium den Fragen der Gesprächsleitung und der Bevölkerung. Alle sind zu diesem Anlass herzlich willkommen.