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Als eine von drei Schweizer Gemeinden beteiligt sich die Rosenstadt an einem Modellversuch der Gesundheitsstiftung Radix. Beim Projekt CTC ("Communities That Care") geht es darum, die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen zu fördern.
Die Anfrage kam unverhofft, die Antwort schnell. «In der Jugendkommission waren wir uns einig, dass wir die Chance, Teil dieses interessanten Pilotprojekts zu sein, beim Schopf packen wollen, und auch der Stadtrat gab sein Einverständnis», sagt Nina Rodel. Die Stadträtin präsidiert die Jugendkommission, die sich seit 2016 mit der Realisierung des Pilotprojekts beschäftigt.
Die ersten drei Phasen hat das Gremium in enger Zusammenarbeit mit den Sekundarschulzentren Sandbänkli (Bischofszell) und Bruggfeld (Sitterdorf) mittlerweile bewältigt. «Jetzt beginnt die eigentliche Knochenarbeit», erklärt Rodel und meint damit die Phasen vier und fünf, welche die Erstellung beziehungsweise die Umsetzung des Aktionsplans beinhalten.
Der Jugendkommission sei es wichtig zu erkennen, in welchen Bereichen in Bischofszell die Herausforderungen liegen und wo bereits effiziente Schutzfunktionen vorhanden sind, führt die Stadträtin aus. Wichtige Anhaltspunkte hat laut Rodel die Entwicklung des Gebietsprofils geliefert.
In dieser dritten, acht Monate dauernden Phase wurden etwa die Risiko- und Schutzfaktoren sowie das Problemverhalten bei Jugendlichen mittels einer freiwilligen und anonymen Befragung ermittelt. Wichtige Erkenntnisse lieferte auch die Analyse der Lücken und Überschneidungen bei bestehenden Angeboten und Massnahmen.
Die bisherige Projektarbeit hat nach den Worten Rodels gezeigt, dass das Problem der Kriminalität in Bischofszell glücklicherweise noch nicht sehr ausgeprägt ist – dies im Gegensatz zu den beiden anderen Modellgemeinden.
Von einer heilen Welt zu sprechen, wäre aber unangebracht, betont Rodel und verweist auf Verhaltensauffälligkeiten wie Cybermobbing und Gamen, die bei der Umfrage durchaus signifikante Werte erreicht hätten. Im Rahmen der Lückenanalyse in Phase drei habe man auch feststellen müssen, dass es recht schwierig ist, die Eltern ins Boot zu holen. Rodel spricht diesbezüglich sogar von einer «Knacknuss».
Bei der Erstellung des Aktionsplans werde man zwischen kurz-, mittel- und langfristigen Massnahmen unterscheiden, erläutert Rodel. Rasch umsetzbar wäre ihrer Einschätzung nach etwa die Ausbildung von Leiterinnen für Sprachspielgruppen. Die vierte Phase des Pilotprojekts soll bis Mitte 2019 abgeschlossen sein.
Die fünfte und letzte Phase beginnt unmittelbar danach. Rodel erachtet es als wesentlich, die Umsetzung der beschlossenen Massnahmen langfristig sicherzustellen und das Vorgehen der Gemeinde in der Bischofszeller Bevölkerung abzustützen.
Als Kritik an den örtlichen Vereinen, die sich auf dem Gebiet der Jugendarbeit engagieren, möchte Rodel die Beteiligung am Pilotprojekt auf keinen Fall verstanden wissen. «Da wird schon jetzt viel geleistet. Unser Bestreben ist es, mit den vorhandenen Ressourcen das Bestehende zu optimieren», erklärt die Präsidentin der Jugendkommission.
Beim Pilotprojekt «CTC – Communities That Care» (frei übersetzt: Gemeinden, die sich kümmern) handelt es sich um einen Modellversuch der schweizerischen Gesundheitsstiftung Radix. Ziel ist es, problematische Verhaltensweisen und Symptome bei Kindern und Jugendlichen zu vermeiden oder zu reduzieren. CTC stammt aus den USA und stellt eine präventive Langzeitstrategie zur Schaffung einer sicheren und lebenswerten Umgebung dar. Sie wurde auch in England, Holland und Deutschland umgesetzt. In der Schweiz wird CTC zum ersten Mal erprobt. Modellgemeinden sind Köniz BE, Meilen ZH und Bischofszell. (st)