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Die Thurgauer Regierung will im Richtplan vier Gebiete für Windparks festlegen. Dass auch der Hügelzug zwischen Wuppenau und Braunau dazu gehört, stösst bei den Einwohnern auf grossen Widerstand.
«Ich denke, Stand heute wird es in Wuppenau und Braunau keinen Windpark geben», sagt Walter Schönholzer spät am Montagabend. Der Regierungsrat hatte zuvor das Vorgehen des Kantons zur Änderung des Richtplans «Windenergie» vorgestellt. «Alle Kantone haben vom Bund den Auftrag erhalten, Zonen auszuscheiden, in denen es genug Wind hat und in der aufgrund von Abständen und Lärmvorschriften Windenergieanlagen möglich wären. Wir müssen diesen Auftrag erfüllen», sagt Schönholzer.
«Der Klimawandel ist Fakt. Nichts machen geht einfach nicht. Wenn wir für die Versorgungssicherheit in unserem Land sorgen wollen, dann ist das die Aufgabe unserer Generation, das jetzt an die Hand zu nehmen.»
Wie der Regen, den die Windböen lautstark an die Wuppenauer Turnhalle klatschen, prasselt am Montagabend Kritik auf Walter Schönholzer und seine Fachexperten nieder. Über 150 Interessierte wohnen dem Informationsabend bei, zum grossen Teil Gegner des angedachten Windparks auf dem Hombärg. «Da wird die Energiestrategie ausgetragen auf dem Buckel der kleinen Leute», sagt ein erster Votant, «wir werden zum Lärmabfallkübel des Kantons Thurgau», ein anderer.
Die angedachten 200 Meter hohen Windräder seien «monströse Giganten», die permanent Lärm produzieren, flackernden Schatten werfen und Mensch und Tier gesundheitlich schädigen, sagt ein weiterer: «Unser ganzes Gebiet würde verarmen. Und ihr plant das und lasst es einfach zu!» Auch Gastgeber Martin Imboden, Gemeindepräsident von Wuppenau, tut die ablehnende Haltung seitens des Gemeinderats kund.
«Wir können das Urteil der Regierung nicht verstehen, den Nutzen der Windanlage höher zu gewichten als den Landschaftsschutz. Die Regierung kümmert sich zu wenig um die betroffenen Menschen»
sagt Imboden. Es brauche klare Grenzwerte für Abstände, Infraschall und Lärm. Die vorhandene Technologie sei ohne Regeln nicht reif für die betroffene Siedlungsstruktur. «Das jetzige Konzept wirkt überstürzt und nicht fertig gedacht. Wir sagen nein zu diesem Experiment ohne Regulierung.»
Zwar betont Regierungsrat Walter Schönholzer, dass nach Festlegung der Windenergie-Gebiete die Gemeinden im üblichen Verfahren entscheiden, ob auch entsprechend umgezont wird. «Das Vorgehen ist so in der Verfassung niedergeschrieben. Von überstimmen durch den Kanton kann keine Rede sein.» Trotzdem zweifeln nicht nur einzelne Votanten diese Aussage an, auch Gemeindepräsident Martin Imboden.
«Diese Zusage wurde im kantonalen Richtplan an einem Ort gemacht, der keine Rechtsverbindlichkeit hat. Er steht in den Erläuterungen statt in den Planungsgrundsätzen – nur diese sind rechtsverbindlich», sagt er. Die Regierung habe mit der Kantonalen Nutzungszone ein Instrument, mit dem sie den Willen der Gemeinden im Grossen Rat umgehen könnte. «Die Ratsmitglieder würden das wohl durchwinken nach dem Motto: Die Anlage steht ja nicht bei uns.»
Marco Zimmermann von der «IG Lebensqualität Braunau-Wuppenau» legt zum Ende der Informationsveranstaltung die Gründe für den Kampf der IG gegen die Windanlage dar. «20 Prozent von Wuppenau würden zur Sperrzone, unsere Immobilien massiv an Wert verlieren und der Infraschall könnte jede vierte Person krank machen», sagt er – und sammelt danach Unterschriften für eine Einwendung an die Regierung. Noch bis am 24. Januar läuft die Vernehmlassung zu den Änderungen des Richtplans.