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Ostschweiz
Arbon, Kreuzlingen, Weinfelden
Nach dem Drama von Moria zeigt sich die Grenzstadt solidarisch und schreibt Bundesrätin Karin Keller-Sutter einen Brief. Zwei Petitionen gelangten an den Stadtrat, mit der Bitte, das Engagement zugunsten der Geflüchteten zu erhöhen. Die Stadtregierung gibt dieses Begehren, mit Nachdruck und angereichert mit konkreten Vorschlägen weiter.
Die Bilder vom Brand im Flüchtlingslager auf der griechischen Insel Moria sind noch präsent in den Köpfen. Offensichtlich auch in jenen der Mitglieder der Kreuzlinger Stadtregierung. Der Stadtrat wendet sich nämlich – wie schon während der Phase des Grenzzauns auf Klein Venedig – mit einem schriftlichen Appell an Bundesrätin Karin Keller-Sutter. Er fordert, dass sich die Schweiz sofort und aktiv einsetzt bei der Bewältigung dieser humanitären Krise.
Die Stadt hat rechtlich keine Möglichkeit, in Eigenregie Flüchtlinge aufzunehmen. Doch der Stadtrat macht der Landesregierung einen konkreten Vorschlag. In dem Schreiben nach Bern verweist man nämlich auf die freien Kapazitäten des Bundesasylzentrums in der Grenzstadt.
«Die Unterbringung ist für eine maximale Belegung von 290 Personen konzipiert, aktuell sind 56 Personen untergebracht.»
Das schreibt der Stadtrat in einer Medienmitteilung. Und damit nicht genug: Auch um die Betreuung der Flüchtlinge, sollte ihnen denn tatsächlich der Weg nach Kreuzlingen frei gemacht werden, hat man sich schon Gedanken gemacht. «Die Flüchtlinge aus Griechenland würden durch die Mitglieder der Arbeitsgruppe für Asylsuchende Thurgau (Agathu) mitbetreut», versichert der Stadtrat in seinem Brief an die Bundesrätin. «Der Stadtrat hofft und erwartet eine baldige Antwort aus Bern», heisst es abschliessend.
Auslöser für den Vorstoss des Kreuzlinger Stadtrates waren zwei Petitionen. Ende August hatte der ehemalige SP-Stadtrat Heinz Schmid eine Petition eingereicht. Mitte September tat SP-Gemeinderat Adrian Knecht unabhängig von Schmid dasselbe. Beide Begehren sind von mehreren Personen mitunterzeichnet worden. Die Petitionäre schreiben, dass sie überzeugt sind, dass es die Pflicht jeder europäischen Gemeinde sei, sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten für die Behebung dieser elenden und schändlichen Zustände einzusetzen.
Dass der Stadtrat diese Haltung teilt, freut Knecht. Auf Anfrage berichtet er, dass er von verschiedenen Kreuzlingerinnen und Kreuzlingern angesprochen worden sei, man solle doch etwas unternehmen. Er übernahm die Petition von der Aktion «Evakuieren-jetzt» und reichte die ihm zugetragenen Unterschriften mit einem Begleitschreiben ein. Dass die Stadt mit einem Appell an die Bundesrätin reagiert, sei ein starkes Zeichen, findet Adrian Knecht. Besonders begrüssenswert sei auch, dass der Stadtrat pragmatisch und von sich aus eine Möglichkeit für Unterbringung und Betreuung aufzeigt.
«So zeigen wir Bern, dass wir bereit sind, Menschen hier aufzunehmen.»